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Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge

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1 Einleitung<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 4<br />

Immer wieder werden unsere Bewegungen von den Aversionen und Vorlieben des Geistes<br />

beeinflusst, und kaum einmal bemerken wir die Intention, die jene Bewegung in Gang setzt. So<br />

gleichen wir oft Robotern - der Bewegung, aber nicht der Bewusstheit fähig.<br />

Stephen Levine, Schritte <strong>zu</strong>m Erwachen<br />

1.1 Technologie, Identität und Bildung(stheorie) <strong>–</strong> <strong>zu</strong>r<br />

Aktualität einer uralten Frage<br />

Unsere (Lebens-) Welt ist in einem immer stärker werdenden Maß von Technologie<br />

durchzogen. Und auch wenn technologische Errungenschaften schon immer die Art des<br />

menschlichen Miteinanders bestimmt haben, wurde das Verhältnis von Technik und<br />

Sozialität erst in jüngerer Zeit <strong>zu</strong>m Thema wissenschaftlicher Untersuchungen und<br />

philosophischer Gedanken. An vordererer Stelle ist hier der Soziologe Bruno Latour <strong>zu</strong><br />

nennen, der mit seiner Akteur-Netzwerk-Theorie ein Konzept vorgelegt hat, das die<br />

dialektische Beziehung von Technik und Sozialität beschreibt. Latour fordert eine „neue<br />

Soziologie“ und geht dabei davon aus,<br />

„daß das Soziale kein spezieller Bereich der Realität sei, sondern ein Verbindungsprinzip; daß es keinen<br />

Grund gebe, ‚das Soziale‘ von anderen Assoziationen wie biologischen Organismen oder gar Atomen <strong>zu</strong><br />

trennen; daß kein Bruch mit der Philosophie und insbesondere der Metaphysik erforderlich sei, um <strong>zu</strong><br />

einer Sozialwissenschaft <strong>zu</strong> gelangen; daß Soziologie tatsächlich eine Art von Interpsychologie sei; daß das<br />

Studium der Innovation, und insbesondere von Wissenschaft und Technik, die Wachstumsbranche der<br />

Sozialtheorie sei“ (Latour 2007, 31).<br />

Wenn Latour das Studium der Innovation <strong>zu</strong>r Wachstumsbranche der Sozialtheorie<br />

erklärt, schließt dies m.E. auch die bildungstheoretische Medienforschung ein, welche ich<br />

nicht nur genuin in der Pädagogik, sondern auch in der Sozialforschung verorte, da sich der<br />

Bildungsbegriff immer in Abhängigkeit von sozialen Gegebenheiten entwickelt und keine<br />

anthropologische Konstante der Menschheitsgeschichte darstellt.<br />

Eng verwoben mit dem Begriff der Bildung ist der Begriff der Identität, welcher im<br />

Laufe der Geschichte ebenfalls verschiedenste Vorstellungen durchlaufen hat. Eine<br />

strukturale Bildungstheorie (Marotzki 1990), die Bildungsprozesse von Individuen<br />

beschreiben und analysieren will, muss dabei immer die Identität des sich bildenden

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