Procycling 02.19
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MARIANNE VOS<br />
Vos’ langer Sprint beim<br />
Crescent Vårgårda<br />
zeigte, warum sie<br />
immer noch zu den<br />
Besten gehört.<br />
© Velofocus<br />
Vos’ größter Vorteil war schon immer ihre<br />
Fähigkeit, schnell zu beschleunigen und<br />
anzugreifen. So hat sie im Laufe der Jahre<br />
einige ihrer größten Titel eingefahren wie etwa den<br />
besagten Cyclocross-Weltmeistertitel 2006. Es half<br />
ihr, Lizzie Armitstead auf der Mall in London zu<br />
schlagen, als sie 2012 Olympiasiegerin wurde, und<br />
sie hängte ihre Konkurrenten ab, um die Straßenweltmeistertitel<br />
2012 und 2013 zu gewinnen.<br />
Sprinten, sagt sie, war für sie immer selbstverständlich.<br />
Als sie jung war und zu Hause auf den<br />
flachen, windigen Straßen trainierte, lag ihr Talent<br />
in ihrer Fähigkeit zu sprinten.<br />
„Wo ich herkomme, sind wir Christen und Protestanten,<br />
und jeder, der ein Talent hat, sieht das<br />
als Geschenk an. Man versucht einfach, es so gut<br />
wie möglich zu nutzen“, sagt sie. „Wenn man sich<br />
das Training ansieht und was mir von der Natur<br />
mitgegeben wurde, war ich eher ruhig … meine<br />
Explosivität ist ganz okay, mein Sprint … Das<br />
braucht man immer, auf der Straße, aber auch im<br />
Cyclocross. Es ist einfacher, Rennen zu gewinnen,<br />
wenn man sprinten kann. Was ich nicht hatte, war<br />
die Kraft, und was mir fehlte, war der große Motor.<br />
Das war schon immer mein größtes Problem,<br />
also musste ich im Laufe der Jahre an Leistung<br />
zulegen. Natürlich hat es sich verbessert, aber mir<br />
liegen eher die kurzen und intensiven Intervalle.“<br />
Nach 2015 kehrte Vos zu dem zurück, was sie<br />
am besten kann. Diese schwierige Saison beendete<br />
fast die Karriere der Niederländerin. Sie fuhr<br />
in jenem Jahr nur zwei Straßenrennen durch; einziger<br />
Sieg war die niederländische Cross-Meisterschaft.<br />
Burnout und Übertraining von den vielen<br />
Wettkämpfen, verbunden mit Knie- und Kniesehnenverletzungen,<br />
holten sie komplett vom<br />
Rad. Viele Leute dachten, Vos sei erledigt, und<br />
es gab Zeiten, da dachte sie das Gleiche.<br />
Die größte Herausforderung ihrer Karriere sei<br />
gewesen, sagt sie, in den letzten drei Jahren zu<br />
dem zurückzukehren, was Vos „ihr Bestes“<br />
nennt. Aber 2018 bestätigte, dass sie sich noch<br />
nicht verabschieden wird. Sie gewann acht Rennen<br />
und war damit nicht mehr so dominierend<br />
wie in ihren unbesiegbaren Jahren von 2011 bis<br />
2014, als sie durchschnittlich 23 Siege pro Saison<br />
erzielte. Doch ihre sechs WorldTour-Siege<br />
in diesem Jahr enthielten eine Etappe beim Giro<br />
Rosa und einen lupenreinen Sieg bei der Ladies<br />
Tour of Norway Mitte August.<br />
Wenn es eine Vorstellung gab, die zeigte, dass<br />
Vos immer noch die beste Sprinterin im Feld ist,<br />
war es ihr Sieg beim Crescent Vårgårda im August<br />
dieses Jahres. Als das Feld auf einen Massensprint<br />
zusteuerte, flog Vos in der letzten Rechtskurve<br />
außen an der Gruppe vorbei, 300 Meter vor<br />
dem Ziel, und beschleunigte. Sie riss eine Lücke<br />
66 PROCYCLING | FEBRUAR 2019