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LE-2-2016

LOGISTIK express Fachzeitschrift

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TRANSPORT & LOGISTIK<br />

sorgen muss, allen Logistik-Schülern entsprechende<br />

Lehrunterlagen zu besorgen. Alleine das<br />

erklärt, warum Logistikergenerationen davor<br />

eben nur eindimensional zu denken gelernt<br />

haben und heute noch glauben, Infrastruktur<br />

bestehe allein aus Schiene und Straße.<br />

Selbstredend, dass erst anno <strong>2016</strong> neben<br />

den Honoratioren der Branche bei der<br />

HERMES.Verkehrs.Logistik Preisverleihung auf<br />

der Bühne mit Lukas Schröder erstmals auch<br />

ein Lehrling stehen darf. Und das ist durchaus<br />

eine gute – eine sehr gute Nachricht, Herr Professor<br />

Kummer!<br />

Wenig Unterstützung hingegen ist für den<br />

Counselor die Infrastruktur- und Verkehrspolitik.<br />

Das sieht man am Beispiel, dass sie medienwirksam<br />

einen Anstieg der Bahn auf 40<br />

Prozent beim Modal Split plakatiert. Wohl<br />

wissend, dass sich der Straßenanteil keinesfalls<br />

verringern wird. Damit würde die<br />

Gesamtschau selbst ohne Binnenschifffahrt<br />

schon auf weit über 100 Prozent anwachsen.<br />

Die zentrale Frage ist, reicht die noch verbleibende<br />

Zeit, dass sich künftige Logistiker<br />

wie Lukas Schröder für wachsende Herausforderungen<br />

wappnen können?<br />

Schon schleudern Dienstleister wie FedEx,<br />

UPS, Amazon und DHL tödliche Blitze aus der<br />

Cloud auf Österreich nieder. Hierorts berät<br />

man aber noch, ob „Physical Internet“ überhaupt<br />

zur Infrastruktur zählen darf und wer<br />

das alles regeln soll. Inzwischen tritt aber<br />

schon jeder potenzielle Kunde mit Internetanschluss<br />

per Mausklick einen Logistik-Tsunami<br />

los, der sich gewaschen hat. Schätzungen in<br />

Deutschland gehen davon aus, dass etwa<br />

800.000 Pakete täglich (!) als Retourware auf<br />

den Verkehrswegen unterwegs sind. Kostet ja<br />

nix. Der Kunde ist König – auch wenn er eigentlich<br />

schon besachwaltet werden müsste. Und<br />

schon genügt die Lieferung am Tag nach der<br />

Bestellung nicht mehr. Am selben Tag muss<br />

die neue Pudelhaube auf der „Tackn“ stehen<br />

– auch wenn der nächste Winter erst in sechs<br />

Monaten kommt.<br />

Das Unbehagen angesichts gigantischer Warenströme,<br />

die durch Internetshopping ausgelöst<br />

fast stündlich zunehmen, ist unter den<br />

Diskutanten bei Fachveranstaltungen förmlich<br />

fühlbar. Organisatorisch kann es dank<br />

technischer Möglichkeiten noch aufgefangen<br />

und bewältigt werden. Aber schon läuft<br />

die Politik hinter der Entwicklung einher. Die<br />

DI SARAH KRAUTSACK – BMVIT, VERANT-<br />

WORTLICH FÜR FTI-PROGRAMM “MOBILITÄT<br />

DER ZUKUNFT”<br />

Schnellen fressen die Langsamen und die vermeintlich<br />

gute Verwaltung kann schon fast<br />

nur mehr absegnen, was von allen Seiten auf<br />

die Amtsstube einprasselt. Das Schlimmste ist,<br />

dass die Leute mit allen möglichen Problemen<br />

derart beschäftigt und zugedeckt sind, dass<br />

für das Thema Sicherheit in einer alles überspannenden<br />

Cloud überhaupt kein Platz<br />

mehr bleibt. Es ist geradezu symptomatisch,<br />

dass auf solchen Konferenzen wie beim eben<br />

über die Bühne gegangenen VNL-Kongress<br />

das Thema Sicherheit nicht einmal eine Randnotiz<br />

ist. Wohlgemerkt, es geht ja längst nicht<br />

mehr um simple Ladungsdiebstähle. Mittlerweile<br />

geht es um existentielle Cyberkriminalität,<br />

die absolut jeden Bereich der Logistik<br />

treffen kann. Nicht nur einzelne Unternehmen,<br />

sondern ganze Versorgungswege sind real<br />

bedroht. Absolute Horrorszenarien. Und dabei<br />

ist noch gar nicht von Terrorismus die Rede.<br />

Es gibt reale Bedrohungen, mit denen sich<br />

eigentlich jeder Logistikdiskurs auseinandersetzen<br />

muss. Dennoch findet das nicht statt.<br />

Bei keinem einzigen Logistik-Kongress waren<br />

bisher auch Experten eingeladen, die zum<br />

Beispiel etwas über den Schutz kritischer Infrastruktur<br />

zu sagen hätten. Dabei arbeiten<br />

Sicherheitsforschung, Verkehr und Infrastruktur<br />

unter einem ministeriellen Dach – aber eben<br />

nicht zusammen. Der Mathematiker Rudolf<br />

Taschner würde sagen, glauben sie keinem<br />

Computer. Aber auch er wird zum Logistik-<br />

Kongress nicht eingeladen. Experten unter<br />

sich warten lieber wie hypnotisiert auf den<br />

Fall, von dem sie wissen, dass er einmal eintreten<br />

wird … [PB]<br />

ÖSTERREICHISCHER<br />

VERKEHRSLOGISTIK-<br />

KONGRESS <strong>2016</strong><br />

Strukturelle Veränderungen<br />

in Industrie<br />

und Handel, aber<br />

politische Ereignisse<br />

in gewaltigen Dimensionen<br />

verändern<br />

Güterströme. Dazu<br />

kommen internationale<br />

Infrastrukturprojekte,<br />

Veränderungen bei<br />

den Verkehrsträgern<br />

und Megatrends<br />

und konzeptionelle<br />

Entwicklungen, die<br />

die Warenströme<br />

erschüttern und die<br />

Beteiligten vor neue<br />

Aufgaben stellen.<br />

Zielsetzung: die aktuellen<br />

Entwicklungen<br />

aufzuzeigen und<br />

daraus Chancen für<br />

Carrier, Spediteure<br />

und Verlader durch<br />

die Infrastrukturprojekte,<br />

hinsichtlich<br />

Laufzeiten, Kostenbild,<br />

Markterschließung und<br />

alternative Routen<br />

abzuleiten.<br />

[RED]<br />

54 LOGISTIK EXPRESS 2/<strong>2016</strong>

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