DER KONSTRUKTEUR 5/2018
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
Die Schaeffler-Tochter Ina – Drives & Mechatronics (Idam)<br />
aus Suhl hat sich von Unternehmensgründung an auf ein<br />
hohes Maß an Flexibilität und Offenheit in der Torquemotoren-Entwicklung<br />
spezialisiert. War man bis etwa 2012<br />
ein Vorreiter in diesem Marktsegment und so gut wie der einzige<br />
Anbieter mit einer sehr kundenspezifischen Motorenentwicklung,<br />
so hat sich der Markt in den letzten Jahren sehr gewandelt. Denn in<br />
Branchen wie z.B. der Productronic oder dem Werkzeugmaschinenbau<br />
sind die Maschinenhersteller international an der Spitze<br />
nur noch konkurrenzfähig, wenn sie in der Lage sind, technisch nahe<br />
an das Limit zu gehen.<br />
Diesem Trend der hochspezialisierten Direktantriebsentwicklung<br />
mussten andere Motorenanbieter folgen. Die Auswahl an<br />
High-End-Torquemotoren ist in den letzten Jahren größer geworden.<br />
Für den Maschinenhersteller gilt es heute, einen Entwicklungspartner<br />
zu finden, der alle Torquemotor-Topologien beherrscht<br />
und diese den jeweiligen Maschinentypen und Randbedingungen<br />
optimal und bis zur technischen Grenze anpassen<br />
kann.<br />
Thomas Weber, seit Anfang des Jahres Leiter Mechatronik Rotativ<br />
und Leiter der Idam bei Schaeffler, erklärt dazu: „Mit vertretbaren<br />
Mitteln an das technische Limit gehen zu können, ist nicht nur<br />
eine Forderung der Kunden an uns, sondern auch ein Argument,<br />
mit dem sich die Maschinenhersteller im Markt selbst differenzieren<br />
wollen, wobei je nach Hersteller und Maschinentyp durchaus<br />
andere Schwerpunkte gesetzt werden.“ Zu Schaeffler erklärt er<br />
weiter: „Ein starkes Differenzierungsmerkmal ist die fortschreitende<br />
Funktionsintegration sowie die Vernetzung mechatronischer<br />
Systeme.<br />
Deshalb hat Schaeffler in der Sparte Industrie zum 1. Januar <strong>2018</strong><br />
das Strategische Geschäftsfeld „Industrie 4.0“ etabliert. Teil des<br />
neuen Geschäftsfelds ist auch die Idam mit ihren kundenspezifisch<br />
entwickelten Direktantriebstechnologien für die verschiedensten<br />
Produktionsmaschinen.“ Die folgenden Beispiele zeigen, wie stark<br />
sich heute Produktanforderungen auf die Torquemotor-Entwicklung<br />
auswirken und mit welchen Mitteln Schaeffler diese im Motor-<br />
Design umsetzt.<br />
ELEKTROMOBILITÄT – TREIBER FÜR<br />
HOCHPRÄZISE VERZAHNUNGSFERTIGUNG<br />
Fahrer von E- und Hybrid-Fahrzeugen kommen nicht nur in den<br />
Genuss des emissionsfreien, sondern auch des nahezu lautlosen<br />
Fahrens. Dominierend sind nur noch Wind- und Abrollgeräusche<br />
– im Idealfall. Tatsächlich aber können bei diesem niedrigen Geräuschpegel<br />
im Innenraum die Abwälzgeräusche der Verzahnungen<br />
aus dem Getriebe und dem Differential hörbar sein. Daher gelten<br />
für Elektro- und Hybridfahrzeuge ganz besonders hohe Anforderungen<br />
an die Verzahnungsqualität der Getrieberäder. Die Praxis<br />
hat gezeigt, dass schon geringste Abweichungen beim Verzahnungsschleifen<br />
im einstelligen Mikrometerbereich Geräusche verursachen<br />
können, die im Fahrzeug zu hören sind.<br />
VERZAHNUNGSSCHLEIFEN – HÖCHSTE<br />
SYSTEMGENAUIGKEIT, HOHE DREHZAHLEN<br />
Für die Herstellung geräuscharmer und damit äußerst präziser Verzahnungen<br />
ist nicht nur eine sehr hochwertige Schleifspindellagerung<br />
notwendig, sondern auch eine Drehtischlagerung mit sehr<br />
spezifischen Eigenschaften. Einerseits muss die Lagerung steif genug<br />
sein, um die nötigen Konturen ausreichend präzise am Werkstück<br />
abbilden zu können, andererseits darf sie aber nicht so steif<br />
sein, dass im Schleifprozess jede Sub-Mikrometerabweichung der<br />
Drehtisch-Rotationsachse am Verzahnungsteil „sichtbar“ wird. Um<br />
derart minimale Abweichungen im Schleifprozess auf nahezu Null<br />
zu reduzieren, bedarf es abgesehen von einer speziell abgestimmten<br />
Lagerung einer Motor-Topologie, die extrem wenig Störquellen<br />
in das System Motor-Lagerung induziert.<br />
01<br />
01 Bei angetriebenen Rundtischen sind die<br />
thermischen und mechanischen Wechselwirkungen<br />
zwischen Torquemotor und Lagerung besonders<br />
stark ausgeprägt; die Auslegung und Simulation als<br />
System ist daher unabdingbar<br />
02 Typische Einbausituation von Torquemotoren<br />
in einer Werkzeugmaschine<br />
02<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 5/<strong>2018</strong> 29