SOCIETY 354 /2010
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KUNST UND KULTUR<br />
OPER<br />
Eine gutgelaunte<br />
Camerata Salzburg<br />
Die Oper - die Sänger - das Orchester<br />
Norma<br />
Ein Höhepunkt der diesjährigen Festspiele in Salzburg ist<br />
die konzertante und in originaler Stimmlage aufgeführte<br />
Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini. Die Spitzenbesetzung<br />
garantiert höchsten Musikgenuss. Von EVA VON SCHILGEN<br />
Würden Sie es glauben?...Fiasko!...Fiasko!...Ernsthaftes<br />
Fiasko!“ So urteilte<br />
Vincenzo Bellini über die Uraufführung<br />
seiner Oper „Norma“ an der Mailänder<br />
Scala im Jahr 1831. Ein Fiasko? Ja, denn<br />
diesen Sommer können sich nur jene Musikliebhaber<br />
auf einen ganz besonderen<br />
Genuss bei den Sommerfestspielen in Salzburg<br />
freuen, die bereits Karten haben. Seit<br />
Anfang dieses Jahres sind die zwei Vorstellungen<br />
der tragischen Oper „Norma“ bereits<br />
ausverkauft: Ein Novum, auch für das<br />
an Erfolg gewöhnte Kartenbüro der Festspiele.<br />
Kein Fiasko! Denn kein bizarres Bühnenbild,<br />
keine eigenwilligen Kostüme, keine<br />
skurrilen Regieeinfälle werden das Auge<br />
ablenken. Bellinis Meisterwerk und die<br />
wahrscheinlich schönste Belcanto-Oper<br />
wird konzertant – und wie es bei den Salzburger<br />
Festspielen zu erwarten ist – in einer<br />
Spitzenbesetzung aufgeführt.<br />
***<br />
Das „vollkommene Trauerspiel“<br />
von Bellini<br />
Der 1801 in Catania geborene Vincenzo<br />
Bellini gilt als der Schöpfer der romantischen<br />
italienischen Oper, des „Melodramma<br />
tragico“. Mit seinem Hauptlibrettisten Felice<br />
Romani gelang ihm im Alter von nur<br />
dreißig Jahren mit „Norma“ eine völlig<br />
neuartige Einheit von Wort und Ton. Seiner<br />
Vorstellung nach sollte die Oper „durch ihren<br />
Gesang weinen, schaudern, sterben machen“.<br />
Der junge Richard Wagner, bekanntermaßen<br />
kein Freund italienischer Opern,<br />
sagte, Bellinis Melodien seien „schöner als<br />
Träume“ und der Philosoph Arthur Schopenhauer<br />
bezeichnete „Norma“ als „Beispiel<br />
eines höchst vollkommenen Trauerspiels“.<br />
Doch die erste Vorstellung war alles<br />
andere als ein Erfolg. Aber bereits nach der<br />
dritten Aufführung wurde die Oper als Meisterwerk<br />
gefeiert, denn sie beinhaltet alles,<br />
was ein gutes Stück ausmacht: Große Emotionen,<br />
soziale und kulturelle Konflikte, eine<br />
Dreiecksbeziehung in der Liebe, Hass<br />
und Rache die aufeinanderprallen und eine<br />
überwältigend schöne Musik.<br />
***<br />
Edita Gruberová als Norma<br />
Ein Meisterwerk gelang auch den Festspielen<br />
mit der Besetzungsliste. Edita Gruberová,<br />
die „Königin des Belcanto“, von der<br />
Marcel Prawy, ehemaliger Wiener „Opernführer“,<br />
sagte, sie gehöre zu den größten<br />
Phänomenen in der Weltgeschichte des<br />
Operngesanges, singt die Titelrolle der<br />
Norma, der Druidenpriesterin und heimlichen<br />
Geliebten des römischen Prokonsuls<br />
in Gallien, Pollione. Die Karriere der in Bratislava<br />
geborenen Sängerin begann bereits<br />
1968 in ihrer Heimatstadt, wo sie sowohl<br />
als Eliza in „My Fair Lady“, als Violetta in<br />
Verdis „La Traviata“ als auch in den vier<br />
Frauenrollen in „Hoffmanns Erzählungen“<br />
erste Erfolge feierte. Schon 1970 gibt sie ihr<br />
Debüt an der Wiener Staatsoper, zunächst<br />
in kleineren Rollen. 1976 feiert sie ihren<br />
Durchbruch mit der Rolle der Königin der<br />
Nacht in Mozarts „Zauberflöte“ und mit<br />
der Zerbinetta in „Adriane auf Naxos“, die<br />
sie bis zu ihrem letzten Auftritt an der<br />
Staatsoper in Wien im Dezember 2009 einhundert<br />
Mal singt. Bis auf den heutigen<br />
Tag scheint der gesuchten Koloratursängerin<br />
mit dem Spitznamen „slowakische<br />
Nachtigall“ keine Höhe zu hoch und keine<br />
Koloratur zu schwierig zu sein. So wird sie<br />
in Salzburg die Partie der Norma wieder in<br />
der ursprünglichen Höhe singen. Diese<br />
Rolle wurde jahrzehntelang von Mezzosopranistinnen<br />
besetzt, unter anderen war<br />
sie eine der Glanzpartien von Maria Callas.<br />
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