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Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge

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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 62<br />

5 Fazit: Zusammenfassung und Ausblick<br />

Ich habe in dieser Arbeit einen Überblick über die Entwicklung der „künstlichen<br />

Identität“ im Science Fiction <strong>–</strong> Film ausgehend von 1950 bis <strong>zu</strong> den 1980er Jahren<br />

gegeben. Das Ergebnis zeigt, dass sich Roboter und Androiden im Film von bewusstseinslosen<br />

Meisterwerken der Technik <strong>zu</strong> identitätsfähigen Intelligenzwesen entwickelt haben.<br />

Interessant ist dabei, dass die Entwicklung der künstlichen Identität die Genese der<br />

menschlichen Identität nachempfinden <strong>zu</strong> scheint, was jedoch verständlich, gerade<strong>zu</strong><br />

notwendig scheint, wenn man bedenkt, dass Roboter eine „Parallelschöpfung“ des<br />

Menschen sind und dieser seine eigene Entwicklung in diese einschreibt, sie gleichsam nach<br />

seinem Bilde formt. Dabei gehen die Filme jedoch über das Mad Scientist <strong>–</strong> Motiv hinaus:<br />

Der Mensch als Schöpfer muss nicht mehr in Erscheinung treten, gerade in BLADE<br />

RUNNER entsteht der Eindruck einer Welt, die fast gänzlich von Menschen verlassen wurde<br />

<strong>–</strong> die Androiden übernehmen die Rolle der zweiten Menschheit.<br />

Die zweite Menschheit, ob sie nun aus Robotern oder Auswanderern auf fremde<br />

Planeten besteht, ist ein beliebtes Motiv der Science Fiction, womit die Spiegelfunktion des<br />

Modus‘ deutlich wird, in einem Zeitalter, das, wie die (Post-) Moderne, von ständigem<br />

Wechsel gekennzeichnet ist, bestehen viele Möglichkeiten sich <strong>zu</strong> entscheiden. Die<br />

untersuchten Filme zeigen dabei gesellschaftliche Entwicklungen, die qualitativen<br />

Eigenschaften der künstlichen Identität stehen noch nicht im Mittelpunkt. Anders<br />

formuliert: Roboter besitzen in den 1980er Jahren eine Identität. Wer sie sind und wie sie<br />

geworden sind, wer sie sind, kurz die Erinnerungsarbeit, ist noch kein Schwerpunkt.<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit eröffnen dabei eine Vielzahl an neuen Fragen.<br />

Drei davon möchte im Folgenden kurz anreißen.<br />

Eine Frage ist jene nach der „Sorge um Localhost“, also die Frage danach, wie Roboter<br />

Selbstsorge betreiben, wie sie selbst ihre Identitätssuche gestalten. Filme wie DER 200<br />

JAHRE MANN (Columbus 1999) lassen vermuten, thematisieren Identitätsbildung durch die<br />

aus dem Bildungsroman bekannte Figur der Bildungsreise: Die robotische Hauptfigur<br />

Andrew bricht auf, um andere Roboter mit Bewusstsein <strong>zu</strong> finden, er hofft sein Selbst<br />

quasi durch ein kollektives Gedächnis erklären <strong>zu</strong> können. Ein anderes denkbares Format<br />

wäre ein Roboter, der im Angesicht des Todes Erinnerungsarbeit betreibt.

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