Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 50<br />
Abb. 35: Die sparsame Mimik lässt Max als gefühlskalte Maschine erscheinen<br />
Als nächstes sehen wir, wie Max sich <strong>zu</strong> Mendez Quartier begibt und diesem dort das<br />
Genick bricht. Das starre Acting des Schauspielers, der so sparsam mit Mimik und Gestik<br />
umgeht, sodass Max‘ Gesicht ausdruck- und emotionslos bleibt (Abb. 35), und die First-<br />
Person-Shots, die weiterhin mit einem Farbfilter versehen sind, unterstützen dabei den<br />
Eindruck, Max würde nicht als Individuum, sondern als programmierte Maschine handeln.<br />
Nachdem er seinem Auftrag ausgeführt hat, entdeckt Max auf dem Rückweg die tote<br />
Maggie. Der Anblick löst bei ihm einen Reflexionsprozess aus. Der Dialog seiner inneren<br />
Stimme wird dabei nur über die Tonspur inszeniert, auf welcher Dr. Daniel und Maggie,<br />
die jeweils widerstreitende Elemente von Max‘ Natur repräsentieren, gegenübergestellt<br />
werden, indem Max sich an Zitate aus früheren Sequenzen des Films erinnert (Lipstadt<br />
1982, 1:08:20 <strong>–</strong> 1:08:52) . Dr. Daniel nimmt dabei die Position ein, dass Max nur ein<br />
Android und somit nur ein unbeseelter Körper sei und keinen eigenen Willen <strong>zu</strong> besitzen<br />
habe. Die Erinnerung an Maggie überzeugt Max aber schließlich, dass er auch Gefühle<br />
besitzt und mehr ist als eine unbeseelte Maschine, die nur Befehle ausführt. Über die<br />
Erinnerung daran Gefühle <strong>zu</strong> empfinden wird Max klar, ein eigenständiges Individuum <strong>zu</strong><br />
sein. Dadurch erlebt Max das, was Kierkegaard als Angst beschrieben hat: Er erkennt sich<br />
als Synthese aus Körper und einer inneren Natur, einem Geist/einer Seele, und wird sich<br />
somit bewusst, dass er eigenständig die Entscheidung für die eigene Freiheit treffen kann.<br />
Diese Erkenntnis mündet schließlich darin, dass er <strong>zu</strong>sammen mit Cassandra Dr. Daniels<br />
Befehle ignoriert und diesen ebenfalls ermordet.<br />
4.3 Mead without Meat <strong>–</strong> Roboter in der Sozialität<br />
Neben desengagierten und expressivistischen Robotern finden sich in den 1980er-<br />
Jahren auch solche, die ihre Identität über den Modus der Sozialität ausbilden. Ein Beispiel<br />
hierfür ist Nummer 5 <strong>–</strong> bzw Johnny, wie er sich am Ende des Films selbst nennt - aus<br />
NUMMER 5 LEBT (Badham 1986). Die Story des Films ist schnell erzählt: Durch einen