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Procycling 02.19

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MARIANNE VOS<br />

Bei den Olympischen<br />

Spielen in London<br />

2012 konnte Vos<br />

auch der strömende<br />

Regen nicht von<br />

Gold abhalten.<br />

Sechs Monate später, mit dem Abitur und dem<br />

Titel der niederländischen Straßenmeisterin in<br />

der Tasche, gewann Vos in Salzburg ihren ersten<br />

Straßenweltmeister-Titel der Elite. Die Schlagzeilen<br />

über das niederländische Wunderkind<br />

häuften sich.<br />

„Ich wurde in Holland bekannter und die Leute<br />

hatten ihre Meinung über mich und teilten sie. Ich<br />

wurde irgendwie ein wenig berühmt, und das hat<br />

mir eigentlich nicht wirklich gefallen“, sagt Vos<br />

über diese Zeit ihrer frühen Karriere.<br />

„Es gab eine Seite, die erfolgreich sein wollte<br />

und mit den Resultaten sehr zufrieden war, und<br />

es gab einen Teil, der meinte: Okay, ich habe nie<br />

darum gebeten, berühmt zu werden, ich will einfach<br />

nur Rennen fahren. Diese Zeit war ein wichtiger<br />

Lernprozess, und ich denke, ja, es … eigentlich<br />

habe ich viel daraus mitgenommen. In nur<br />

wenigen Jahren hatte ich persönlich einen großen<br />

Schritt gemacht, der sonst vielleicht 20 Jahre gedauert<br />

hätte.“<br />

Die meisten Gewinner, die meisten Siegertypen<br />

wie Vos hassen es zu verlieren. Der zweite Platz<br />

liegt nicht in ihrer Natur und bedeutet ihnen normalerweise<br />

nichts – man frage nur Mark Caven-<br />

dish. Als sechsjähriges Kind, als Vos zum ersten<br />

Mal auf einem Fahrrad saß, war sie genauso. Und<br />

2018 war dieser Siegeswillen so stark wie nie zuvor.<br />

Als sie auf der 2. Etappe der Women’s Tour<br />

einen Sprint an Coryn Rivera verlor, war der Anblick<br />

der weinenden Vos, auf dem Bürgersteig vor<br />

ihrem WaowDeals-Teambus neben einem Mülleimer<br />

sitzend, die Knie am Kinn und das Gesicht<br />

in den Händen vergraben, wirklich herzzerreißend.<br />

Ist ein weiterer Sieg inmitten all der anderen<br />

Auszeichnungen und Erfolge wirklich so wichtig?<br />

„Ich war schon immer sehr ehrgeizig bei allem,<br />

was ich tue, besonders im Sport, sobald es um ein<br />

Rennen ging“, gibt sie zu. „Ich musste lernen zu<br />

verlieren und das als Motivation für das nächste<br />

Mal zu sehen. Besonders als Kind konnte ich nach<br />

einem enttäuschenden Rennen sehr wütend sein.“<br />

Ihre Liebe zum Rennenfahren ist eine Sache,<br />

doch woher kommt dieser Antrieb, siegen zu müssen?<br />

„Es ist wahrscheinlich eine Kombination<br />

meiner Eltern“, sagt Vos. „Meine Mutter ist eine<br />

Perfektionistin. Sie will immer alles gut machen<br />

und erträgt es nicht, wenn etwas nicht klappt,<br />

und mein Vater ist immer auf der Suche nach Herausforderungen.<br />

Er sah noch nie die Probleme,<br />

ES GAB EINE SEITE, DIE<br />

ERFOLGREICH SEIN WOLLTE,<br />

UND ES GAB EINEN TEIL, DER<br />

MEINTE: OKAY, ICH HABE NIE<br />

DARUM GEBETEN, BERÜHMT ZU<br />

WERDEN, ICH WILL EINFACH<br />

NUR RENNEN FAHREN.<br />

sondern suchte immer nach den Möglichkeiten<br />

– wahrscheinlich treibt mich die Kombination aus<br />

beidem dazu, immer das Bestmögliche zu geben.<br />

Dann gibt es da noch die Region, in der ich aufgewachsen<br />

bin. Die Leute reden nicht darüber: Sie<br />

tun es einfach und arbeiten sich den Arsch ab. Ich<br />

glaube, das hat mich so weit gebracht.“<br />

FEBRUAR 2019 | PROCYCLING 65

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