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Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge

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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 19<br />

2.4.2 Postbiotisches Bewusstsein<br />

Ein bewusster Roboter ist theoretisch also durchaus denkbar <strong>–</strong> auch wenn sich die<br />

aktuelle KI-Forschung die Frage nach dem Bewusstsein der von ihr geschaffenen<br />

Programme noch nicht in den Mittelpunkt rückt. Diese Arbeit bedarf jedoch einiger<br />

Kriterien, welche eine Möglichkeit definieren, ein bewusstes Subjekt als solches <strong>zu</strong><br />

erkennen. Ich werde im Folgenden das Konzept des postbiotischen Bewusstseins von Thomas<br />

Metzinger (Metzinger 2001) vorstellen. Dieses möchte ich dabei nicht als Katalog<br />

verstehen, welcher einfach abgehakt werden kann, sondern es vielmehr als eine<br />

„Grammatik“ betrachten, welche es mir ermöglicht, die im Film vertretenen Einstellungen<br />

<strong>zu</strong>r Thematik des künstlichen Bewusstseins präzise <strong>zu</strong> beschreiben.<br />

Die Quintessenz dieses Konzeptes fasst der Autor im so genannten Metzinger-Test<br />

<strong>zu</strong>sammen:<br />

„Wir sollten ein System spätestens dann als bewusstes Objekt behandeln, wenn es uns gegenüber auf<br />

überzeugende Weise demonstriert, dass die philosophische Frage nach dem Bewusstsein für es selbst ein<br />

Problem geworden ist, <strong>zu</strong>m Beispiel wenn es eine eigene Theorie des Bewusstseins vertritt, d.h. wenn es<br />

mit eigenen Argumenten in die Diskussion um künstliches Bewusstsein ein<strong>zu</strong>greifen beginnt“ (Metzinger<br />

2001, 87).<br />

Für Metzinger gibt es sechs so genannte Constraints 12 , die ein System erfüllen müsse,<br />

um den Metzinger-Test <strong>zu</strong> bestehen und so als bewusst anerkannt <strong>zu</strong> werden. Diese 6<br />

Constraints sind (1) In der Welt sein, (2) Präsentationalität, (3) Transparenz, (4) Selbst-<br />

Bewusstsein, (5) Intentionalitätsrelation und (6) Adaptivität. Ich werde diese Kriterien nun<br />

kurz erläutern.<br />

2.4.2.1 In der Welt sein<br />

„Bewusstsein <strong>zu</strong> haben bedeutet, dass einem eine ganz bestimmte Menge von Tatsachen<br />

verfügbar ist: alle Tatsachen, die damit <strong>zu</strong>sammenhängen, dass man in einer Welt lebt“<br />

(Metzinger 2001, 88). Diese Menge an Information, die Metzinger auch als Weltmodell<br />

bezeichnet, muss einheitlich, dynamisch und global verfügbar sein. Global verfügbar sind<br />

jene Informationen, die verschiedenen Subsystemen und Verarbeitungseinheiten<br />

12 „Solche constraints sind Auflagen, einschränkende Bedingungen für das, was man philosophisch<br />

denken kann. Es sind begrifflich notwendige Bedingungen, aber noch keine empirisch hinreichenden<br />

Bedingungen für das Entstehen von Bewusstsein“ (Metzinger 2001, 88).

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