Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 20<br />
gleichzeitig <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Die globale Verfügbarkeit von Information führt da<strong>zu</strong>,<br />
dass sich bewusste Systeme als „in einer einzigen Welt lebend erfahren“ (Metzinger 2001, 89),<br />
und somit auch ein globales Realitätsmodell aufbauen können. Das Realitätsmodell besteht<br />
dabei aus Bewusstseins<strong>zu</strong>ständen, die einem System bewusst machen, dass es in einer<br />
einzigen Realität lebt. Während das Weltmodell also eine Anzahl an Informationen über die<br />
Welt beschreibt, beschreibt das Realitätsmodell, die daraus resultierenden<br />
Bewusstseinsinhalte.<br />
2.4.2.2 Präsentationalität<br />
Um einem System Bewusstsein <strong>zu</strong>schreiben <strong>zu</strong> können, reicht es jedoch nicht aus, dass<br />
es sich bewusst ist, in der Welt <strong>zu</strong> sein. Es muss sich auch darüber bewusst sein jetzt in der<br />
Welt <strong>zu</strong> sein.<br />
„Dass ein Mensch oder eine Maschine Bewusstsein hat, wird immer bedeuten, dass es für sie eine<br />
Gegenwart gibt: Gegenwärtigkeit bedeutet, dass einem System ein bestimmter geistiger Inhalt als aktuell<br />
gegeben erscheint. Präsenz, Gegenwärtigkeit, ist so<strong>zu</strong>sagen die zeitliche Unmittelbarkeit der Existenz als<br />
solcher. Ohne diese zeitliche Unmittelbarkeit gäbe es kein Bewusstsein, denn die Realität und wir selbst<br />
würden uns nicht mehr ‚erscheinen‘“ (Metzinger 2001, 90).<br />
Die Notwendigkeit der Präsentationalität, des Wissens um eine Gegenwärtigkeit, führt<br />
da<strong>zu</strong>, dass ein bewusstes System außer dem globalen Realitätsmodell auch ein unbewusstes<br />
Weltmodell besitzen muss, welches all jene Teile der Welt umfasst, welche sich gerade nicht<br />
als gegenwärtig darstellen (vgl. Metzinger 2001, 93). Neben der Information jetzt in der<br />
Welt <strong>zu</strong> sein, erfordert das Kriterium der Präsentationalität folglich auch das Wissen, dass<br />
es eine Realität außerhalb der gegenwärtigen Wahrnehmung und der aus ihr resultierenden<br />
Bewusstseinsinhalte gibt.<br />
2.4.2.3 Transparenz<br />
Die bewusste unmittelbare Erfahrung einer Realität erfordert eine semantische oder im<br />
Sprachgebrauch Metzingers phänomenale Transparenz. Diese bedeutet, „dass etwas<br />
Bestimmtes dem subjektiven Erleben nicht <strong>zu</strong>gänglich ist, nämlich der<br />
Repräsentationscharakter der Inhalte des bewussten Erlebens“ (Metzinger 2001, 93). Diese<br />
Tatsache, die Metzinger (2001, 95) auch als „totale attentionale Unverfügbarkeit früherer<br />
Verarbeitungsstufen“ beschreibt, meint, dass bewusste Systeme „die Unterscheidung<br />
zwischen repräsentationalem Gehalt und repräsentationalem Träger im subjektiven Erleben