AJOURE´ Magazin Juni 2019
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AJOURE / PEOPLE<br />
die manchmal einfach lieber zuschlägt,<br />
als zu diskutieren. Mir war klar, dass ich<br />
mit dem Kampfsport weitermachen müsse.<br />
Wenn wir drehen, kann ich nicht mit<br />
meinem Trainer in Berlin arbeiten. Aber<br />
die Proben mit meinem Stuntkoordinator<br />
Wanja sind genauso schweißtreibend.<br />
Und ich habe dann auch ständig irgendwelche<br />
kleinen Verletzungen und Wunden<br />
(lacht), wie beim Krav Maga. Diese<br />
Kampftechnik ist echt nicht ohne, damit<br />
gewinnt man keinen Schönheitspreis. Es<br />
ist hart und ruppig, dafür aber sehr effektiv.<br />
Du hast die Hauptrolle in einer der erfolgreichsten<br />
deutschen Krimireihen<br />
„Sarah Kohr“. Hier schalten regelmäßig<br />
bis zu 7 Millionen Zuschauer ein. Am<br />
06. Mai lief die aktuellste Folge, die sich<br />
jetzt in der ZDF-Mediathek befindet.<br />
Was erwartet die Zuschauer, die sich<br />
diesen nachträglich anschauen? Alles<br />
wie immer oder gibt es etwas Neues?<br />
Ich finde, dass wir in der Körperlichkeit<br />
der Figur definitiv noch einen draufgesetzt<br />
haben. Es ist ein spannender Thriller<br />
geworden, in der sich meine Figur selbst<br />
in Gefahr bringt. Ein bisschen moderner<br />
und jünger als der klassische Erzählkrimi<br />
„wo waren Sie denn gestern zwischen 18<br />
und 21 Uhr“. Der Anfang ist außergewöhnlich,<br />
finde ich. Du siehst die Kommissarin,<br />
die du kennst oder auch nicht,<br />
die ein Haus beobachtet, zu diesem hinüber<br />
geht und erst einmal zwei Typen<br />
niederschlägt, die Waffe zieht und eiskalt<br />
jemanden umbringt und die Wohnung<br />
danach wieder verlässt. Wenn du Sarah<br />
Kohr kennst, denkst du dir „Hä? Das ist<br />
doch die Kommissarin!“ Wenn du sie<br />
nicht kennst, denkst du dir „Ist das jetzt<br />
eine Auftragskillerin?“ Nach ein paar Minuten<br />
wird dies allerdings aufgelöst und<br />
es stellt sich heraus, dass es ein fingierter<br />
Mord ist, da ein ukrainischer Mafiaboss<br />
hinter diesem Kronzeugen her ist, den<br />
Sarah Kohr vermeintlich umgebracht hat.<br />
Der Einstieg in den Film ist also durchaus<br />
anders und sehr speziell und nicht so, wie<br />
man es vielleicht sonst kennt. Meistens ist<br />
es ja so, dass irgendwo eine Leiche liegt<br />
und am Tatort dann überlegt wird wer der<br />
Verdächtige sein könnte.<br />
Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir<br />
eine Frauenfigur mal etwas abseits der<br />
gängigen Geschlechter- und Rollenklischees<br />
erzählen dürfen. Sarah ist wortkarg,<br />
kann brutal und skrupellos sein,<br />
nimmt sich Männer, wie es ihr passt, und<br />
bewegt sich am Rande der Legalität. Das<br />
finde ich super. Warum müssen Frauen<br />
immer zart, diplomatisch und ein eher<br />
ausgleichendes Gemüt haben?<br />
Sarah Kohr ist ja ein harter Knochen<br />
und diese Rolle spielst du sehr überzeugend.<br />
Du hast dir für einige Szenen Krav<br />
Maga antrainieren lassen und verzichtest<br />
in der Regel auch auf Stunt-Double.<br />
Ist diese Einstellung zum Job der<br />
Schlüssel zu deinem großen Erfolg als<br />
Schauspielerin und natürlich auch zum<br />
Erfolg der Krimireihe?<br />
Für die Krimireihe könnte es durchaus<br />
sein, dass es den ein oder anderen überzeugt<br />
sich Sarah Kohr mal anzuschauen.<br />
Dass ich vieles ohne Stunt-Double mache<br />
hat den großen Vorteil, dass wir den<br />
Kampf nicht in kleine Details zerschneiden<br />
müssen, sondern ihn am Stück drehen<br />
können. Ich hoffe, dass die Zuschauer<br />
das interessant finden und dass sich eventuell<br />
sogar ein jüngeres Publikum angesprochen<br />
fühlt.<br />
Zum Thema Erfolg im Beruf kann ich nur<br />
folgendes sagen: Ich denke, dass auch immer<br />
eine Portion Glück dazugehört. Ich<br />
habe auf jeden Fall in meiner bisherigen<br />
Karriere immer wieder Menschen getroffen,<br />
die mich gefördert haben. Unser<br />
Produzent von Sarah Kohr zum Beispiel,<br />
Uli Aselmann, hat mich mit Anfang 20<br />
das erste Mal für eine Hauptrolle besetzt.<br />
Seitdem arbeiten wir immer wieder zusammen.<br />
Es ist ein großes Vertrauensverhältnis<br />
entstanden, und ich bin ihm sehr<br />
dankbar. Ohne solche Förderer hat man<br />
es schwer in diesem Beruf, da kann man<br />
noch so gut sein.<br />
Wirkt sich deine verinnerlichte Rolle als<br />
harte und taffe Frau und Kommissarin<br />
auch mal im Privatleben aus? Geht dein<br />
Mann schon mal in Deckung, wenn ihr<br />
diskutiert? : )<br />
(lacht) Nein! Ich muss lachen, denn wenn<br />
ich meinem Mann etwas zeigen will, zum<br />
Beispiel einen neuen Tritt, dann weigert<br />
er sich direkt stillzuhalten, denn ich habe<br />
ihm schon zweimal aus Versehen so gegen<br />
sein Knie getreten, dass er wenig gewillt<br />
ist, das nochmal über sich ergehen zu lassen.<br />
Das Problem an Krav Maga ist, dass<br />
es sehr schwierig ist, jemandem etwas<br />
davon langsam zu zeigen, denn die Wirkung<br />
dieser Kampftechnik funktioniert<br />
nur, wenn du es richtig machst, mit Geschwindigkeit<br />
und voller Power. Zum Bei-<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 47 | JUNI <strong>2019</strong>