REGIOBUSINESS - NR. 187 | 2017-12
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28 Politik & Wirtschaft<br />
Dezember <strong>2017</strong> I Jahrgang 16 I Nr. <strong>187</strong><br />
Versammelte Expertise<br />
Von der stillen Beteiligung über die Unternehmensnachfolge bis zum Notariatswesen<br />
reichten die Themen beim Wirtschaftsforum Lauda-Königshofen. VON FRANK LUTZ<br />
Eigenkapital stärken – innovative<br />
Finanzierungsformen<br />
für Ihr Unternehmen“<br />
war das Thema beim<br />
„Wirtschaftsforum Lauda-Königshofen“,<br />
das die Stadt<br />
Lauda-Königshofen Mitte November<br />
zusammen mit der<br />
Sparkasse Tauberfranken in deren<br />
Kundenhalle ausrichtete.<br />
Die stille Beteiligung als „Brotund<br />
Buttergeschäft“ der Sparkassenbeteiligungsgesellschaft<br />
(SBG) Heilbronn-Franken<br />
stellte deren Geschäftsführer<br />
Bernd Hofherr vor.<br />
Die Unternehmen stünden in<br />
der Geldfragen oft vor Herausforderungen<br />
– etwa der schwierigen<br />
Finanzierung neuer Geschäftsideen<br />
durch die Sicherheitsorientierung<br />
der Banken<br />
und die niedrige Planungssicherheit,<br />
da sich eine Investition<br />
mitunter erst nach zwei Jahren<br />
positiv auswirke. „Die<br />
Kunst liegt darin, die für Sie<br />
beste Kombination aus Finanzierungsbausteinen<br />
zu finden“ –<br />
mit dem Ziel einer hohen Stabilität<br />
zum attraktiven Preis“,<br />
sagte Hofherr.<br />
NACHRANG Die stille Beteiligung<br />
zeichne sich durch einige<br />
Besonderheiten aus: So werde<br />
durch vertragliche Regelungen<br />
Fremd- zum Eigenkapital gemacht.<br />
Die SPG nehme dabei<br />
eine stille Rolle mit stark begrenzter<br />
operativer Einflussnahme<br />
ein und stehe auch im<br />
Nachrang zu den beteiligten<br />
Experten: Thomas Maertens (Bürgermeister Lauda-Königshofen), Sabine Baumeister (Fachbereichsleiterin<br />
Wirtschaftsförderung), Joachim Studt (Diplompsychologe, ZfP), Dr. med. Michael Majer<br />
(Arbeitsmediziner und Geschäftsführer ZfP), Bernd Hofherr (Geschäftsführer SBG), Dr. Sebastian<br />
Köbler (Notar), Marco Schneider (Bereichsleiter Privatkunden Süd, Sparkasse Tauberfranken) und<br />
Thomas Englert (Gruppenleiter Corporate Finance, Sparkasse Tauberfranken).<br />
Foto: Frank Lutz<br />
Banken: „Wenn es dem Unternehmen<br />
mal nicht gut geht,<br />
kriegen wir erstmal gar<br />
nichts“, erklärte Hofherr.<br />
Dem Thema „Unternehmensnachfolge“<br />
nahm sich Thomas<br />
Englert, Leiter Corporate Finance<br />
der Sparkasse Tauberfranken,<br />
an. Er empfahl, die<br />
Nachfolge frühzeitig zu planen<br />
und immer im Hinterkopf zu behalten.<br />
Diese ist neben der Betreuung<br />
von Kommunen und<br />
kommunalen Unternehmen sowie<br />
dem Auslandsgeschäft eines<br />
der Hauptgeschäftsfelder<br />
seines achtköpfigen Teams. Die<br />
Dienstleistungen im Bereich<br />
der Unternehmensnachfolge<br />
umfassen etwa Beratung,<br />
Coaching, Unternehmensbewertung,<br />
Wertsteigerungsmaßnahmen,<br />
die Suche nach potenziellen<br />
Nachfolgern und Investoren<br />
sowie die Integration von Experten<br />
wie langjährigen Steuerberatern.<br />
Auf einer Unternehmensplattform<br />
versuchen Majer und<br />
seine Kollegen, Kaufgesuche<br />
mit Verkaufsangeboten zusammenzubringen.<br />
Das Besondere:<br />
Bis zum Matching bleibt das Unternehmen<br />
anonym.<br />
Das „Netzwerk Unternehmensnachfolge“<br />
(UNF) stellte anschließend<br />
Dr. Michael Majer,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
des Laudaer „Zentrums für<br />
Persönlichkeitsentwicklung“<br />
(ZfP) vor. Diesem gehören neben<br />
dem ZfP die Sparkasse Tauberfranken,<br />
das Steuerberatungs-<br />
und Wirtschaftsprüfungsbüro<br />
„Bertsch-Rapp-Lurz“ sowie<br />
die Anwaltskanzlei „Burkhard<br />
Stoll & Christian Sitter“an.<br />
Damit sollen finanzielle, steuerrechtliche,<br />
rechtliche und personale<br />
Aspekte besetzt werden.<br />
Im Bereich Unternehmensnachfolge<br />
bietet das UNF Unternehmer-Coachings,<br />
die Erstellung<br />
von Nachfolgeplänen sowie Auswahlverfahren<br />
und Eignungsprüfungen<br />
von Nachfolgern an.<br />
Ziel sei es, das Thema zu „enttabuisieren“.<br />
Die Kunden würden<br />
dabei keinerlei Verpflichtungen<br />
eingehen, Seriosität und Diskretion<br />
blieben stets gewahrt.<br />
Seine Arbeit sowie aktuelle Herausforderungen<br />
stellte abschließend<br />
der Notar Dr. Sebastian<br />
Köbler vor. So befinde sich<br />
das Notariat in Baden-Württemberg<br />
durch die Umstellung auf<br />
das südliche Notariatswesen<br />
derzeit im Umbruch. Auf die<br />
vorhergehenden Vorträge Bezug<br />
nehmend, berichtete Köbler<br />
unter anderem, dass ein Notar<br />
bei der Ausgestaltung des<br />
Unternehmensübergangs unterstützen<br />
könne wie auch, falls<br />
bei einer stillen Beteiligung<br />
eine Beurkundungspflicht bestehe.<br />
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Denkanstöße<br />
Transformation 4.0:<br />
Deutschland kann es schaffen…<br />
Die deutsche Automobilindustrie<br />
muss in den nächsten Jahren<br />
Megatrends wie beispielsweise dem<br />
demografischen und technologischen<br />
Wandel sowie der Weiterentwicklung<br />
von Mobilität begegnen, um erfolgreich<br />
weiter existieren zu können.<br />
Die Kombination aus rückläufiger<br />
Binnennachfrage nach Fahrzeugen<br />
mit konventioneller Antriebstechnologie,<br />
agilen Wettbewerbern aus dem<br />
Ausland, Car-Sharing und Mobilitätsdiensten,<br />
wie „Vehicle on Demand“<br />
und dem Ausbau des öffentlichen<br />
Verkehrsnetzes mit autonomen<br />
Gastautorin<br />
Tülin Arslan<br />
begleitet und unterstützt<br />
Unternehmen, sich für die<br />
Zukunft aufzustellen<br />
Fahrzeugen, wird zu einem Rückgang<br />
des Bedarfs an qualifizierten und<br />
unqualifizierten Arbeitskräften führen,<br />
beziehungsweise die Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter verändern.<br />
Gemäß Statista zählt die Automobilindustrie<br />
mit 808 491 Beschäftigten<br />
zu den Schlüsselbranchen<br />
in Deutschland. Aus diesem Grund<br />
haben Veränderungen in der Branche<br />
einen direkten Einfluss auf die<br />
Unternehmen und somit auf den<br />
gesellschaftlichen Wohlstand in<br />
Deutschland. Deshalb ist sowohl<br />
die Unternehmensführung als auch<br />
die Politik gefordert, Maßnahmen<br />
zu ergreifen, damit der Wandel von<br />
einem traditionellen Automobilkonzern,<br />
wie es VW, Audi, Porsche, BMW<br />
oder Mercedenz-Benz sind, hin zu<br />
einem Mobilitätsdienstleister gelingt.<br />
Angesichts der langen Historie des<br />
Erfolges in der Vergangenheit und der<br />
daraus resultierenden Unternehmensgrößen<br />
sowie den gültigen gesetzlichen<br />
Regelungen, können deutsche<br />
Automobilhersteller im Gegensatz zu<br />
neuen Start-ups, wie beispielsweise<br />
Tesla aus den USA oder BYD (Build<br />
Your Dreams) aus China, nicht flexibel<br />
und schnell genug reagieren.<br />
Dies liegt, neben den bereits getätigten<br />
hohen Investitionssummen in Gebäude<br />
und Anlagen zur Herstellung<br />
von Kraftfahrzeugen mit konventioneller<br />
Antriebstechnik, insbesondere<br />
auch an arbeits- und tarifrechtlichen<br />
Bestimmungen. Das bedeutet häufig,<br />
dass bei Entlassungsmaßnahmen<br />
ein Sozialplan aufgestellt und hohe<br />
Abfindungen gezahlt werden müssen.<br />
Dieses Verfahren ist sehr langwierig<br />
und birgt eine Gefahr für den<br />
gesellschaftlichen Wohlstand und die<br />
Sozialsysteme in Deutschland.<br />
Um den Fortbestand und die Flexibilität<br />
von traditionellen Unternehmen<br />
zu gewährleisten ist deshalb eine<br />
strategische Personalplanung als Teil<br />
des strategischen Managements für<br />
die Unternehmensführung unerlässlich,<br />
um rechtzeitig die Weichen für<br />
die Zukunft stellen zu können. Wichtig<br />
dabei ist, nach einer gezielten<br />
Analyse des Unternehmensumfelds,<br />
zunächst bestehende und neue<br />
Geschäftsfelder zu definieren, um<br />
dann im Anschluss daran konkrete<br />
Maßnahmen für das Unternehmen<br />
abzuleiten und diese im Folgenden<br />
erfolgreich zu implementieren.<br />
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