LE-2-2016
LOGISTIK express Fachzeitschrift
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TRANSPORT & LOGISTIK<br />
Container-Transporte nach Europa<br />
werden immer billiger<br />
Bedingt durch stetig steigenden Warenfluss – vom Rohstofftransport bis hin zur<br />
Auslieferung von Fertigprodukten zum Endverbraucher – steigt auch das Risiko,<br />
dass wertvolle Güter am Transportweg Schaden nehmen. BEITRAG: REDAKTION<br />
Der Gütertransport auf dem<br />
Seeweg von Asien nach Europa<br />
wird immer billiger. Die<br />
Frachtsätze für das Verschiffen<br />
von Containern sackten zuletzt um<br />
weitere rund zehn Prozent auf knapp<br />
mehr als 200 Euro ab. Auf dem derzeitigen<br />
Niveau wird das Geschäft nach<br />
Einschätzung von Insidern der Logistikbranche<br />
zufolge für große Reeder wie<br />
beispielsweise Hapag Lloyd, Maersk,<br />
MSC oder CMA CGM immer unrentabler.<br />
Die Exporte, die vom weltgrößten<br />
Containerhafen Shanghai ausgehen,<br />
werden wöchentlich im Index SCFI<br />
(Shanghai Containerized Freight Index)<br />
abgebildet. Die Frachtsätze der vergangenen<br />
Wochen waren die niedrigsten<br />
seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr<br />
2009. Nicht nur auf der Asien-Route Richtung<br />
Europa purzeln die Frachtraten, in<br />
anderen Regionen rund um den Globus<br />
verbilligte sich der Containertransport<br />
ebenfalls drastisch: Zu Häfen in das Mittelmeer<br />
ging der Preis um mehr als elf<br />
Prozent zurück, an die US-Westküste um<br />
zwölf und an die US-Ostküste um neun<br />
Prozent.<br />
Die Containerschifffahrt leidet seit<br />
Jahren unter hohen Überkapazitäten.<br />
Wegen der schwächelnden Konjunktur<br />
in China und anderen Schwellenländern<br />
ist das Angebot an Schiffsraum<br />
viel größer als die Nachfrage. Die weltgrößte<br />
Reederei, Maersk, war über<br />
Jahre erfolgsverwöhnt und fuhr respektable<br />
Erträge ein, doch das ist Vergangenheit:<br />
die zuletzt geschriebenen roten<br />
Zahlen ließen in der Zentrale in Kopenhagen<br />
die Alarmglocken schrillen. Auch<br />
japanische Reedereien schreiben rote<br />
Zahlen. Deutschlands größte Container-<br />
Reederei Hapag-Lloyd kehrte indes<br />
dank der Fusion mit dem chilenischen<br />
Konkurrenten CSAV in die Gewinnzone<br />
zurück.<br />
Hapag-Lloyd forciert Special Cargo<br />
Die deutsche Traditionsreederei mit Sitz<br />
in Hamburg war 2015 unternehmerisch<br />
gut unterwegs und hat eigenen Angaben<br />
zufolge den Turnaround geschafft:<br />
Das EBIT drehte von minus 382 Mio. Euro<br />
im Jahr 2014 auf plus 366 Mio. Euro im<br />
Vorjahr. Der Umsatz erhöhte sich von 6,8<br />
Mrd. Euro 2014 auf 8,8 Mrd. Euro im Vorjahr.<br />
Man habe die Unternehmensziele<br />
erreicht, verlautet es entspannt aus der<br />
obersten Führungsetage. Hapag Lloyd<br />
ist großer Player im Containerbusiness,<br />
aber forciert neuerdings auch den<br />
Bereich Special Cargo. Schwere Turbinen,<br />
Jachten, Flugzeugteile oder sonstige<br />
sperrige Güter, die nicht in Container<br />
passen, nimmt die Reederei auf ihren<br />
177 Schiffen mit. Bei Special Cargo hat<br />
Hapag Lloyd langjährige Erfahrung<br />
und eigenen Angaben zufolge ein sehr<br />
gutes Equipment zu bieten, das auch<br />
österreichischen Kunden zur Verfügung<br />
steht. Dafür braucht es sogenannte Flat-<br />
Racks, auf denen bis zu 54 t schwere<br />
Colli verladen werden. Special Cargo<br />
kann im Einzelstück schon einmal bis zu<br />
500 Tonnen schwer sein.<br />
Spezial-Ladung muss an Bord der Kähne<br />
präzise platziert werden, nicht selten<br />
haben Spezial-Verladungen, weil Kunden<br />
so frühzeitig anfragen, eine planerische<br />
Vorlaufzeit von bis zu eineinhalb<br />
Jahren, weiß David Piel, Experte für Special<br />
Cargo bei Hapag-Lloyd und selbst<br />
nautischer Offizier mit entsprechender<br />
Erfahrung bei Verladung und Transport<br />
von Special Cargo.<br />
Hapag-Lloyd hat den Container weiter<br />
entwickelt: Er wurde technisch adaptiert,<br />
statt eines Holzbodens besteht der<br />
Boden immer öfter aus Stahl, was die Box<br />
leichter macht und mehr Ladevolumen<br />
bringt. 1,6 Mio. TEU hat die Reederei<br />
derzeit im eigenen Fuhrpark, gut 10.000<br />
davon sind bereits mit Stahlboden<br />
ausgestattet. Entwickelt wurde der<br />
Steelfloor-Container gemeinsam mit<br />
Kunden. Der Stahlboden macht die Box<br />
wesentlich stabiler und langlebiger. Aufgrund<br />
der speziell konstruierten Sicken<br />
ist sie um bis zu 150 Kilogramm leichter<br />
als herkömmliche ältere Modelle und<br />
ermöglicht so höhere Ladungsmengen,<br />
ohne dass der Stahlboden im Vergleich<br />
zum Holz Stabilität einbüßt. [RED]<br />
46 LOGISTIK EXPRESS 2/<strong>2016</strong>