bull_03_06_Luxus
Credit Suisse bulletin, 2003/06
Credit Suisse bulletin, 2003/06
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WEALTH MANAGEMENT TOPICS<br />
Nur Wachstum schafft Vertrauen<br />
Die Konjunkturerholung ist in aller Munde. Doch der Anstieg der realen Wirtschaftsleistung zwischen 2001<br />
und 2004 wird wohl lediglich 0,4 Prozent betragen. Vorläufig ist das Wachstumspotenzial der<br />
Schweiz also alles andere als ausgeschöpft. Alois Bischofberger, Chefökonom und Martin Neff, Economic and Policy Consulting<br />
Foto: Angelo Cavalli/The Image Bank<br />
Wirklich beeindrucken kann man mit der<br />
realen Schweizer Wirtschaftsleistung der<br />
letzen vier Jahre niemanden. Denn sollte das<br />
Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP)<br />
nächstes Jahr tatsächlich um etwa 1 Prozent<br />
wachsen, wird die reale Wirtschaftsleistung<br />
in der Periode 2001bis 2004 im Durchschnitt<br />
um lediglich 0,4 Prozent pro Jahr zugenommen<br />
haben. Das grenzt an Stagnation und<br />
liegt nicht nur deutlich unter dem Schnitt der<br />
Industrieländer, sondern sogar spürbar unter<br />
dem Mittel der keineswegs wachstumsstarken<br />
Europäischen Währungsunion (EWU). Dieser<br />
Trend prägt das Bild seit dem Anfang der<br />
Neunzigerjahre.<br />
Die Aufgabe für das neu gewählte Parlament<br />
ist deshalb gestellt: Es muss die Rahmenbedingungen<br />
für höheres Wachstum<br />
schaffen.<br />
In vier Bereichen gibt es Handlungsbedarf.<br />
Erstens muss die Finanzpolitik die<br />
Staatsausgaben in Einklang mit den Einnahmen<br />
bringen. Auf diese Weise lassen sich<br />
Staats- und Schuldenquote zunächst stabilisieren<br />
und dann reduzieren. Zweitens sollen<br />
die Wettbewerbskräfte gestärkt werden.<br />
Dazu braucht es die konsequente Anwendung<br />
des revidierten Kartellgesetzes, den<br />
Verzicht auf weitere beziehungsweise den<br />
Abbau bestehender Subventionen, die Realisierung<br />
des Binnenmarktes Schweiz und<br />
die Liberalisierung regulierter Märkte. Verstärkter<br />
Wettbewerb erhöht den Innovationsdruck<br />
und löst Produktivitätsfortschritte<br />
aus. Drittens sind die Sozialwerke im Interesse<br />
künftiger Generationen langfristig zu<br />
sichern. Viertens müssen Bund und Kantone<br />
die Reformen im Bildungsbereich fortsetzen,<br />
um unser Land für die Anforderungen<br />
einer wissensorientierten Gesellschaft zu<br />
wappnen.<br />
Auch zügig durchgeführte Reformen steigern<br />
das Wirtschaftswachstum nicht in kurzer<br />
Frist. Bei der bevorstehenden Konjunkturerholung<br />
wird die Binnennachfrage zunächst<br />
eine Nebenrolle spielen. Die wesentlichen<br />
Impulse werden vom Export kommen. Für<br />
die geringe Zunahme des privaten Konsums<br />
ist der Rückgang der Beschäftigung verantwortlich,<br />
der sich bis ins kommende Jahr<br />
hinein fortsetzen wird. Daneben spielen folgende<br />
Faktoren eine Rolle: ein weiterer<br />
Anstieg der Arbeitslosenquote von heute<br />
3,7 Prozent auf 4,1 bis 4,2 Prozent in den<br />
ersten Monaten 2004, geringe nominelle<br />
Lohnzuwächse, die Abschöpfung von Kaufkraft<br />
durch höhere öffentliche Tarife und<br />
weiterhin steigende Krankenkassenprämien<br />
sowie die skeptische Beurteilung der Arbeitsplatz-<br />
und Einkommenssicherheit durch die<br />
privaten Haushalte.<br />
Auch die Anlageinvestitionen werden<br />
vorläufig keinen grossen Beitrag zum Wirtschaftswachstum<br />
beisteuern. Die Ausrüstungsinvestitionen<br />
der Unternehmen leiden<br />
seit rund zweieinhalb Jahren unter der geringen<br />
Exportdynamik, dem Kapazitätsabbau<br />
in der Finanzdienstleistungsindustrie sowie den<br />
verhaltenen Umsatz- und Gewinnerwartungen.<br />
2004 sollte sich der Horizont aufhellen.<br />
Die Investitionsflaute der letzten drei Jahre<br />
liess einen gewissen Nachholbedarf im<br />
Ersatz- und Rationalisierungsbereich entstehen.<br />
Mit fortschreitender Auslastung der<br />
Kapazitäten werden auch Erweiterungsinvestitionen<br />
nötig. Die Finanzierung der<br />
Investitionen wird durch steigende Unternehmenserträge,<br />
höhere Aktienkurse und<br />
ein grundsätzlich investitionsfreundliches<br />
Zinsumfeld erleichtert. Allerdings werden die<br />
Firmen ihre Investitionszurückhaltung nicht<br />
völlig ablegen. Zweifler an der Nachhaltigkeit<br />
Credit Suisse Bulletin 6-<strong>03</strong> 47