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Fototagebuch RTW 2012

Mit dem Wohnmobil auf dem Landweg nach Australien 2012

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Hier stehen wir nicht allein. Unseren Wohnmobilen gegenüber sitzen wohl 20 Menschen aus dem<br />

Iran und Afghanistan. Was sie erzählen hört sich an, wie aus einem Film. Sie haben zu Hause ihr<br />

Haus und Auto verkauft und suchen aus politischen Gründen in Australien Asyl. Sie hörten immer<br />

wieder von einzelnen Menschen, die das geschafft haben sollen. So wurden den Schleppern 9.000<br />

Dollar pro Person gezahlt und sie dachten ein Visum für 3 Monate für Indonesien erhalten zu<br />

haben um von hier dann nach Australien zu gelangen. Doch das Visum war nicht in echt und sie<br />

mussten sich vor der Polizei verstecken. Einige haben dann in den Bergen gehaust, andere<br />

versuchten durch den Dschungel zu gelangen. Da sie – einige davon mit wissenschaftlichem<br />

Abschluß - nur wenig oder gar kein Englisch sprechen, war es schwer an die Informationen zu<br />

gelangen. Unser Guide Ali kommt aus dem Iran und konnte Einiges übersetzen. Dann wurden sie<br />

von der Polizei aufgegriffen und in Thunfischtransportern hier auf die Polizeistation gebracht. Da<br />

auch fünf Kinder dabei sind, wurden wir im Milchpulver gebeten. Wir halfen, soweit wir konnten, die<br />

Menschen waren sehr höflich und zurückhaltend und natürlich schwer enttäuscht, dass die<br />

Schlepper sie so reingelegt hatten.<br />

Ein Mann kam dann noch mit seiner Frau und fragte, ob wir einen "Babyshake". Wir dachten an<br />

Babybrei und versuchten, ihm Milch für das Baby anzubieten. Doch gemeint war ein "Babycheck"<br />

also ein Test, ob seine Frau ein Baby erwartet. Unsere B. (Apothekerin) gab ihr einen Urin-<br />

Teststreifen und konnte eine "mögliche" Schwangerschaft bestätigen, die Frau durfte ins<br />

Krankenhaus, erzählte ihre Geschichte der Ärztin, dass eine mögliche Schwangerschaft ihre<br />

Abschiebung verhindern würde, und die Ärztin bestätigte ihr eine Schwangerschaft im 2. Monat.<br />

Die Frau hatte Glück im Unglück.<br />

Die anderen Heimatsuchenden (es waren insgesamt 80 Menschen eingefangen worden) wurden<br />

noch am Abend mit Bussen abgeholt. – Eine schlimme Angelegenheit, die uns sehr betroffen<br />

machte, sie werden nach ihrem "Heimatland" gebracht, wo sie die politische Verfolgung erwartet.<br />

Auch unsere Geschichte ging weiter. Gegen 20.00 Uhr war auf unserem Platz großer Appell. Rund<br />

40 Polizisten, davon ca. 1/3 in Zivil, standen stramm. Sie alle waren wohl in das "Einfangen der<br />

Deutschen" eingebunden. Hier stehen 9 Wohnmobile. Eine zweite Gruppe wird in 40 km<br />

Entfernung gefangen gehalten. Nur 3 Wagen sind dem Treiben entgangen und am Stellplatz<br />

angelangt.<br />

310/464 © www.hinterdemhorizont.com, Tagebuch_<strong>RTW</strong>_gesamt

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