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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 2 2022

Gebäude energieeffizienter und resilienter gegen Umwelteinflüsse zu machen, ist eine der großen Aufgaben moderner Architektur. Die Fassade, als äußerste Schutzhülle, bietet hier besonders großes Potenzial. Probleme wie zu hoher Hitzeeintrag, die schon hier gelöst werden, entlasten vor allem die Haustechnik und können bei der Energiebilanz entscheidend sein. Doch moderne Fassaden können mehr. Sie erzeugen Strom, lüften selbstständig, kühlen überhitzte Städte und bieten mitunter sogar Lebensraum für allerlei Tiere. So legen sie einen Grundstein für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen. Die Projektberichte, die wir für diese Ausgabe zusammengestellt haben, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie spannen den Bogen zwischen smarten High-Tech- sowie cleveren Low-Tech-Ansätzen.

Gebäude energieeffizienter und resilienter gegen Umwelteinflüsse zu machen, ist eine der großen Aufgaben moderner Architektur. Die Fassade, als äußerste Schutzhülle, bietet hier besonders großes Potenzial. Probleme wie zu hoher Hitzeeintrag, die schon hier gelöst werden, entlasten vor allem die Haustechnik und können bei der Energiebilanz entscheidend sein. Doch moderne Fassaden können mehr. Sie erzeugen Strom, lüften selbstständig, kühlen überhitzte Städte und bieten mitunter sogar Lebensraum für allerlei Tiere. So legen sie einen Grundstein für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen.

Die Projektberichte, die wir für diese Ausgabe zusammengestellt haben, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie spannen den Bogen zwischen smarten High-Tech- sowie cleveren Low-Tech-Ansätzen.

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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

13<br />

Magazin<br />

Vom Wolkenkratzer<br />

zum Baumhaus<br />

404 Bäume, 4.620 Sträucher und fast 2.500 m 2 Gras, Blumen und Kletterpflanzen<br />

– was wie ein Konzept für Park- oder Grünflächen klingt, ist die begrünte Fassade<br />

zweier Wohntürme. Mit dem Easyhome Huanggang Vertical Forest City Complex<br />

brachten Stefano Boeri Architetti ein Stück vertikalen Wald nach Huanggang. Die<br />

Hochhäuser zeigen, wie man urbanes Grün in neuen Dimensionen denkt und so<br />

die Natur in die Stadt bringt.<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: RAW VISION studio<br />

Auf dem über 4.5 Hektar großen Areal in der Metropole<br />

in der Provinz Hubei entstehen mit dem<br />

Easyhome-Komplex neue Wohn-, Hotel- und Gewerbeflächen.<br />

Die fertiggestellten Türme sind die ersten<br />

beiden – von insgesamt fünf – und den italienischen<br />

Architekten zufolge der erste vertikale Wald Chinas.<br />

Mit dieser Typologie beschäftigten sich Stefano<br />

Boeri und sein Team bereits beim Bosco Verticale in<br />

Mailand und vielen anderen Projekten. Für die Fassade<br />

der chinesischen Wohnbauten kombinierten sie<br />

offene und geschlossene Balkone, die sich in einem<br />

diagonalen Muster und in unterschiedlichen Größen<br />

aneinanderfügen. Während die verglasten Loggien<br />

die Ansichten der 80 m hohen Türme wie 3D-Pixel<br />

überziehen, wachsen in den Freiräumen dazwischen<br />

Bäume, Sträucher und andere Pflanzen aus großen<br />

Trögen. Sie umspielen die Fenster, ranken sich an den<br />

Fassaden entlang in die Höhe oder hängen nach unten<br />

und umrahmen die Aussicht der Bewohner. Der<br />

Blick in die natürliche Umgebung soll ein naturnahes,<br />

urbanes Wohnerlebnis bieten.<br />

Bei der Bepflanzung setzte die Botanikerin und Landschaftsarchitektin<br />

Laura Gatti auf lokale Arten. Neben<br />

chinesischem Ginkgo kamen immergrüne Bäume<br />

mit duftenden Blüten sowie Ahorn, Bambus und kleinere<br />

Weidengewächse zum Einsatz. Dazwischen verdichten<br />

Gräser den vertikalen Wald. Die spezifischen<br />

Eigenschaften wie Laubfärbung, Wuchshöhe und<br />

Ausrichtung der Vegetation wurden in die Gestaltung<br />

der Wohntürme miteinbezogen. Die lebendigen<br />

Ansichten sorgen aber nicht nur für einen grünen<br />

Farbtupfer in der Stadt, der sich mit den Jahreszeiten<br />

verändert, sondern haben zudem einen positiven<br />

Einfluss auf das Klima: Laut Berechnungen der Planer<br />

nimmt die bewachsene Hülle pro Jahr 22 Tonnen<br />

CO 2 auf und produziert gleichzeitig 11 Tonnen Sauerstoff.<br />

Mit diesen klimaaktiven Qualitäten birgt das<br />

Projekt insbesondere für asiatische Großstädte mit<br />

hoher Luftverschmutzung interessante Chancen und<br />

trägt vielleicht dazu bei, dass in Zukunft – Mensch<br />

und Planet zuliebe – auch in China mehr urbane Räume<br />

überwiegend Grün statt Grau gebaut werden.

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