Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 61<br />
1:11:03). Während er die Roboter Nummer 1-4 ausschaltet, kommentiert er seine<br />
Überlegenheit immer wieder mit Zitaten „cooler“ Fernsehfiguren und übernimmt die vom<br />
Fernsehen angebotenen Rollen <strong>zu</strong>r Bekräftigung einer überlegenen Funktion (vgl. <strong>zu</strong><br />
diesem Typus: Paus-Haase 1998, 255).<br />
Nummer 5 übernimmt also in Filmfiguren manifestierte und durch das Fernsehen<br />
verbreite Rollenerwartungen und integriert diese in seine eigene Identität.<br />
Die sozialen Systeme, in denen Nummer 5 sich vorrangig bewegt, sind (1) sein<br />
Interaktions<strong>zu</strong>sammenhang mit Stephanie Speck und ihren Tieren, welchen ich als<br />
Äquivalent <strong>zu</strong>r „Familie“ betrachte und (2) die Mitarbeiter der Firma Nova-Robotics, im<br />
wesentlich Bill Crosby, so<strong>zu</strong>sagen das „berufliche Umfeld“ des Roboters. Beide haben<br />
unterschiedliche Erwartungen an die Rolle die Nummer 5 <strong>zu</strong> spielen hat. Während<br />
Stephanie ihn nach anfänglicher Skepsis als Bewusst anerkennt und seine Rolle als<br />
„schutzbedürftiges Kind“ definiert, zweifelt Bill Crosby länger und sieht in Nummer 5 nur<br />
einen Roboter, dessen Rolle <strong>–</strong> sofern man die Erwartungen überhaupt so bezeichnen will <strong>–</strong><br />
einzig und allein im Ausführen der einprogrammierten Algorithmen besteht. Dadurch<br />
entsteht bei Nummer 5 ein Rechtfertigungsdruck für das Faktum des eigenen<br />
Bewusstseins. Seine Identität lässt sich folglich <strong>–</strong> ganz im Sinne Parsons <strong>–</strong> als „individuelle<br />
Variation der Kombination von kultureller Bildung, sozialer Erfahrung und spezifischer<br />
Rollenkonstellation verstehen“ (Abels 2006, 297). Die Betonung der sozialen Erfahrungen<br />
Nummer Fünfs, die ich eben beschrieben habe, veranlasst mich da<strong>zu</strong> Nummer 5 in den<br />
Modus der Sozialität ein<strong>zu</strong>ordnen.