Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 46<br />
Die Sehnsucht nach neuen Erkenntnissen, die Gier nach Neuem, ist also ein wesentliches<br />
Element des expressivistischen Selbst. In der ersten Sequenz, in der der Rezipient Max <strong>zu</strong><br />
sehen bekommt (Lipstadt 1982, 0:02:14 <strong>–</strong> 0:04:58), wird dieser gleich als neugieriges<br />
Individuum vorgestellt.<br />
Abb. 29: Die ersten Szenen nach den Credits... Abb. 30: ... zeigen Ausschnitte eines<br />
Aufklärungsvideos, ...<br />
Abb. 31: ... welches von Max...<br />
Abb. 32: ... staunend betrachtet wird<br />
Die Sequenz beginnt mit einem Blick aus der Perspektive Max‘ auf ein „sexual<br />
Education“ <strong>–</strong> Video. Dieses zeigt, wie sich zwei <strong>zu</strong> Strichmännchen stilisierte Menschen<br />
näher kommen (Abb. 29, Abb. 30). Die Wahrnehmung ist natürlich, die eingeblendeten<br />
Informationen, so zeigt der im Video vorgenommene Zoom, sind Bestandteil des Films<br />
und nicht <strong>zu</strong> Max‘ Wahrnehmung <strong>zu</strong>gehörig. Die natürliche Inszenierung seines Blickes,<br />
lässt phänomenale Transparenz vermuten. Nach einem harten Schnitt schauen wir Max<br />
über die Schulter (Abb. 31), um ihm nach einem erneuten Schnitt mit einer leichten<br />
Aufsicht ins Gesicht <strong>zu</strong> blicken (Abb. 32). Die Mimik des Darstellers ist übertrieben.<br />
Durch den geöffneten Mund, die weit aufgerissenen Augen sowie die gehobenen<br />
Augenbrauen lässt sich ein Gesichtsausdruck dennoch eindeutig als „Staunen“<br />
klassifizieren <strong>–</strong> eine Emotion, die eng in Zusammenhang mit Neugierde steht. Mit der<br />
Zunge armt Max im Folgenden die von ihm im Video beobachteten Bewegungen nach und<br />
adaptiert somit den Lernmodus der Mimesis.