AUTOINSIDE Ausgabe 11 – November 2019
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NUTZFAHRZEUGE<br />
Die kinetische Energie von<br />
Camions ist aufgrund des<br />
40-Tonnen-Gewichts deutlich<br />
höher als bei Personenwagen.<br />
Fahrerassistenzsysteme unterstützen<br />
den Chauffeur, in seiner<br />
Spur zu bleiben und dank Notbremsassistent<br />
Auffahrunfälle<br />
zu vermeiden. Die Sensorik mit<br />
Radar, Lidar, Kamera und auch<br />
Kommunikation mit anderen<br />
Fahrzeugen (V2X) hilft, bei immer<br />
dichter werdendem Verkehr<br />
die Unfallzahlen zu minimieren.<br />
(Bild Continental)<br />
Technik: Fahrerassistenzsysteme FAS bei Nutzfahrzeugen<br />
Elektronische Schutzengel<br />
obligatorisch an Bord<br />
Die Fahrerassistenzsysteme (FAS) in Nutzfahrzeugen sind Lebensretter erster Güte: Durch die hohe Fahrzeugmasse ist<br />
die kinetische Energie mit Faktor 25 deutlich höher als bei Personenwagen. Ein Unfall hat physikalisch betrachtet damit<br />
grössere Auswirkungen. Die meisten Unfälle sind auf Sekundenschlaf oder Ablenkung des Fahrers zurückzuführen. Rund<br />
40 % der Unfälle betreffen Auffahrunfälle, 20 % durch das Abkommen von der Fahrbahn. Beide Unfalltypen lassen sich mit<br />
modernsten FAS verhindern. Ab 2022 gehören auch Abbiegeunfälle mit Velos der Vergangenheit an. Andreas Senger<br />
In den vergangenen Jahren kamen FAS-Vorgaben<br />
für Nutzfahrzeuge in Europa Schlag<br />
auf Schlag: 2014 die ESP-Pflicht für alle neuen<br />
Lastwagen, 2015 die vor aus schauenden Notbremssysteme<br />
und der Spur verlassenswarner<br />
und seit 2018 müssen Camions ab 3,5 Tonnen<br />
Gesamtgewicht mit einem Notbremssystem<br />
ausgestattet sein, mit dem vor einem<br />
stehenden Hindernis eine Temporeduzierung<br />
von mindestens 20 km/h (bei 80 km/h) erreicht<br />
wird (auch bei stehenden Objekten).<br />
Der Grund liegt auf der Hand. Wenn mit<br />
einem Camion ein Unfall geschieht, ist eine<br />
höhere kinetische Energie im Spiel und die Unfallfolgen<br />
höher.<br />
Auch das eingeschränkte Sichtfeld und die<br />
Bereiche rund ums Fahrzeug, die von Auge<br />
trotz Einsatz vieler Spiegeln und Kameras<br />
nicht einsehbar sind (toter Winkel), machen<br />
neue Systeme unabdingbar. Ab 2022 sollen beispielsweise<br />
ein Abbiegeassistent, ein Müdigkeitsassistent<br />
(mit Fahrerüberwachung), ein<br />
Geschwindigkeitsassistent, eine Rück fahrkamera<br />
und ein Unfalldatenrecorder zum Repertoire<br />
der elektronischen Schutzengel bei<br />
Neufahrzeugen gehören.<br />
Obwohl Chauffeure (insbesondere hierzu<br />
lande) ausgebildete Profis sind, können<br />
durch Unachtsamkeit Unfälle geschehen. Die<br />
aktuellen FAS bevormunden den Fahrer nicht,<br />
sondern unterstützen ihn. Aktuell lassen sich<br />
zudem die Systeme teilweise im Cockpit vor<br />
der Fahrt deaktivieren. Auf schmalen Strassen<br />
kann beispielsweise der Spurhalteassistent<br />
aufgrund der engen Verhältnisse mit seinen<br />
andauernden Warnungen nerven.<br />
Je zuverlässiger die Systeme funktionieren,<br />
desto eher werden sie auch von den Berufschauffeuren<br />
akzeptiert. Allerdings ist nicht jedes<br />
System, das angeboten wird, auch von<br />
den Spediteuren gewünscht. Im Fokus und<br />
aufgrund des Wettbewerbsumfeldes sind die<br />
Betriebskosten ausschlaggebend, die bei der<br />
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<strong>November</strong> <strong>2019</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>