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76 KULTUR<br />
B A<br />
E<br />
L<br />
"<br />
SICH SELBST ZU<br />
MÖGEN,<br />
IST BEFREIEND"<br />
ÜBER JUNGS UND MÄNNER IM BALLETT GIBT ES<br />
NACH WIE VOR ZU VIELE KLISCHEES. JOHANNES<br />
JURKOWSKI TANZT GEGEN VORURTEILE AN.<br />
Text Katharina Wasmeier<br />
© Eva Grothe<br />
Wenn Johannes über sein<br />
liebstes Hobby spricht, leuchtet<br />
die Luft, die den 15-Jährigen<br />
umgibt. Die Hände flattern durch den<br />
Raum, der Rücken stolz, die Augen auch, alles<br />
in Bewegung. „Das Hobby“, sagt Johannes,<br />
„macht mich aus. Das ist mein Herzblut.“ Dabei<br />
hat der Junge schon viel Prügel einstecken<br />
müssen, viel Häme und Boshaftigkeit, ist mit<br />
Sandsäcken beworfen worden und der ganzen<br />
Macht des Mobbings Gleichaltriger ausgesetzt.<br />
Johannes tanzt Ballett, seitdem er fünf Jahre<br />
alt ist. Manchen Menschen macht das Angst.<br />
„Vor allem Eltern“, sagt Francesca Imoda. „Vor<br />
T<br />
allem: Vätern.“ Seit 2018 ist<br />
die 35-Jährige Italienerin<br />
künstlerische Leiterin von<br />
„Mind and Dance“ am Nürnberger Ballettförderzentrum.<br />
Was von außen aussieht wie<br />
ein glatte Allerweltsfassade ist innen ein verwinkeltes<br />
Knusperhäuschen mit Räumen und<br />
Treppen, mit kleinen Türchen und großen<br />
Spiegelsälen. Und mit vier Umkleiden. An drei<br />
großen klebt das Frauensymbol. An einer weiteren,<br />
besenkammerwinzigen: das der Jungs.<br />
Ausreichend: 250 Schülerinnen unterrichten<br />
die Lehrinnen und Lehrer. Nur fünf Jungen<br />
verbringen hier ihre Zeit. Einer ist Johannes.