Der Kanton Wallis Struktur und Perspektiven - RW Oberwallis
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2010: Beschleunigte Abkühlung<br />
der Baukonjunktur<br />
Regionale Unterschiede der<br />
Wohnraumnachfrage<br />
Kräftiger Rückgang der<br />
Baubewilligungen limitiert<br />
die Gefahr eines künftigen<br />
Überangebotes<br />
Economic Research<br />
Zahlen der Hochbauinvestitionen für das Jahr 2008 im <strong>Wallis</strong> nominal um bis zu 10% höher als<br />
diejenigen von 2007 liegen dürften. <strong>Der</strong> deutliche Rückgang der Bewilligungen seit Anfang<br />
2009 <strong>und</strong> die hohe Wahrscheinlichkeit, dass nicht mehr alle im Jahr 2008 bewilligten Projekte<br />
realisiert werden, dürften 2009 ein Absinken der Hochbauinvestitionen zur Folge haben.<br />
Insgesamt befindet sich die Baukonjunktur im <strong>Wallis</strong> in guter Verfassung. Die Nachfrage ist<br />
über die Bereiche Wohnen, Tourismus, Infrastruktur- <strong>und</strong> Strassenbau sowie Hochwasserschutz<br />
breit diversifiziert. Die nun zu erwartende nachlassende Dynamik im Hochbau dürfte gesamtwirtschaftlich<br />
gesehen durch die Vielzahl an Grossprojekten im Tiefbau kompensiert werden.<br />
Erst ab 2010 ist mit einer stärker akzentuierten Abkühlung der Baukonjunktur zu rechnen,<br />
wenn sich zusätzlich zur nachlassenden Hochbaudynamik die momentan sehr hohen Investitionsausgaben<br />
der öffentlichen Hand normalisieren. Aus immobilienökonomischer Sicht ist eine<br />
Verschnaufpause der Hochbaukonjunktur mancherorts sogar nötig, um lokal drohende Überangebote<br />
auf dem Wohnungsmarkt zu verhindern.<br />
6.2 Regionale Immobilienmärkte im <strong>Wallis</strong><br />
Von 1998 bis 2008 ist die <strong>Wallis</strong>er Bevölkerung im Durchschnitt um 1.0% pro Jahr gewachsen<br />
<strong>und</strong> damit 0.2% mehr als die Schweiz im Mittel, was für einen Bergkanton einen beachtlichen<br />
Wert darstellt. Wie im Kapitel 4 geschildert, sind die regionalen Unterschiede zwischen Ober-<br />
<strong>und</strong> Unterwallis tiefgreifend. Insbesondere die Unterwalliser Regionen Martigny <strong>und</strong> Monthey/<br />
St. Maurice sind aufgr<strong>und</strong> des Bevölkerungsdrucks aus der Genferseeregion stark gewachsen.<br />
Das führt dazu, dass sich zusätzlich zur Nachfrage nach Feriendomizilen eine natürliche Nachfrage<br />
nach dauerhaftem Wohnraum gesellt. In den <strong>Oberwallis</strong>er Regionen blieb die Bevölkerung<br />
nahezu konstant. Einzig die Region Goms kämpft mit einem steten Aderlass der Bevölkerung.<br />
Damit unterscheidet sich die Nachfragestruktur regional deutlich. Im <strong>Oberwallis</strong> richtet sich neuer<br />
Wohnraum mangels Wachstum der ansässigen Bevölkerung fast ausschliesslich an Feriengäste.<br />
Im Unterwallis fällt die Nachfrage dagegen heterogener aus. In den Orten des Rhonetals<br />
westlich von Sierre siedeln sich sowohl Beschäftigte der örtlichen Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
an, als auch Pendler mit Arbeitsort im Genferseeraum. Diese Nachfragegruppen<br />
suchen dauerhaften Wohnraum – für sie ist Wohnen ein Gr<strong>und</strong>bedürfnis. <strong>Der</strong> Run auf<br />
Zweitwohnungen in den Top-Tourismusdestinationen folgt dagegen einer anderen Logik. Diese<br />
Nachfrager betrachten das temporäre Wohnen im <strong>Wallis</strong> als Luxusgut, dessen Nutzen nicht nur<br />
durch die Wohnung <strong>und</strong> ihre Mikrolage innerhalb einer Gemeinde bestimmt wird, sondern auch<br />
durch das Prestige des entsprechenden Ferienortes. Somit gilt in den <strong>Wallis</strong>er Regionen das<br />
Motto: Regulärer Wohnraum im Tal <strong>und</strong> temporäres Wohnen am Berg – Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel. Entsprechend differenziert müssen die einzelnen Regionen im Hinblick auf ihre Immobilienmärkte<br />
betrachtet werden.<br />
Analog zur dynamischen Entwicklung von Hochbauprojekten zeigt sich angebotsseitig bei der<br />
Wohnraumplanung im <strong>Wallis</strong> allgemein ein ähnliches Bild: Die Projektierung von Mehrfamilienhäusern<br />
stieg über die vergangenen Jahre kontinuierlich an, bis Mitte 2008 der Höhepunkt mit<br />
über 2'500 bewilligten Wohnungen über eine Zwölfmonatsperiode erreicht wurde (Abbildung<br />
45). Gegenüber der Periode zwischen 1997 <strong>und</strong> 2003 entsprach das r<strong>und</strong> dem Zweieinhalbfachen<br />
an baubewilligten Wohnungen. Zu diesem Zeitpunkt war anhand der sinkenden Zahl an<br />
Baueingaben eine Abkühlung bereits vorgezeichnet. <strong>Der</strong> anschliessend zu beobachtende sturzflugartige<br />
Rückgang der Zahl der baubewilligten Wohnungen auf ein Niveau von aktuell 1'500<br />
Einheiten darf vielerorts als positiv gewertet werden, drohte sich doch ein Überangebot aufzubauen.<br />
Wie gut der Markt die erhöhte Zahl an Wohnungen zu absorbieren vermag, dürfte sich in<br />
diesen Monaten zeigen, da der Grossteil der Wohnungen, die im 1. Halbjahr 2008 bewilligt<br />
wurden, allmählich auf den Markt gelangt.<br />
Die Reduktion der Bauvorhaben kommt jenen Regionen zugute, die ein unterdurchschnittliches<br />
Bevölkerungswachstum aufweisen <strong>und</strong> sonst Probleme bekommen dürften, den zusätzlichen<br />
Wohnraum abzusetzen. <strong>Der</strong> erneute Anstieg der Gesuchsaktivität am aktuellen Rand, unter anderem<br />
ausgelöst von den tiefen Zinskosten, deutet allerdings darauf hin, dass diese Gefahr<br />
noch nicht ganz gebannt ist. Bei den Einfamilienhäusern, die im <strong>Kanton</strong> <strong>Wallis</strong> einen substanziellen<br />
Anteil der Wohnraumnachfrage abdecken, bewegt sich die Zahl der Gesuche <strong>und</strong> Bewilligungen<br />
auf ein Niveau zu, das dem langfristigen Mittelwert entspricht.<br />
Swiss Issues Regionen 54