Der Kanton Wallis Struktur und Perspektiven - RW Oberwallis

Betrachtung der Steuerbelastung
alleine greift bei
Wohnattraktivität zu kurz
Economic Research
Dieser Tunnel hat nun speziell dem Oberwallis das Mittelland deutlich näher gebracht. Mit einer
knappen Stunde Reisezeit ins Zentrum Bern bleibt die Distanz für Pendler aber vergleichsweise
hoch. Ausserdem müssen Einwohner anderer Oberwalliser Gemeinden zuerst den Weg nach
Visp einplanen. Zwar liegt die Fahrzeittoleranz beim öffentlichen Verkehr höher als beim motorisierten
Individualverkehr, dennoch nehmen nur rund 17% eine Fahrzeit von einer Stunde oder
länger in Kauf. Entsprechend erwarten wir auch keinen grossen Effekt auf den oben beschriebenen
Braindrain im Oberwallis. Da wir das Pendlerverhalten als Grundlage für unsere verkehrstechnische
Erreichbarkeit verwenden, bleibt der Effekt für das Oberwallis beim Standortqualitätsindikator
bescheiden. Da hingegen die Fahrzeittoleranz für Touristen erfahrungsgemäss
deutlich höher liegt als diejenige von Pendlern, kann man den grössten Effekt des Lötschberg-
Basistunnels vor allem im Tourismus − insbesondere im Tagestourismus − erwarten.
3.4 Frei verfügbares Einkommen als Parameter der finanziellen Wohnattraktivität
Regionale Unterschiede in der Steuerbelastung und steuergünstige Wohngemeinden sind in
aller Munde. Die Vorstellung, mit einem Umzug seine Steuerbelastung zu senken, klingt verlockend.
Vornehmlich in der Deutschschweiz haben sich infolge des regen Steuerwettbewerbs
zwischen Kantonen neue steuergünstige Alternativen angeboten. Jedoch greifen Vergleiche der
Steuerbelastung alleine zu kurz. Neben den staatlich festgelegten Zwangsabgaben sind einige
(zumindest teilweise) durch den Wettbewerb festgelegte Preise grossen regionalen Unterschieden
unterworfen. So sind etwa Miet- und Kaufpreise für Immobilien in sämtlichen Städten deutlich
höher als auf dem Land. Auch die obligatorischen Krankenkassenprämien sind von grossen
regionalen und zeitlichen Schwankungen geprägt. Nicht zu vergessen und zu vernachlässigen
sind Gebühren wie etwa Abfall- oder Abwasserkosten sowie die Elektrizitätskosten, welche sich
von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden. Ein reiner Vergleich der Steuerbelastung vernachlässigt
demzufolge die Tatsache, dass die Vorzüge eines Standortes sich in Analogie zu jedem
anderen Gut in den Kosten vor Ort widerspiegeln. Zur umfassenden Beurteilung von Vor- und
Nachteilen einzelner Wohnregionen hat die Credit Suisse einen Indikator entwickelt, der das frei
verfügbare Einkommen misst, indem er alle obligatorischen Abgaben und die durch ihren existenziellen
Charakter notwendigen und wohnortsabhängigen Fixkosten berücksichtigt. Der RDI-
Indikator (Regional Disposable Income) stellt die zentrale finanzielle Optimierungsgrösse der
Wohnortwahl dar.
Abbildung 13
Frei verfügbares Einkommen in den Schweizer Gemeinden 2008
Synthetischer Indikator, CH = 0
RDI-Indikator
2.1 - 2.5
1.8 - 2.0
1.5 - 1.7
1.2 - 1.4
0.9 - 1.1
0.6 - 0.8
0.1 - 0.5
-0.2 - 0.0
-1.1 - -0.3
-2.5 - -1.2
-5.1 - -2.6
Genève
Hauptverkehrsstrassen
Wallis
0 10 20 km
Nyon
Quelle: Credit Suisse Economic Research, Geostat, DDS
Lausanne
Montreux
Aigle
Monthey
Fribourg
Gstaad
Martigny Verbier
Sion
Sierre
Kandersteg
Zermatt
Interlaken
Visp
Grindelwald
Brig-Glis
Engelberg
Oberwald
Locarno
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