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ELMA_Magazin_JuniJuli_2021

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48 TITELTHEMA<br />

NET(T)IQUETTE –<br />

W I E G E H T<br />

HÖFLICHKEIT<br />

IM INTERNET?<br />

Bei der Netiquette geht es um Online-Anstandsregeln.<br />

Darum, die Etikette auch in<br />

diesem vermeintlich rechtsfreien Raum zu<br />

wahren. Die allgemein gültigen Regeln<br />

im sozialen Umgang auch dann einzuhalten,<br />

wenn man möglicherweise nicht so<br />

einfach identifiziert werden kann.<br />

Text Simone Blaß<br />

© istockphoto / fizkes<br />

Wer heute zwischen zehn und zwanzig<br />

Jahren alt ist, von dem wird fast<br />

schon automatisch erwartet, dass er<br />

sich mit absoluter Sicherheit im Netz<br />

bewegt – also ein Digital Native ist.<br />

Was hier allerdings oft übersehen<br />

wird: Mit der Technologie mögen die<br />

Youngsters durchaus vertraut sein, aber<br />

es fehlt an Lebenserfahrung. Sie wissen<br />

nicht, was das Internet mit seinen vielen<br />

dunklen Räumen mit ihnen wirklich<br />

anstellen kann, ahnen oft nicht einmal,<br />

was sie selbst anrichten mit ein paar<br />

unüberlegten Worten, die für immer in<br />

die Nullen und Einsen des Internets gebrannt<br />

sind und vielleicht sogar einen<br />

Shitstorm auslösen, dem kaum ein Erwachsener<br />

psychisch wirklich gut standhalten<br />

könnte. „Das Schlimme ist ja,<br />

dass diese sogenannten Trolle Aufmerksamkeit<br />

bekommen. Ihr negatives Verhalten<br />

hat oft vermeintlich positive Konsequenzen<br />

für den, der trollt, schon allein<br />

deswegen, weil so die Sichtbarkeit des<br />

Nutzers erhöht wird – das Ziel schlechthin<br />

im Internet.“ Der Sozialpsychologe<br />

Johannes Leder von der Universität Bam-<br />

© privat<br />

Johannes Leder<br />

Sozialpsychologe an der<br />

Universität Bamberg<br />

berg sieht gerade die Anonymität<br />

im Netz als besonders kritisch. „Wir<br />

lernen vom Verhalten anderer und<br />

benehmen uns im realen Leben vor<br />

allem deshalb, weil wir damit rechnen<br />

müssen, dass ein negatives<br />

Verhalten direkt Konsequenzen<br />

hat. Wir richten uns nach sozialen<br />

Normen, und diese geben<br />

uns eine klare Vorgabe in<br />

Bezug auf Höflichkeit. Diese<br />

soziale Norm fehlt aber im<br />

Netz. Hier bilden sich neue<br />

Normen der Interaktion, und gerade<br />

Jugendliche identifizieren sich stark<br />

über ihre Gruppen, wollen sich als besonders<br />

gute Gruppenmitglieder auszeichnen,<br />

und wenn die Personen, die<br />

zu dieser Gruppe gehören, uns zum<br />

einen eigentlich unbekannt sind und<br />

sich zum anderen negativ benehmen,<br />

dann kann sich das vor allem im Netz<br />

schnell hochschaukeln und teilweise<br />

böse enden.“<br />

Es gibt nicht DIE eine Netiquette, die<br />

jetzt und immerdar gilt. Die kann es<br />

nicht geben, denn das Internet mit<br />

seinen Angeboten und alles rund um<br />

Social Media entwickelt sich ständig<br />

weiter und unser Verhalten muss sich<br />

dem anpassen. In den letzten Monaten<br />

haben wir wohl alle gelernt, wann wir<br />

bei einem Zoom-, Teams- oder Skype-<br />

Meeting das Mikro besser ausmachen<br />

sollten, wie das ankommt, wenn einer<br />

sich zu spät zuschaltet, und dass die Katze,<br />

die über die Tastatur marschiert, zwar<br />

ganz niedlich ist, aber sicher nur einmal.<br />

Seitdem wir alle monatelang fast nur<br />

noch online miteinander verbunden wa-

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