LE-2-2016
LOGISTIK express Fachzeitschrift
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RICHARD <strong>LE</strong>SSAU<br />
permanent – kostspielig und laufend<br />
betreut – angepasst werden müssen.<br />
Die dezentrale Vernetzung von Daten<br />
und Prozessen erlaubt es jedoch – mit<br />
völlig neuen, aber existierenden Verfahren<br />
– genau diese Kostenaspekte zu<br />
minimieren und dabei wesentlich mehr<br />
Leistung zu erzielen.<br />
Mit zunehmender Vernetzung dezentral<br />
gesteuerter Systeme gewinnt auch die<br />
Spieltheorie mehr und mehr an Bedeutung.<br />
Zumal die Prozess-Vernetzung oft<br />
nicht nur über verschiedene Abteilungen,<br />
sondern auch über verschiedene<br />
Unternehmen und damit über potenziell<br />
unterschiedliche Interessen hinweggehen<br />
wird und heutzutage auch schon<br />
geht. Folgendes Beispiel zeigt jedoch,<br />
dass eine rein dezentrale Steuerung<br />
von Prozessen nicht das Ziel der Vernetzung<br />
sein kann.<br />
Ein zentraler Daten-austausch bzw.<br />
eine zentrale Steuerung sind für eine<br />
optimale Prozessplanung unumgänglich:<br />
Navigationssysteme bringen Autofahrer<br />
optimal von A nach B und<br />
nutzen Stau- und diverse andere Informationen,<br />
um die anfangs geplante<br />
Route in Echtzeit an die lokalen Gegebenheiten<br />
optimal anzupassen. Klingt<br />
auf den ersten Blick perfekt, aber Sie<br />
standen bestimmt auch schon einmal<br />
frustriert im Stau auf der Umgehungsroute,<br />
weil die Navigationssysteme der<br />
anderen Autofahrer die gleiche Ausweichstrecke<br />
empfahlen. Eine zentrale<br />
Planung hätte dies vermeiden bzw.<br />
den Gesamtstau reduzieren können.<br />
RAYMOND HEMMECKE<br />
Übersetzt in industrielle<br />
Produktion, Handel oder<br />
Logistik: eine zentrale<br />
Steuerung kann den Materialfluss<br />
signifikant verbessern,<br />
insbesondere<br />
wenn lokal Kapazitätsengpässe<br />
vorhanden<br />
sind. Durch dezentrale<br />
Entscheidungen wird die<br />
überlagerte Steuerung<br />
entlastet und wesentlich unterstützt.<br />
Man denke auch an den Einsatz autonom<br />
fahrender Kommissionier-Roboter<br />
in der Logistik, wie sie in Zukunft<br />
mehr und mehr zum Einsatz kommen<br />
werden. Die Kombination aus dezentraler<br />
und zentraler bzw. intelligenter<br />
Routenabstimmung ist zur Stauvermeidung<br />
unumgänglich.<br />
Die Konsequenz ist, dass zunächst die<br />
Voraussetzungen zur Industrie 4.0 in<br />
Form einer Digitalisierungsstrategie<br />
umzusetzen sind. Diese Strategie muss<br />
dabei gezielt aufzeigen, welche Daten<br />
aufzunehmen, zu vernetzen, zu archivieren<br />
und zu visualisieren sind. Um<br />
daraus optimale Entscheidungen auf<br />
Produktions- und Logistik- bis Strategie-<br />
Level zu treffen, wird deshalb die Bedeutung<br />
der Mathematik unweigerlich<br />
zunehmen. Nur die Kombination aus<br />
klassischer Fabrikplanung mit Methoden<br />
der höheren Mathematik erlaubt es,<br />
die Voraussetzungen zur Industrie 4.0 zu<br />
gewährleisten.<br />
Durch Big Data Analysen zeigt sich in<br />
der Intralogistik, dass die klassische ABC-<br />
XYZ-Verteilung ergänzt werden kann.<br />
Zum Beispiel können durch die Identifizierung<br />
sogenannter Artikelpaare, d.h.<br />
Artikel, die häufig zusammen bestellt<br />
werden, die Lager- und Kommissionier-<br />
Strategien optimiert werden. Das senkt<br />
den Kommissionieraufwand, da weite<br />
Strecken vermehrt entfallen, und senkt<br />
den Konsolidieraufwand, da die Artikelzusammenführung<br />
optimiert wird. Allein<br />
diese Optimierung zeigt in manuell<br />
organisierten Lagerbereichen eine<br />
signifikante Kosteneinsparung von<br />
über 10 %. Dieses Analyseverfahren<br />
kann als Echtzeitmodul an die bestehede<br />
Lagerverwaltung angefügt<br />
werden, um die Einlagerstrategie<br />
permanent und intelligent an die<br />
Kundenbedürfnisse anzupassen. Als<br />
weiteren Effekt senkt sich dadurch<br />
der Aufwand in der Lagerreorganisation.<br />
Und das, ohne die bestehenden<br />
IT-Systeme konsequent aufzugeben.<br />
Im Bereich der automatisierten<br />
Lager finden neben den reinen<br />
Warenbewegungen durch Regalbediengeräte,<br />
Shuttle-Systeme oder<br />
fahrerlose Transportsysteme verstärkt<br />
Pick-Roboter zum stückgenauen<br />
Greifen ihren Einsatz. Die vor allem<br />
aus der Produktionsumgebung<br />
bekannten Anlagen werden dabei<br />
durch „Computer Vision“-Methoden<br />
in der Visualisierung von Waren immer<br />
einsatzstärker. Moderne Shuttle-<br />
Systeme erlauben mühelos 600 und<br />
mehr Bewegungen je Gasse.<br />
Hier kommen die Mitarbeiter an den<br />
Kommissionier-Stationen schnell an<br />
ihre Grenzen. Um die Leistungsfähigkeit<br />
zu erhöhen, werden klassisch<br />
mehr Arbeitsplätze eingerichtet,<br />
wobei die neuen Analyse-Methoden<br />
eine verbesserte Lager-Strategie<br />
ermöglichen und so den Kommissionierer<br />
entlasten. Durch Pick-Stationen<br />
kann zudem eine stetige und<br />
leistungsfähige Waren-Entnahme<br />
gewährleistet werden.<br />
Industrie 4.0 ist kein Zustand, der<br />
einfach passiert. Vielmehr sind die<br />
neuen Möglichkeiten zu bewerten,<br />
woraus individuell ein konkreter Mehrwert<br />
dargestellt werden kann. Für<br />
die Entwicklung und Umsetzung der<br />
Digitalisierungs-Strategie mit Ihnen,<br />
Ihren Kunden und Lieferanten sind<br />
wir gerne Ihr Ansprechpartner. [RED]<br />
LOGISTIK express 3|2014 19