DER KONSTRUKTEUR 5/2018
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WERKSTOFF- & VERBINDUNGSTECHNIK<br />
„DIE KLEBTECHNIK<br />
KANN DURCHAUS<br />
NEUE KONSTRUKTIVE<br />
ANSÄTZE ER-<br />
SCHLIESSEN“<br />
www.DerKonstrukteur.de<br />
Dr. Michael Döppert,<br />
Chefredakteur<br />
02<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
www.DerKonstrukteur.de<br />
Die Klebtechnik hat sich als industrietaugliche<br />
Verbindungstechnik längst<br />
etabliert und erschließt sich ständig<br />
neue Anwendungen. Sie bietet ein<br />
großes Potenzial im Maschinenbau,<br />
gerade wenn es um Multimaterialverbunde<br />
und Leichtbau geht. Sie<br />
stellt aber auch Herausforderungen<br />
an Konstruktion und Fertigung. Das<br />
Wissen über Verbindungseigenschaften<br />
und Verarbeitungsanforderungen<br />
sowie über die Klebstoffentwicklung<br />
und -auswahl sind Voraussetzungen<br />
für die Nutzung dieses Potenziales<br />
bereits in einer klebgerechten<br />
Konstruktion.<br />
„AUCH <strong>DER</strong> MASCHI-<br />
NENBAU KOMMT<br />
OHNE KLEBEN KAUM<br />
NOCH AUS“<br />
Dr. Karl Bitzer, Leiter<br />
Produktmanagement,<br />
Delo Industrie Klebstoffe,<br />
Windach<br />
Kleben, Schrumpfen, Verpressen<br />
und noch einiges mehr: Bei der<br />
Fertigung von Elektromotoren<br />
kommen zahlreiche Fügeverfahren<br />
zum Einsatz. Das Kleben überzeugt<br />
vor allem mit seiner Automatisierbarkeit,<br />
dem Ausgleich von<br />
Fertigungstoleranzen sowie der<br />
Möglichkeit, unterschiedlichste<br />
Materialien zu verbinden, auch<br />
unter Einfluss von hohen Temperaturen<br />
und verschiedenen Medien.<br />
03<br />
tallionen, ebenso wie die Ferritkerne einfacher Motoren. Mit Hilfe eines Aktivators, der<br />
aufgesprüht oder per Tauchbad aufgetragen wird, lässt sich die Haftung auf schwierigen<br />
Materialien signifikant verbessern. Zudem hat der Aktivator einen weiteren Vorteil:<br />
Er beschleunigt die Aushärtung ungemein. Typische Zeiten für eine Funktionsfestigkeit<br />
liegen bei 30 bis 60 s. In diesem Kontext ist vielen Anwendern noch unbekannt,<br />
dass es inzwischen auch lösungsmittelfreie Aktivatoren gibt, die eine einfachere Handhabung<br />
bezüglich des Arbeitsschutzes bieten.<br />
Sind noch kürzere Taktzeiten gefordert, kommen dualhärtende Urethanacrylate ins<br />
Spiel. Sie härten an der Kehlnaht unter UV- oder sichtbarem Licht innerhalb von<br />
weniger als 10 s aus, wodurch die Bauteile fixiert werden und sich direkt<br />
weiterverarbeiten lassen. Die volle Festigkeit erhält der Klebstoff dann wie gehabt unter<br />
Luftabschluss. Auch hier lässt sich ein Prozessschritt einsparen, indem kein mechanisches<br />
Fixieren der Bauteile erforderlich ist.<br />
KLEBSTOFFE ALS VERGUSSMASSEN<br />
Schließlich werden Klebstoffe bei Elektromotoren zum Schutz von z. B. Wicklungen als<br />
Vergussmassen eingesetzt. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Optionen. Für mittlere<br />
Anforderungen bieten sich dualhärtende Produkte an, die mit Licht fixiert werden und<br />
anschließend ihre volle Festigkeit über die vorhandene Luftfeuchtigkeit oder mit<br />
Wärme erreichen. Sie sorgen für eine schnelle Weiterverarbeitbarkeit bei gleichzeitig<br />
sicherer Aushärtung in Schattenzonen.<br />
Sind die Anforderungen ausgesprochen hoch, etwa weil eine ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber aggressiven Medien wie Getriebeöl oder eine hohe thermische<br />
Beständigkeit bei gleichzeitig geringer Wärmeausdehnung benötigt werden, sollte<br />
die Wahl auf Hochzuverlässigkeitsprodukte fallen. Diese sind als 1K- und 2K-Varianten<br />
für kleinere bzw. größere Volumina verfügbar und erreichen dank ihrer speziellen<br />
Zusammensetzung Wärmeausdehnungskoeffizienten von bis zu 11 ppm/K.<br />
FAZIT<br />
Angesichts der zunehmenden Material- und Oberflächenvielfalt wird Kleben zunehmend<br />
attraktiver, zumal es auch unter Kostenpunkten äußerst wettbewerbsfähig ist.<br />
Dabei gibt es für jede Größe und Anwendung eine Vielzahl möglicher Produkte. Um<br />
die Anzahl der zu testenden Produkte im Rahmen zu halten, empfiehlt sich eine Betrachtung<br />
der unterschiedlichen Produktgruppen.<br />
Bilder: Delo<br />
www.delo.de<br />
02 Verklebung von<br />
Magneten im Gehäuse,<br />
auf dem Rotor sowie in<br />
Taschen (v. l. n. r.)<br />
03 Wicklungen<br />
werden bei E-Motoren<br />
häufig mit Vergussmassen<br />
geschützt<br />
14 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 5/<strong>2018</strong>