Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Von Descartes zu Deckard – - Wolfgang Ruge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3.3 Die 1970er<br />
<strong>Wolfgang</strong> <strong>Ruge</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Descartes</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deckard</strong> <strong>–</strong> Zur Identitätsfähigkeit künstlicher Intelligenzen im Science-Fiction-Film 29<br />
In den 1970er Jahren wird die Frage eines künstlichen Bewusstseins das erste Mal auch<br />
für Androiden relevant. Zwar wird Androiden weiterhin kein Bewusstsein <strong>zu</strong>gestanden,<br />
aber das Jahrzehnt stellt insofern eine Entwicklung gegenüber vorherigen dar, als dass die<br />
Frage nach Bewusstsein und Identität von künstlichen Wesen in ihr Inneres verlagert wird.<br />
Wurde in den vorhergegangenen Jahrzehnten die Existenz einer „Innerlichkeit“, eines<br />
„Selbst-Bewusstseins“, bei künstlichen Lebewesen abgestritten, betonen Filme wie<br />
WESTWORLD (Crichton 1973) nun die Unterlegenheit der künstlichen Weltwahrnehmung<br />
gegenüber dem menschlichen Bewusstsein.<br />
WESTWORLD erzählt die Geschichte des gleichnamigen Vergnügungsparks. In diesem<br />
werden die Touristen in eine vergangene Epoche, wie z.B. die Zeit des Wilden Westens<br />
versetzt. Die einzelnen Themenparks sind überwiegend mit Robotern bevölkert, die ihren<br />
Programmen folgen, und den Besuchern als willige Konkubinen oder schießwütige<br />
Duellgegner dienen. Dabei reagieren sie auf Wärme, sodass kein lebender Mensch <strong>zu</strong><br />
Schaden kommt. Aufgrund eines Defektes, der sich virusartig ausbreitet, fällt diese<br />
Schutzfunktion aus und die Roboter beginnen gegen die Menschen vor<strong>zu</strong>gehen. Die<br />
Haupthandlung verfolgt dabei das Duell zwischen dem namenlosen Roboter-Revolverheld<br />
und dem Touristen Peter Martin.<br />
Auffällig ist dabei eine klare Trennung zwischen dem „Inneren“ und dem „Äußeren“<br />
des Roboters. Schon <strong>zu</strong> Beginn des Films betont Peter Martin in einem Gespräch mit<br />
seinem mitgereisten Freund John Blane, dass er die Roboter als sehr lebensecht empfindet<br />
und Skrupel gegen eine mechanistische Haltung ihnen gegenüber empfindet. Diese Haltung<br />
überwindet er, obwohl die Roboter mit verbesserten Sensoren im Gesichtsbereich<br />
ausgestattet werden, die sie noch lebensechter erscheinen lassen.<br />
Die Unterscheidung zwischen Mensch und Roboter von Außen wird also <strong>zu</strong>nehmend<br />
schwieriger. Der Film unterstreicht diese Ausnahme in der Schlusssequenz. Nachdem<br />
Martin seinen Gegner besiegt hat, findet er im Verlies der Mittelalterwelt eine angekettete<br />
Frau vor. Entgegen ihrem Wunsch flößt er ihr Wasser ein, was <strong>zu</strong>r Folge hat, dass die<br />
Gerettete in einem Funkenregen vergeht und sich so, sowohl für den Rezipienten als auch<br />
für Martin unerwartet, als Roboter herausstellt (Crichton 1973, 1:19:51- 1:21:15). Diese<br />
Wendung kann man als Etablierung einer „Verinnerlichung“ für das künstliche Leben