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SOCIETY 354 /2010

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LATEINAMERIKA<br />

MEXIKO<br />

„In den 60er und 70er Jahren<br />

war es für einen Mexikaner<br />

ein Abenteuer oder eine Mutprobe,<br />

in die USA einzureisen.“<br />

S.E. ALEJANDRO DÍAZ<br />

te Gegner der nationalsozialistischen Politik.<br />

Einige sind für immer in Mexiko geblieben.<br />

Zum Beispiel der berühmte Historiker<br />

Friedrich Katz, der einer der<br />

profundesten Kenner der mexikanischen<br />

Geschichte ist und später in Chicago gelehrt<br />

hat.<br />

Wie sehen die wirtschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen Mexiko und Österreich<br />

aus?<br />

Es gibt etwa neunzig österreichische<br />

Unternehmen in Mexiko. Allerdings gäbe<br />

es noch mehr Raum für österreichische<br />

Unternehmen, wenn man die Zahl der<br />

deutschen Unternehmen heranzieht: Wir<br />

haben 2.000 deutsche Unternehmen in<br />

Mexiko, und im Vergleich 1:10 könnten<br />

demnach 200 österreichischen Unternehmen<br />

in Mexiko sein. Im Außenhandel zwischen<br />

Österreich und Mexiko erzielt Österreich<br />

einen großen Außenhandelsüberschuss.<br />

Wir wollen die wirtschaftliche<br />

Beziehung natürlich verstärken und Österreich<br />

davon überzeugen, in Mexiko zu investieren.<br />

Unser Vorteil ist, dass wir sowohl<br />

mit der EU als auch mit den USA ein Freihandelsabkommen<br />

haben. So gibt es die<br />

Möglichkeit, teilgefertigte Produkte über<br />

Mexiko in die USA einzuführen, um weniger<br />

Zoll zu zahlen. Auch wenn die Krise alles<br />

lahmgelegt, heuer wird es besser werden,<br />

wir können nicht immer in der Krise<br />

leben.<br />

Österreich und Mexiko sind derzeit beide<br />

im UN-Sicherheitsrat vertreten. Gibt es eine<br />

Zusammenarbeit und in welcher Art?<br />

Unser Botschafter bei der UNO in New<br />

York war früher Botschafter in Wien. Es gab<br />

ein Treffen zwischen ihm und dem österreichischen<br />

UNO-Botschafter hier in Wien,<br />

um gemeinsame Themen zu besprechen,<br />

darunter fallen der Schutz von Kindern<br />

und der Zivilbevölkerung in bewaffneten<br />

Konflikten, die Wahrung der Menschenrechte,<br />

Partizipation von Frauen beim<br />

Wiederaufbau nach Konflikten, Kontrolle<br />

des illegalen Waffenhandels, und die Westsahara-Friedensmission.<br />

Beide Länder sind<br />

für den Frieden, für ein Verbot von Atomwaffen.<br />

Die USA haben einen Grenzzaun gebaut,<br />

um Einwanderer aus dem Süden aufzuhalten.<br />

Wie kann das funktionieren?<br />

Die Grenze zwischen den USA und Mexiko<br />

ist über 3.000 Kilometer lang, davon verläuft<br />

mehr als die Hälfte entlang des Grenzflusses<br />

Rio Grande bzw. Rio Bravo. Es gibt<br />

nur einige Kilometer Zaun in Kalifornien<br />

und in den Grenzstädten. Die gesamte Grenze<br />

einzuzäunen ist unmöglich. Das Terrain<br />

ist schwierig wegen der Berge und Wüsten.<br />

Die USA wollen jedoch einen sog. „Virtual<br />

Fence“ aus Sensoren und Kameras bauen,<br />

um den Grenzübertritt zu überwachen, was<br />

aber sehr viel kostet. Das Problem ist, dass<br />

das Immigrationssystem der USA schwach<br />

ist. Es ist leicht, in die USA einzureisen und<br />

dann illegal dort zu bleiben.<br />

Wie groß ist das Problem der illegalen<br />

Einwanderung aus Mexiko?<br />

Natürlich, die meisten Immigranten<br />

ohne Papiere in den USA kommen aus Mexiko.<br />

In den 60er und 70er Jahren war es<br />

für einen Mexikaner ein Abenteuer oder eine<br />

Mutprobe, in die USA einzureisen;<br />

nachdem die Grenzkontrollen verstärkt<br />

wurden, konnten paradoxerweise viele<br />

nicht mehr nach Mexiko zurückkehren. Es<br />

ist sehr attraktiv, in den USA zu arbeiten.<br />

Der Stundenlohn ist viel höher. Damit die<br />

Migration gestoppt wird, müssen wir mehr<br />

Arbeitsplätze in Mexiko anbieten. Das<br />

Durchschnittsalter in Mexiko beträgt 18<br />

Jahre. Die Leute sind sehr jung. Das Bevöl-<br />

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