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TITELTHEMA<br />
© istockphoto / Image Source<br />
GUTE KINDER-<br />
S T U B E G O E S<br />
JUGENDZIMMER<br />
Früher lernten junge Leute im Tanzkurs, wie man<br />
sich auch auf gesellschaftlichen Parketten bewegt.<br />
Heute gibt’s dafür extra Benimm-Kurse.<br />
Klingt streng, aber keine Bange, mit „Du-darfstnicht“-Drill<br />
haben die überhaupt nichts zu tun.<br />
Text Manuela Prill<br />
An der „Jugend von heute“ wurde<br />
zu allen Zeiten schon rumgemäkelt:<br />
kein Respekt, schlechte Manieren,<br />
null Bock auf Benimm. Stimmt das?<br />
Andreas Lassen aus Oberasbach, Tanzschulenbetreiber,<br />
Autor und Trainer<br />
für Umgangsformen, gibt seit 20 Jahren<br />
Benimm-Kurse auch an Schulen.<br />
Seine Erfahrung: „Die Schüler suchen<br />
nach Orientierung, sie sind dankbar für<br />
Anregungen.“ Klar, als Teenager wolle<br />
man cool sein, unangepasst. Aber mit<br />
der Coolness ist es schnell vorbei, wenn<br />
Jugendliche sich in für sie fremden Situationen<br />
bewegen müssen, bei einem<br />
Vorstellungsgespräch etwa. „Da wissen<br />
sie oft nicht, wie sie sich verhalten sollen.<br />
Und bevor sie etwas falsch sagen,<br />
sagen sie lieber gar nichts.“ Das kommt<br />
beim potenziellen Arbeitgeber natürlich<br />
weniger gut an, schlimmstenfalls geht<br />
die Schublade „sozial inkompetent“ auf.<br />
Lassen diktiert den Schülern in seinen<br />
Seminaren nicht, was sie sagen sollen.<br />
Auch der erhobene Zeigefinger – „das<br />
darfst du nicht“ – bleibt unten. Er möchte<br />
SOKO Umgangsformen:<br />
Soziale Kompetenz in Alltag und Beruf<br />
ISBN 978-3848221585<br />
lieber aufzeigen, dass gute Umgangsformen<br />
die Basis sind, erfolgreich zu<br />
sein. Sein Einstieg, wenn er neu vor<br />
einer Klasse steht: „Ich bin nicht zuständig,<br />
euch zu verbiegen.“<br />
Es gehe nicht ums Unter-,<br />
sondern ums Einordnen in<br />
die Gesellschaft. Nur wer die<br />
Regeln kennt, kann souverän<br />
mitspielen, wie im Sport halt<br />
auch. Lassen wählt bewusst<br />
dieses Beispiel, weil es dem<br />
Wort „Regeln“ schnell den spießigen<br />
Schrecken nimmt. Mehr noch: „Sie<br />
geben dir Sicherheit“, so seine Botschaft.<br />
So uncool ist es nämlich gar<br />
nicht, pünktlich und zuverlässig zu<br />
sein. Und „Bitte“ und „Danke“ entpuppen<br />
sich – wenn man sie nicht als reine<br />
Pflichterfüllung versteht – als wahre<br />
Herz- und Türöffner. In Lassens Kursen<br />
können sich die Jugendlichen in<br />
einem sicheren Rahmen ausprobieren.<br />
In Rollenspielen üben sie, wie man sich<br />
wortgewandt vorstellt oder wie man<br />
gekonnt Konversation betreibt. Auch<br />
sollen sie ein Gespür für die Wirkung<br />
der eigenen Körpersprache und die des<br />
Gegenübers entwickeln.<br />
Der Oberasbacher Coach hat ein Benimm-Buch<br />
geschrieben, das sich gezielt<br />
an Jugendliche wendet. Wie punktet<br />
man beim Vorstellungsgespräch, warum<br />
machen Kleider Leute, was gehört zum<br />
guten Ton bei einem Telefonat mit Kunden,<br />
und wohin zum Kuckuck mit dem<br />
Besteck bei Tisch? Ganz schön viele Knigge-Kniffe,<br />
die man so draufhaben sollte.