bull_03_06_Luxus

EDITORIAL / INHALT
Luxus ist kein Luxus
In der Weihnachtszeit über Luxus zu
schreiben, ist kein Luxus: Jetzt ist die Zeit,
seiner Familie und seinen Freunden, seinen
Geschäftspartnern und – indirekt oder
direkt – auch sich selbst etwas Gutes zu tun,
etwas zu schenken, das über das absolut
Notwendige hinausgeht. Das ist, zunächst
und vor allen Dingen: Zeit.
Das Weihnachtsgeschenk erst im letzten
Moment zu kaufen, ist nicht weiter
schlimm, ist bei uns nachgerade eine Art
Weihnachtssport geworden. Aber sich mehr
als nur einen Moment lang zu überlegen,
warum man etwas schenkt und ob es wirklich
das Richtige ist, ist kein Luxus. Dies ist
letztlich sogar mehr wert, als die vielen
Franken, die man konkret in die Geschenke
«investiert». Und sage nun ja niemand, man
spüre diese geschenkte Zeit nicht.
Manchmal reicht anstelle eines Geschenks
sogar ein Lächeln. Wie oft haben wir, habe
ich, dieses Jahr herzhaft gelacht oder
freundlich gelächelt? Nicht spöttisch oder
gar schadenfreudig. Oft? Genug? Genug
ist nie genug. Und: Jedes Lächeln, das du
aussendest, kommt zu dir zurück. Dimitri
geht sogar noch etwas weiter und sagt:
«Lachen ist eine Form von Liebe.»
Und schliesslich sollten wir auch jenen
Zeit schenken, denen es weniger gut geht,
die – das Sorgenbarometer erinnert uns
daran – ihre Arbeitsstelle verloren haben,
krank wurden oder deren langjährige
Beziehungen in die Brüche gingen. Oder die,
wie die Bewohner von Maputo in Moçambique,
unter akutem Wassermangel leiden.
Zeit schenken ist immer auch ein
bisschen die Welt verbessern, ist also kein
Luxus. Obwohl Zeit das ist, wovon wir –
scheinbar – am wenigsten haben und was
uns darum am meisten zu schenken reut.
Andreas Schiendorfer, Redaktor Bulletin
Schwerpunkt: Luxus
Fotos: Gee Ly (Titel), Pia Zanetti (Editorial)
6 Fragen Wie die Schweizer Luxus definieren
10 Kaufen Wie ultimative Präsente zu Gelassenheit führen
16 Verzichten Wie einfach sich die Welt erobern lässt
18 Anlegen Wie man mit Luxus Geld verdient
22 Befreien Wie Dimitri das Lachen sieht
25 Spenden Wie Schweizer Gelder Gutes tun können
Credit Suisse Bulletin 6-03 3