Der Kanton Wallis Struktur und Perspektiven - RW Oberwallis
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Braindrain im <strong>Wallis</strong>: Analyse <strong>und</strong> Lösungen<br />
Economic Research<br />
Zum Zweck der Quantifizierung der Abwanderung, der Ermittlung der Abwanderungsgründe<br />
<strong>und</strong> der Erarbeitung von Empfehlungen zuhanden der Entscheidungsträger wurde eine<br />
empirische Untersuchung der Arbeitsmarktbeobachtung <strong>Wallis</strong> zur Abwanderung von<br />
Kompetenzen von <strong>Wallis</strong>er <strong>und</strong> <strong>Wallis</strong>erinnen durchgeführt. Mittels Erhebungen per Fragebogen<br />
<strong>und</strong> Interviews wurden von r<strong>und</strong> 1'000 Maturanden (1996, 1997) <strong>und</strong> Absolventen<br />
von Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen (2000, 2001) unter anderem die Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsorte,<br />
die Motivationen hinter den vergangenen <strong>und</strong> zukünftigen Migrationsentscheiden<br />
sowie die persönlichen Einschätzungen über die <strong>Wallis</strong>er Standortqualität evaluiert. Anhand<br />
von unterschiedlichen Methoden wurde der Braindrain geschätzt <strong>und</strong> mit Analysen der<br />
Volkszählung verglichen. Selbst mit der Volkszählung lässt sich die tatsächliche Nettoabwanderung<br />
von Hochqualifizierten aber nur schätzen.<br />
Aus der Betrachtung der Fragebögen ergibt sich, dass zwischen 54% <strong>und</strong> 63% der <strong>Wallis</strong>er<br />
mit einem tertiären Diplom aus dem <strong>Wallis</strong> weggezogen sind. Dies entspricht der Bruttoabwanderung,<br />
da die Zuwanderung von Hochqualifizierten nicht betrachtet wird. Die Universitätsabgänger,<br />
wovon 27% an der Universität Lausanne studiert haben, ziehen dabei<br />
häufiger weg als Fachhochschulabgänger, <strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeit eines Wegzugs erhöht<br />
sich, falls die Ausbildung ausserkantonal stattfindet. So wanderten 70% der Personen,<br />
die ausserkantonal studierten ab, hingegen nur 53% jener, die im <strong>Wallis</strong> studierten.<br />
Eine Analyse der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) anhand<br />
der Volkszählungsdaten von 1990 kommt zum Schluss, dass die Nettoabwanderung von<br />
Hochqualifizierten bzw. der Netto-Braindrain im <strong>Kanton</strong> <strong>Wallis</strong> ungefähr bei 40% liegt.<br />
Dieser Prozentanteil wird als Vergleich zwischen dem Anteil der Hochschulabschlüsse in<br />
einer Zeitperiode <strong>und</strong> dem Anteil der <strong>Wallis</strong>er Bevölkerung mit Hochschulabschluss zum<br />
Zeitpunkt der Volkszählung ermittelt. <strong>Der</strong> Anteil der Bevölkerung mit einem Hochschulabschluss<br />
ist im Fall von Braindrain deutlich kleiner, als er aufgr<strong>und</strong> der eigenen Ausbildungsabschlüsse<br />
bei keiner Zu- oder Abwanderung sein würde. Aus dem Vergleich mit<br />
den übrigen Bergkantonen lässt sich abschätzen, dass der <strong>Kanton</strong> <strong>Wallis</strong> zusammen mit<br />
Uri am stärksten von Braindrain betroffen ist; so zum Beispiel liegt die Quote deutlich höher<br />
als in den <strong>Kanton</strong>en Graubünden oder Glarus. Das <strong>Wallis</strong> verliert somit einen beträchtlichen<br />
Anteil seiner im <strong>Kanton</strong> oder an den ausserkantonalen Universitäten ausgebildeten<br />
Personen.<br />
Neben den finanziellen Einbussen der Abwanderung, welche auf jährlich r<strong>und</strong> 90 Mio. CHF<br />
beziffert werden, erleidet der <strong>Kanton</strong> einen Verlust für die wirtschaftliche Entwicklung, die<br />
Innovationsfähigkeit sowie für das soziale <strong>und</strong> kulturelle Engagement. Als Hauptgründe für<br />
den Wegzug zeigen sich bei den Befragungen die fehlenden Arbeitsstellen <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote,<br />
die mangelnden Karrieremöglichkeiten sowie die Nähe zu einem urbanen<br />
Zentrum. Als sek<strong>und</strong>är geben die <strong>Wallis</strong>er Mentalitäten vor Ort <strong>und</strong> die höheren Einkommen<br />
als Gr<strong>und</strong> an. Laut den Antworten spielen Lebensqualität <strong>und</strong> Steuern hingegen eine<br />
geringere Rolle. Insgesamt scheinen die Befragten mit der Infrastruktur, den Dienstleistungen<br />
<strong>und</strong> den Rahmenbedingungen im <strong>Wallis</strong> zufrieden zu sein, wenn auch beim öffentlichen<br />
Verkehr Schwächen ausgemacht werden. Insgesamt wird die wirtschaftliche Dynamik<br />
von den <strong>Oberwallis</strong>ern deutlich negativer beurteilt als von den Unterwallisern. Ein gewisses<br />
Potential für eine Rückkehr von Hochqualifizierten scheint aber laut Studie vorhanden zu<br />
sein, da viele Weggezogene sich eine Rückkehr prinzipiell vorstellen könnten, welche aber<br />
häufig an mangelnden Arbeitsstellen scheitert.<br />
Nicht zuletzt an diesem Punkt setzt die Gründung des Netzwerks VS-Link an. Als Reaktion<br />
auf die Abwanderung von Kompetenzen hat der <strong>Kanton</strong> <strong>Wallis</strong> mit der Unterstützung des<br />
Staatssekretariats für Wirtschaft <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit der <strong>Wallis</strong>er Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelskammer 2005 ein Netzwerk lanciert, das eine Brücke zwischen <strong>Wallis</strong>er Unternehmen<br />
<strong>und</strong> hochqualifizierten <strong>Wallis</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Wallis</strong>ern schlagen soll. Die Ziele lauten:<br />
Schaffen von Stellen <strong>und</strong> einer Praktikabörse; Porträts von <strong>Wallis</strong>er Firmen, Veranstaltungen<br />
mit <strong>Wallis</strong>er Unternehmen <strong>und</strong> Hochqualifizierten.<br />
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