Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 22<br />
‘und ‚handelt mit den Händen‘. Die intentionalen Pfeile, die diesen Agenten mit Gegenständen und<br />
anderen selbstmodellierenden Agenten innerhalb des gerade aktiven Wirklichkeitsmodells verbinden, sind<br />
phänomenale Repräsentationen von vorübergehend auftretenden Subjekt-Objekt-Beziehungen <strong>–</strong> und<br />
auch sie können nicht als Repräsentationsprozesse erkannt werden“ (Metzinger 2001, 98).<br />
Zusammengefasst bezeichnet die Intentionalitätsrelation, die Fähigkeit eines bewussten<br />
Systems, sich als mit der Umwelt interagierend wahr<strong>zu</strong>nehmen, dabei aber durch die<br />
transparenten, repräsentationalen Prozesse hindurch<strong>zu</strong>blicken, die diese Wahrnehmung<br />
verursachen.<br />
2.4.2.6 Adaptivität<br />
Das letzte Kriterium, das Metzinger nennt, ist das der Adaptivität. Was dieses Kriterium<br />
besagt ist, dass ein System, um als bewusst anerkannt <strong>zu</strong> werden, das Phänomen seines<br />
Bewusstseins aus seiner Geschichte erklären müsse, weil es sich sonst des Vorwurfs<br />
erwehren müsse, die Ziele, die es verfolge, die Gefühle, die es fühle, seien nur von seinem<br />
Schöpfer einprogrammiert worden. Eine materialistische Theorie 14 vertretend, führt<br />
Metzinger aus, dass das menschliche Bewusstsein eine evolutionäre Entwicklung und<br />
deshalb „historisch korrekt“ sei. Ein postbiotisches Bewusstsein könne sich jedoch aus<br />
einem evolutionären Prozess zweiter Ordnung entwickeln (vgl. Metzinger 2001, 99<strong>–</strong>101).<br />
Eine ähnliche These vertritt auch Ray Kurzweil, welcher Technik <strong>–</strong> <strong>zu</strong> welcher ja auch<br />
postbiotische Systeme zählten - als Fortführung der Evolution mit anderen Mitteln<br />
bezeichnet:<br />
„Technik geht über die bloße Herstellung und den Gebrauch von Werkzeugen hinaus. Zu ihr gehören<br />
eine Tradition der Herstellung und eine kontinuierliche Verbesserung von Werkzeugen. Technik erfordert<br />
Erfindungsreichtum und setzt die Evolution mit anderen Mitteln fort“ (Kurzweil 2000, 35)<br />
Diese Form der Evolution, die Metzinger wohl als Evolution zweiter Ordnung<br />
bezeichnen würde, sei <strong>–</strong> so Kurzweil weiter <strong>–</strong> seit der Abspaltung des Menschen vom<br />
Affen die vorherrschende Form innerhalb der Entwicklungsgeschichte.<br />
Die Argumentation klingt auf den ersten Blick schlüssig, unterschlägt jedoch<br />
Unterschiede zwischen der natürlichen und der maschinellen Evolution. Ich möchte nun<br />
14 Der Materialismus geht davon aus, dass jeder Bewusstseins<strong>zu</strong>stand einen biologischen Ursprung hat.<br />
Um diese These <strong>zu</strong> bekräftigen beschreibt Metzinger Bewusstseins<strong>zu</strong>stände auch als „virtuelle Organe“,<br />
welche durch den biologischen Körper und dessen „permanent realisierte Organe“ emuliert werden würden<br />
(vgl. Metzinger 2001, 100).