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SOCIETY 354 /2010

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FOTOS: FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VOM ARCHIV DER SALZBURGER FESTSPIELE, 1920 FOTO ELLINGER, 1932 FOTO ELLINGER, 1935 FOTO ELLINGER, 1946 FOTO MADNER, 1953 FOTO UNBEKANNT, 1960 FOTO UNBEKANNT,<br />

1969 FOTO STEINMETZ, 1974 FOTO STEINMETZ, 1978 FOTO RABANUS, 1983 FOTO WEBER, 1990 FOTO WEBER,1995 FOTO ANRATHER, 1999 FOTO RABANUS, 2002 FOTO BAUS, FOTO OFCZAREK VON TOM KAMLAH FÜR DIE SALZBURGER FESTSPIELE,<br />

<strong>2010</strong> FOTO INGO PERTRAMER<br />

teidigers in Stanley Kramers Film „Das Urteil<br />

von Nürnberg“ erhielt er 1961 den<br />

Oscar als bester Hauptdarsteller. Ende der<br />

Sechzigerjahre war er als erfolgreicher<br />

Produzent und Regisseur tätig. Für ihn ist<br />

der Jedermann ein introvertierter Grübler,<br />

ein verzweifelt Einsamer.<br />

Auch der Bad Ausseer Klaus Maria Brandauer<br />

hat bereits eine große Karriere hinter<br />

sich, als er 1983 nach Salzburg verpflichtet<br />

wird und einen vom Glück verwöhnten<br />

und leichtsinnigen Jedermann darstellt.<br />

Seit 1972 ist Brandauer Ensemblemitglied<br />

und Regisseur am Wiener Burgtheater und<br />

Professor am Max-Reinhardt-Seminar in<br />

Wien. 1981 wird er in Deutschland bekannt<br />

durch den Film „Mephisto“, der nach einem<br />

Buch von Klaus Mann, dem Sohn von Thomas<br />

Mann, entsteht. Darin ist Brandauer in<br />

der Rolle des Hendrik Höfgen zu sehen, die<br />

Bezug nimmt auf die reale Person des umstrittenen<br />

deutschen Schauspielers, Regisseurs<br />

und Intendanten im Dritten Reich Gustaf<br />

Gründgens. Auch in Hollywood kann<br />

sich Brandauer einen Namen machen. Für<br />

die Rolle des Barons Bror Blixen-Finecke in<br />

„Jenseits von Afrika“ erhält er eine Oscar-Nominierung.<br />

Nach all diesen vor Kraft strotzenden<br />

„Jedermännern“ übernimmt der feingliedrige<br />

Helmut Lohner von 1990 bis 1994 diesen<br />

Part, nachdem er zuvor schon als Tod<br />

sowie als Teufel in dem Stück mitgewirkt<br />

hatte. Sein moderner, neurotisch-intellektueller<br />

Karrieremensch der Gegenwart, im<br />

weißen Anzug und Trenchcoat, ist eine völlig<br />

neue Interpretation.<br />

***<br />

Voss „spielt um sein Leben“<br />

Der in Shanghai als Sohn deutscher<br />

Flüchtlinge geborene Bühnenschauspieler<br />

Gert Voss, der seit 1986 am Wiener Burgtheater<br />

unter Claus Peymann Triumphe<br />

feiert, wird 1995 in Salzburg wieder als<br />

kraftvoller, fröhlich-verspielter Jedermann<br />

vielbejubelt. In diesem Jahr kürt ihn die<br />

englische Zeitung „The Times“ zum besten<br />

Schauspieler. Peter Zadek vergleicht ihn<br />

mit dem großen Laurence Olivier und Herman<br />

Beil urteilt über ihn: „Voss verwandelt<br />

die Bühne, indem er um sein Leben spielt.<br />

Er geht aufs Ganze, und weil er stets aufs<br />

Ganze geht, bringt er immer etwas anderes<br />

mit auf die Bühne.“ Und von Georg Tabori<br />

stammt der Ausspruch: „Er ist ein gefährlicher,<br />

nackter Schauspieler, ein unheimlicher<br />

Clown, ein wilder Stier, aus dem Käfig<br />

ausgebrochen.“<br />

Der vielseitige Ulrich Tukur ist in Salzburg<br />

ab 1999 als ein clownesker Yuppie-Jedermann<br />

zu sehen. Der Westfale studierte<br />

Germanistik, Anglistik und Geschichte<br />

und arbeitete als Musiker, bevor er als<br />

Schauspieler entdeckt wird. In dem Film<br />

„Die weiße Rose“, der sich mit der Geschichte<br />

des Geschwisterpaars Scholl im<br />

Dritten Reich beschäftigt, spielt er unter<br />

dem Regisseur Michael Verhoeven. Peter<br />

Zadek wird in München auf ihn aufmerksam.<br />

1986 wird er von den deutschen Theaterkritikern<br />

zum Schauspieler des Jahres<br />

gewählt. 1995 gründet er eine Tanzkapelle,<br />

die unter der Bezeichnung „Die älteste<br />

Boygruppe der Welt“ firmiert und Eigenkompositionen<br />

und Evergreens spielt.<br />

***<br />

Der Längstdienende<br />

Der am längsten dienende Jedermann<br />

ist der Grazer Peter Simonischek. Nach<br />

dem Studium in Graz und Engagements in<br />

St. Gallen, Bern und Düsseldorf wird er Ensemblemitglied<br />

der Berliner Schaubühne<br />

unter der Leitung von Peter Stein und Andrea<br />

Breth, seit 1999 gehörte er dem Ensemble<br />

des Wiener Burgtheaters an. Salzburg<br />

ist ihm seit 1982 bekannt, er spielt<br />

diverse Hauptrollen in den Festspielproduktionen,<br />

bis er 2002 die große Bühne vor<br />

dem Dom als Jedermann betritt und das<br />

Salzburger Publikum im Sturm erobert. Er<br />

interpretiert den Jedermann als einen brutalen<br />

Kapitalisten und scheiternden Machtmenschen.<br />

Den Rekord für den am kürzesten aufgetretenen<br />

Jedermann hält Raul Lange. Er<br />

spielte diese Rolle nur ein einziges Mal am<br />

28. August 1932. Lange zählte zu Reinhardts<br />

Theatergruppe, er hatte im „Jedermann“<br />

bereits 1920 die Stimme des Herrn<br />

gesprochen und war als Mammon 1921 auf<br />

der Bühne vor dem Dom gestanden.<br />

***<br />

Der jüngste Jedermann<br />

Als jüngster Jedermann wird der Schauspieler<br />

und Regisseur Nicholas Ofczarek in<br />

die Geschichte eingehen. Von Claus Peymann<br />

entdeckt, war er in zahlreichen Produktionen<br />

im Wiener Burgtheater zu sehen.<br />

1999 erhielt er die Kainz-Medaille, 2002 den<br />

Wiener Schauspielerring. In Salzburg glänzte<br />

er 2005 in der Rolle des Zawisch in der<br />

Martin Kusej-Inszenierung von „König Ottokars<br />

Glück und Ende“. Im gleichen Jahr<br />

und im Folgejahr erhielt er den Nestroy-Theaterpreis<br />

in der Kategorie „Bester Schauspieler“.<br />

Ofczarek ist auch durch Film und<br />

Fernsehen bekannt geworden, in dem Film<br />

„Falco – Verdammt wir leben noch“ spielte<br />

er die Rolle des Falco-Entdeckers.<br />

Der neue Jedermann Nicholas Ofczarek<br />

wird das Thema des Festspielsommers <strong>2010</strong><br />

werden, und die Salzburger werden ihn<br />

mit seinen Vorgängern vergleichen, kritisieren<br />

und lieben, so wie sie es mit allen<br />

vor ihm getan haben. Und sie werden sich<br />

auch diesen Namen merken, dessen bin<br />

ich mir sicher.<br />

Quellennachweis:<br />

Hans-Klaus Jungheinrich, Andres Müry, Jürg<br />

Stenzl, Barbara Zuber: „Kleine Salzburger Festspielgeschichte“,<br />

Verlag Pustet<br />

Gisela Prossnitz: „Jedermann – Von Moissi bis Simonischek“,<br />

Salzburger Museum Carolino Augusteum<br />

1999 Ulrich Tukur 2002 Peter Simonischek <strong>2010</strong> Nicholas Ofczarek<br />

<strong>SOCIETY</strong> 2_10 | 109

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