Der Kanton Wallis Struktur und Perspektiven - RW Oberwallis
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Zweitwohnungen in <strong>Wallis</strong>er<br />
Ferienorten: Hoher Anteil,<br />
durchschnittlicher Zuwachs<br />
Economic Research<br />
ein Überangebot provozieren, sobald die Nachfrage nachlässt, was bereits für 2009, spätestens<br />
aber 2010 zu erwarten ist. In den Regionen Sion, Martigny <strong>und</strong> Monthey/St. Maurice hingegen<br />
ist die erwartete Ausweitung auf nachhaltigere Niveaus gesunken – allerdings erst seit kurzem.<br />
Das Wohnungsangebot wird damit auch 2010 noch hoch bleiben. Im Gegensatz zu den <strong>Oberwallis</strong>er<br />
Regionen kommt dem Unterwallis jedoch die Nähe zum Genfersee beim Absatz der<br />
neuen Wohnungen zur Hilfe. Die hohen Preisanstiege des Genferseeraums motivieren viele<br />
Haushalte, ihren Wohnsitz in das Unterwallis zu verlegen. Dabei ist zwischen Tagespendlern <strong>und</strong><br />
solchen, die am Arbeitsort ein Pied-à-terre behalten <strong>und</strong> erst am Wochenende ins <strong>Wallis</strong> zurückkehren,<br />
zu unterscheiden. Entsprechend entstehen im Unterwallis nicht nur Ferienwohnungen,<br />
sondern auch neuer Wohnraum für Pendler <strong>und</strong> Arbeitnehmer der ansässigen Industrie-<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen. Aufgr<strong>und</strong> der sehr hohen Nachfrage nach Zweitwohnungen<br />
der letzten Jahre muss trotzdem davon ausgegangen werden, dass gerade in den renommierten<br />
Tourismusdestinationen des Unterwallis ein erheblicher Anteil des Wohnraumzuwachses auf<br />
Zweitwohnungen <strong>und</strong> Ferienhäuser entfällt.<br />
Zweitwohnungen im Kreuzfeuer der Kritik<br />
Zweitwohnungen befinden sich seit langem im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Im Kern<br />
besteht der Zielkonflikt des Zweitwohnungsbaus darin, dass alpine Tourismusorte mit der<br />
Überbauung naturbelassener Landschaften mit Häusern, die nur einen Bruchteil des Jahres<br />
genutzt werden, ihr grösstes Kapital vernichten. Trotz der geringen Auslastung schätzt der<br />
Schweizer Tourismusverband den Anteil von Übernachtungen in Zweitwohnungen auf 30%<br />
aller touristischen Übernachtungen. Damit leisten Zweitwohnungen einen erheblichen Wertschöpfungsbeitrag<br />
für touristische Destinationen. Eine Wertschöpfungssteigerung einer Gemeinde<br />
durch den Bau von Zweitwohnungen ist möglich, solange diese die Attraktivität des<br />
Ferienortes nicht schmälern. Dennoch ist der Begriff der kalten Betten zum Synonym für<br />
Zweitwohnungen geworden, <strong>und</strong> inzwischen hat sich ein breiter Konsens durchgesetzt, der<br />
warmen Betten eine höhere Wertschöpfung <strong>und</strong> eine nachhaltigere Entwicklung beimisst als<br />
kalten Betten.<br />
Die Einsicht, dass im Falle überbordender Entwicklungen eine Regulierung der Bautätigkeit<br />
notwendig ist, löst alleine das Problem noch nicht. Die Problematik ist komplex, <strong>und</strong> der<br />
Massnahmenkatalog zur Einschränkung des Zweitwohnungsbaus ist umfangreich. Aus ökonomischer<br />
Sicht geht es vorweg um die Frage "Anreiz oder Verbot?". Doch hierzu scheiden<br />
sich vielerorts bereits die Geister. Die bekannten Massnahmen lassen sich grob in raumplanerische<br />
<strong>und</strong> abgaberechtliche Massnahmen unterteilen. Die raumplanerischen Massnahmen<br />
haben zumeist zum Ziel, mittels Quoten, Kontingenten oder Zonenplänen den Zweitwohnungsbau<br />
einzuschränken. Diese Form von Massnahmen krankt daran, dass die Vorschriften<br />
teilweise unterlaufen oder zuwenig strikt kontrolliert werden. Abgaberechtliche Massnahmen<br />
versuchen über zusätzliche Steuern <strong>und</strong> Kausalabgaben eine lenkende Wirkung zu entfalten.<br />
Sie sind aus ökonomischer Sicht laut bisherigen Erfahrungen jedoch zumeist wenig wirksam,<br />
denn der klassische Zweitwohnungsbesitzer ist gegen solche Massnahmen relativ resistent.<br />
Die Preiselastizität des repräsentativen Zweitwohnungsbesitzers liegt dermassen tief, dass<br />
Verhaltensänderungen in der Regel ausbleiben. Die geringe <strong>und</strong> trotz einfacherer Vermittlung<br />
gar sinkende Vermietungsquote von Zweitwohnungen illustriert die Immunität der Zweitwohnungsbesitzer<br />
gegenüber finanziellen Überlegungen. Beiden Stossrichtungen eigen ist, dass<br />
sie – sofern erfolgreich – zu unmittelbar geringerer Wertschöpfung führen <strong>und</strong> deswegen oft<br />
am politischen Widerstand scheitern. Letztlich sind die Dringlichkeit <strong>und</strong> die Form regulatorischer<br />
Massnahmen abhängig vom Ausmass der Problematik vor Ort.<br />
Abbildung 47 verdeutlicht den geschätzten Anteil von Zweitwohnungen am Wohnungsbestand<br />
<strong>und</strong> die Zuwachsdynamik von 2000 bis 2007 in ausgewählten Ferienorten. <strong>Der</strong> Zweitwohnungsanteil<br />
liegt in allen dargestellten <strong>Wallis</strong>er Feriendestinationen mit Ausnahme von Zermatt<br />
über dem Mittelwert der touristischen Gemeinden in der Schweiz, der bei 52% liegt. In Leukerbad<br />
wird ein Spitzenwert von 73% erreicht. In Zermatt <strong>und</strong> Saas-Fee ist die Anzahl an Zweitwohnungen<br />
von 2000 bis 2007 um 20 bzw. 24% angestiegen – in anderen <strong>Wallis</strong>er Destinationen<br />
verlief das Wachstum dagegen moderater. Tendenziell zeigt die Grafik, dass der Zweitwohnungsbau<br />
seit 2000 ein geringeres Wachstum aufweist, je höher der Zweitwohnungsanteil<br />
Swiss Issues Regionen 56