16.11.2017 Aufrufe

stahlmarkt 07.2011 (Juli)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22 K Branchenbericht<br />

Großanlagenbau zurück in der Spur<br />

Wettbewerbsdruck nimmt deutlich zu<br />

Frankfurt (kv). Im deutschen Großanlagenbau ist wieder<br />

Wachstum angesagt. Der Markt hat sich nach dem Einbruch<br />

2009 inzwischen deutlich erholt und die heimischen<br />

Anlagenbauer fühlen sich auch dem verstärkten Wettbewerbsdruck<br />

gewachsen. Im laufenden Jahr dürften die<br />

Auftragseingänge um etwa 10 % zulegen.<br />

WW K Helmut Knauthe, der neue Vorstandssprecher<br />

der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

im Verband Deutscher Maschinenund<br />

Anlagenbau (VDMA), hat in seinem<br />

Amt einen guten Start erwischt. Nach dem<br />

tiefen Einbruch im Rahmen der internationalen<br />

Finanzkrise geht es bei den Anlagenbauern<br />

wieder aufwärts: »Für 2011 sind wir<br />

verhalten optimistisch. Über nahezu alle<br />

Branchen hinweg rechnen wir damit, dass<br />

sich die Projekttätigkeit weiter beleben und<br />

der seit Mitte 2010 zu beobachtende Aufwärtstrend<br />

im Auftragseingang anhalten<br />

wird. Die Be stellungen dürften damit das<br />

Niveau des Jahres 2010 übertreffen.« Dabei<br />

helfe, dass »in der Rezession verschobene<br />

Vorhaben wiederaufleben und sich auch die<br />

Nachfrage nach neuen Investitionsprojekten<br />

verbessert«. Eine Rückkehr zu den Spitzenwerten<br />

der Jahre 2007 und 2008 sei aber<br />

»vorerst« noch nicht zu erwarten.<br />

In Zahlen bedeutet diese Aussage: Nachdem<br />

sich der Auftragseingang von 2002<br />

(15,2 Mrd. €) bis 2008 auf 32,8 Mrd. €<br />

mehr als verdoppelt hatte, brach er 2009<br />

um ein Drittel auf 22,1 Mrd. € ein und erholte<br />

sich im vergangenen Jahr nur leicht auf<br />

22,4 Mrd. €. Für 2011 rechnet die Arbeitsgemeinschaft<br />

mit einem »hohen einstelligen<br />

oder niedrigen zweistelligen« Zuwachs. Eine<br />

genaue Prognose für einen bestimmten Zeitraum<br />

fällt schon deshalb schwer, weil bereits<br />

etwa vier Großprojekte, die sich über den<br />

Stichtag hinaus verschieben (Einzelvolumen<br />

mindestens 25 Mill. €) für die Statistik deutlich<br />

ins Gewicht fallen.<br />

Stärkste Impulse wieder<br />

aus den BRIC-Staaten<br />

Knauthe, der im Hauptberuf Geschäftsführer<br />

der Uhde GmbH ist, geht davon aus, dass<br />

die stärksten Impulse für den Großanlagenbau<br />

2011 aus den BRIC-Staaten (Brasilien,<br />

Russland, Indien, China) kommen. »Gleichzeitig<br />

sollte der Aufschwung regional weiter<br />

an Breite gewinnen. Verbesserte Perspektiven<br />

nehmen wir unter anderem auch in<br />

Südostasien – vor allem Indonesien und<br />

Vietnam –, im restlichen Osteuropa und in<br />

einigen Regionen Südamerikas wahr. Hingegen<br />

haben sich die Aussichten für Nordafrika<br />

infolge der politischen Umwälzungen<br />

verschlechtert. Mittlerweile strahlen diese<br />

auch auf die arabische Halbinsel aus«, erläutert<br />

Knauthe. Dennoch bleibe der Mittlere<br />

Osten ein hochattraktiver, allerdings vom<br />

Wettbewerb auch sehr umkämpfter Markt<br />

für den deutschen Großanlagenbau. Insgesamt<br />

gelte für den internationalen Markt:<br />

Die langfristigen Wachstumstrends wie<br />

weltweit steigender Energiebedarf, zunehmende<br />

Bedeutung von Energieeffizienz und<br />

Ressourcenschonung, überproportional ho -<br />

he Nachfrage aus Schwellenländern seien<br />

»weiter intakt«. Die über 2011 hinausreichenden<br />

Perspektiven des Großanlagenbaus<br />

seien daher günstig. Knauthe: »Wir wollen<br />

an diesen Marktchancen teilhaben und werden<br />

daher unseren Technologievorsprung<br />

durch konsequente Innovation zukünftig<br />

halten sowie unsere Abwicklungskompetenzen<br />

erhöhen.«<br />

Als typisches Jahr einer rapiden Kehrtwende<br />

erwies sich 2010. Knauthe: »Der<br />

Großanlagenbau mit seinen Investitionsgüterbranchen<br />

nimmt mit zeitlicher Verzögerung<br />

an wirtschaftlichen Aufschwüngen<br />

teil.« Vor allem die Anlagenbauer, die die<br />

Grundstoffindustrien ausrüsten, konnten im<br />

vergangenen Jahr die Rückgänge des Kri-<br />

Großanlagenbau kurzgefasst<br />

Zum Großanlagenbau gehören Unternehmen<br />

der Branchen elektrotechnische Ausrüstungen,<br />

Kraftwerke, Hütten- und Walzwerke,<br />

verfahrenstechnische Chemieanlagen,<br />

Baustoffanlagen, Papier- und Zellstoffanlagen,<br />

Wasserkraftanlagen, Anlagen<br />

für Holzwerkstoffe und solarthermische<br />

Anlagen. Die Unternehmen müssen<br />

nach der Definition der Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau im VDMA einoder<br />

mehrmals jährlich kundenspezifische<br />

Industrieanlagen im Wert von jeweils mindestens<br />

25 Mill. € herstellen können. Der<br />

Umsatz im Großanlagenbau ist als Indikator<br />

zur aktuellen Marktentwicklung wenig<br />

geeignet, da er angesichts der Langfristigkeit<br />

des Geschäfts zum Teil Jahre zurückliegende<br />

Aufträge widerspiegelt. Wohl<br />

aber kann er, wenn man einen mittelfristigen<br />

Zeitraum heranzieht, einen Vergleich<br />

mit anderen Ländern über Marktanteile<br />

liefern. Nimmt man den Fünfjahreszeitraum<br />

2006 (Weltmarktvolumen 225<br />

Mrd. €) bis 2010 (250 Mrd. €), so lässt sich<br />

festhalten, dass Deutschland bis 2010 auf<br />

einen Anteil von 18 % (nach 20 %) abgerutscht<br />

ist. Westeuropa ohne Deutschland<br />

kommt auf weitere 22 (25) %. Marktführer<br />

bleiben die USA mit 20 (22) %. Stark verloren<br />

hat Japan mit 10 (15) %, während<br />

Südkorea mit 12 (5) % und China mit 8<br />

(5) % die deutlichen Gewinner sind.<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>07.2011</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!