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ARCHITEKTUR MEDITERRAN<br />
07<br />
SPIEGELNDE<br />
WASSER-<br />
FLÄCHEN<br />
Ein Pool trennt die Privaträume der<br />
Besitzer von den Gästezimmern.<br />
Dabei geht ein tieferes Schwimmbecken<br />
in einen flacheren Bereich<br />
nahe der Terrasse über. Vor dem<br />
Auge des Betrachters fügen sie sich<br />
zu einer großen, zusammenhängenden<br />
Wasserfläche zusammen, in der<br />
sich der Himmel, die Wolken und<br />
die umliegenden Berge spiegeln. Das<br />
durch eine unterirdische Quelle mit<br />
Wasser gespeiste Becken verstärkt<br />
die Sinneseindrücke der Natur. Es<br />
lädt dazu ein, hinaus ins Freie zu<br />
treten und die Wüstenlandschaft<br />
auf sich wirken zu lassen. „Es ging<br />
hierbei um die Unmittelbarkeit der<br />
Erfahrung: die groben, archaischen<br />
Erinnerungen, die durch meine eigenen<br />
Reisen sowie die der Bauherren<br />
nach Südspanien gefiltert wurden.<br />
Die Alhambra mit ihren ruhigen Gärten<br />
und Räumen, die von massiven<br />
Steinwänden umschlossen werden ...“,<br />
erklärt Marwan Al-Sayed die Inspiration<br />
für die Gestaltung der Außenbereiche.<br />
Die Wasserfläche erfüllt noch<br />
eine weitere Funktion: Sie wirft das<br />
Sonnenlicht in Form von tanzenden<br />
Schatten an die Steinmauern zurück,<br />
wodurch die Architektur eine dynamische,<br />
unstete Facette erhält.<br />
08<br />
EXTERNE<br />
SONNEN-<br />
SEGEL<br />
Das Wohnzimmer öffnet sich mit einem<br />
bodentiefen Glasfenster zum zentralen<br />
Innenhof. Zwischen zwei parallelen<br />
Steinwänden, die sich aus dem Innenraum<br />
hinaus ins Freie fortsetzen, ist<br />
ein großformatiges, rechteckiges Sonnensegel<br />
eingespannt. Die beige Farbigkeit<br />
des Textils korrespondiert mit<br />
dem sandfarbenen Mauerwerk. Das<br />
vorgelagerte Segel fängt die Sonnenstrahlen<br />
ab, bevor sie auf die Fensterfront<br />
treffen. Damit wird ein Aufheizen<br />
der Innenräume vermieden, ohne die<br />
Blickbeziehung zwischen Innen und<br />
Außen außer Kraft zu setzen.<br />
09<br />
ARCHAISCHE GESTALT<br />
„Eine moderne, zeitlose Ruine in<br />
der Sonora-Wüste“, nennt Architekt<br />
Marwan Al-Sayed seinen Entwurf.<br />
Es fällt schwer, diesen Bau zeitlich<br />
zu verorten. Er könnte schon vor<br />
Jahrzehnten erbaut worden oder doch<br />
erst jüngeren Datums sein. Auch hierin<br />
zeigt sich ein Bezug zur Wüste: eine<br />
scheinbar ewige Landschaft, in der<br />
die Zeit einfach stillzustehen scheint.<br />
Eine allzu expressive Formensprache<br />
würde hier ebenso unangemessen sein<br />
wie eine traditionsfixierte Satteldach-<br />
Adaption. Kurzum: ein Bau, der zu<br />
seiner Umgebung passt.<br />
10<br />
HIMMELSCHAUKÄSTEN<br />
Das prägendste Naturerlebnis in der<br />
Wüste ist der Blick in den Himmel.<br />
Nicht ohne Grund hat der Künstler<br />
James Turrell seine berühmten<br />
„Skyspaces“ ebenfalls in Arizona in<br />
einem erloschenen Vulkan errichtet.<br />
Marwan Al-Sayed greift die Idee der<br />
Himmelschaukästen mithilfe von<br />
mehreren Oberlichtern auf. Im Korridor<br />
des Hauseingangs wurde ein<br />
langes, schmales Fensterband platziert,<br />
das nicht nur den Blick hinauf<br />
zum Himmel leitet. Es lässt das Tageslicht<br />
entlang einer Kalksteinmauer<br />
fallen, die es auf diffuse Weise in den<br />
Innenraum reflektiert. Die Farben des<br />
Himmels mischen sich mit den Farben<br />
des Innenraumes. Auch auf atmosphärischer<br />
Ebene wird der Bau in seiner<br />
Umgebung verwurzelt. Er intensiviert<br />
die Sinneserfahrungen der Wüste und<br />
holt sie in die Innenräume hinein.<br />
Die changierende Lichtwirkung lässt<br />
die Architektur nicht als kalte, träge<br />
Masse erscheinen, sondern verleiht ihr<br />
eine lebendige, organische Wirkung.<br />
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