<strong>architektur</strong> <strong>FACHMAGAZIN</strong> 8 Architekturszene Das 2016 sanierte Gebäude der MA 31 im 6. Wiener Gemeindebezirk © Salama Iman Die Folgen des Klimawandels eindämmen – Lebensqualität steigern Begrünte Städte helfen nicht nur bei der Bekämpfung des Klimawandels, sondern sie steigern langfristig auch die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner. Pflanzen an der Fassade wirken obendrein wärme- und schalldämmend. Mit ihnen ist es möglich, störende Umgebungsgeräusche im Gebäude zu reduzieren – im Winter fungieren sie als lokale Isolation, wobei sie die Wärme speichern, während sie im Sommer einen kühlenden Effekt haben. Der Dämmungseffekt der Fassadenbegrünung ist dadurch mit positiven Auswirkungen auf die Heizkosten und den CO 2 -Verbrauch durch Klimageräte verbunden. Nicht zu vernachlässigen ist schließlich der gestalterische Effekt grüner Hausfassaden. Sie werten das Gebäude und – in weiterer Folge – den betreffenden Stadtteil ästhetisch auf. Werden zusätzlich Dachbegrünungen realisiert, findet damit eine Rückgabe versiegelter Flächen an die Natur statt. Kleintieren wird somit mehr Lebensraum in urbanen Gebieten zur Verfügung gestellt, wobei die Pflanzen Vögeln und Bienen Nahrungsquellen und Nistplätze bieten. Ist ausreichend Fläche vorhanden, lassen sich bepflanzte Dachbereiche auch von Menschen zur Erholung nutzen. Stadtbegrünung als essenzielle Zutat für die zukunftsfähige Stadt Die Stadtbegrünung leistet also zweifelsohne einen essenziellen Beitrag zum Klimaschutz. Um nachhaltige Veränderung zu erzielen, darf die grüne Architektur gemäß Scheuermann aber nicht bloße „Zutat“ bei Neubauten sein. Nicht selten wird das üppige Grün an den Fassaden bei sogenannten Nachhaltigkeitsprojekten zu Marketingzwecken genutzt. Die Frage nach dem Klimaschutz stellt sich besonders dann, wenn der Bestand solchen Neubauten weichen muss. Laut Architekt Scheuermann setzen Städte, die dies oft nicht nötig hätten, auf kostspielige und ressourcenintensive Wohntürme, die durch grüne Wände umweltbewusst erscheinen sollen. Wollen Planer ein Quartier tatsächlich klimaneutral gestaltet, geht es in erster Linie darum, Instandhaltungs- und Sanierungsmöglichkeiten auszuloten. Natürlich ist unbestritten, dass Begrünungen von Dächern und Fassaden die Auswirkungen des Klimawandels eindämmen. Im Sommer heizen sich die betreffenden Bauteile nicht so stark auf, wobei sich die Verdunstungskälte der Pflanzen auch für die Kühlung des Innenbereichs einsetzen lässt. Bei intelligenter Planung ist es sogar möglich, Grünelemente mit Photovoltaik zu kombinieren. Diese Anlagen arbeiten bei mittleren Temperaturen äußerst effektiv, wodurch es also die Dach- und Fassadenbegrünung schafft, deren Effizienz zu maximieren. Klimaneutral wird ein Stadtteil aber erst dann, wenn die Fassadenbepflanzung in Kombination mit umweltschonender Architektur zum Einsatz kommt. Positivbeispiel für die Umsetzung einer grünen Fassade am Bestand ist das Amtsgebäude der MA 48 am Wiener Gürtel. Auf einer Fläche von 850 Quadratmetern wurden nach den Plänen von Rataplan Architektur 2.850 Laufmeter Pflanzentröge aus Aluminium angebracht. Die Verkleidung aus 17.000 Pflanzen dient auf dem Bau aus den 1960er-Jahren nicht nur dem CO 2 -Ausgleich, sondern sie ist gleichzeitig Wärme- und Schalldämmung. Ursachen statt Symptome bekämpfen Mit der Stadt- und Gebäudebegrünung wird es niemals möglich sein, die Auslöser des Klimawandels zunichte zu machen. Die nachhaltige Gebäudeverkleidung lindert zwar die Symptome, aber nicht die Ursache der globalen Erwärmung. Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, die Auswirkungen der zunehmenden Luftverschmutzung und Temperaturzunahme in Siedlungsgebieten auf diese Weise zu mildern. Allerdings ist die Baubranche dazu angehalten, weitreichendere Lösungen für eines der wohl größten Probleme der heutigen Zeit zu finden. Anstatt auf kostspielige und CO 2 -lastige Prestigeprojekte mit grünen Fassaden zu setzen, empfiehlt es sich eher, bestehende Objekte zu begrünen und so im Kleinen zu agieren. Das Ziel besteht darin, die Bepflanzung an Fassaden und Dächern zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen – und das nicht nur bei Großprojekten. u
Max Exterior Oberflächen: • kreative Freiheit • individuelle Gestaltungsmöglichkeiten • Fassadengestaltung, Balkonbekleidungen und Outdoor-Möbel 9 Magazin Fundermax GmbH office@fundermax.at www.fundermax.at „Sei das Original, nicht die Kopie.“ (Hannes K., Architekt)