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architektur - bauen und energie - kreuzgewölbe - fachmagazin - oktober 2019 - eMagazin 07/19 - perchtoldsdorf - magazin - licht - bauen - planen - autocad - architekten - planer - gebäude - bauwirtschaft - interior - creative - designer - innenausbau - architect - archilover - retail - innenarchitektur
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
62<br />
Bauen & Energie<br />
Die Architekten von Studio Gang, einer in Chicago<br />
ansässigen Firma geleitet von Jeanne Gang, entwarfen<br />
das 13.500 Quadratmeter (Nutzfläche) große Gebäude<br />
mit einem Konzept, welches sie „solar carving“<br />
nannten. Nach einer genauen Analyse des Verlaufs<br />
der Sonne während des Tages, bestimmten sie einige<br />
Teile des fast fertigen 12-geschossigen Gebäudes,<br />
schnitten diese einfach heraus und verschlossen diese<br />
Fehlstellen mit schrägen, polygonen Glasflächen.<br />
Aus dieser Oberflächengestaltung, die an eine Gemme<br />
erinnert, entstehen vielerlei Vorteile sowohl für<br />
innen wie auch für den Außenraum. In Verbindung<br />
mit einem niedrig reflektierenden Hochleistungsglas<br />
verringert diese optimierte Gebäudegeometrie den<br />
Hitzeeintrag und vermeidet Blendungen für die Autofahrer<br />
auf dem West Side Highway, der entlang des<br />
Turmes verläuft. Auch die Kollisionsgefahr für Zugvögel<br />
– da diese den Baukörper leichter identifizieren<br />
können – wird so größtenteils vermieden. Die Glasscheiben<br />
haben einen „Solar Heat Gain Coefficient“<br />
(SHGC)*) von 0,22, der Reflexionsgrad im Sockel<br />
(Geschäfte) beträgt 12% und in den oberen Ebenen<br />
8%. Die Scheiben sind aus Sicherheitsgründen vorgespannt<br />
– man kann sie sogar betreten.<br />
Die Flächen dieser ausgeschnittenen Turmteile sind<br />
geometrisch optimiert und in ein Muster aus dreidimensionalen<br />
Facetten, welche die fehlenden Teile<br />
des Turmes artikulieren, geteilt. Als Vorhangfassade<br />
ausgebildet, kippen die diamantförmigen Paneele<br />
abwärts, umrahmt werden sie jeweils von 4 dreieckigen<br />
Stücken, die sie mit der senkrechten Tragstruktur<br />
verbinden.<br />
Im Inneren der Architektur bilden die Facetten einen<br />
Rahmen für tolle Ausblicke auf den Hudson River und<br />
schaffen interessante Ausbuchtungen in den Büros<br />
oder Aufenthaltsbereichen. Das Gebäude, welches<br />
im April eröffnet wurde, ist mit Geschosshöhen von<br />
mindestens 4,80 Meter erbaut und hat auf jeder (außer<br />
einer) Ebene einen Außenbereich zugeordnet.<br />
Eine 750 Quadratmeter große Terrasse im zweiten<br />
Stock liegt neben der High Line und 930 Quadratmeter<br />
Fläche stehen der Öffentlichkeit am Dach zur<br />
Verfügung. Die Kosten für den Bau werden mit über<br />
180 Millionen Euro kolportiert. Noch sind genügend<br />
Flächen frei, nur ein Autohändler und ein Restaurant<br />
sind bereits im Erdgeschoss eingezogen. Die Betreiber<br />
hoffen, Technologie-, Finanz- und Medienbetriebe<br />
so in den Meatpacking District zu ziehen.<br />
Man könnte die Architektur des Solar Carve als eine<br />
Mischung aus der maximal erlaubten Hüllform, beschnitten<br />
durch Sonnenstrahlen und der Berücksichtigung<br />
von ortsspezifischen Kriterien zur Erzielung<br />
eines positiven Effektes auf das Leben der Menschen<br />
und der Umwelt, bezeichnen. Die Entwickler streben<br />
für den Solar Carve eine LEED Gold Zertifizierung an<br />
und die Architektur wird sicherlich eine weitere Ikone<br />
der New Yorker Silhouette werden.<br />
(rp)