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architektur FACHMAGAZIN Ausgabe 2 2022

Gebäude energieeffizienter und resilienter gegen Umwelteinflüsse zu machen, ist eine der großen Aufgaben moderner Architektur. Die Fassade, als äußerste Schutzhülle, bietet hier besonders großes Potenzial. Probleme wie zu hoher Hitzeeintrag, die schon hier gelöst werden, entlasten vor allem die Haustechnik und können bei der Energiebilanz entscheidend sein. Doch moderne Fassaden können mehr. Sie erzeugen Strom, lüften selbstständig, kühlen überhitzte Städte und bieten mitunter sogar Lebensraum für allerlei Tiere. So legen sie einen Grundstein für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen. Die Projektberichte, die wir für diese Ausgabe zusammengestellt haben, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie spannen den Bogen zwischen smarten High-Tech- sowie cleveren Low-Tech-Ansätzen.

Gebäude energieeffizienter und resilienter gegen Umwelteinflüsse zu machen, ist eine der großen Aufgaben moderner Architektur. Die Fassade, als äußerste Schutzhülle, bietet hier besonders großes Potenzial. Probleme wie zu hoher Hitzeeintrag, die schon hier gelöst werden, entlasten vor allem die Haustechnik und können bei der Energiebilanz entscheidend sein. Doch moderne Fassaden können mehr. Sie erzeugen Strom, lüften selbstständig, kühlen überhitzte Städte und bieten mitunter sogar Lebensraum für allerlei Tiere. So legen sie einen Grundstein für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen.

Die Projektberichte, die wir für diese Ausgabe zusammengestellt haben, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie spannen den Bogen zwischen smarten High-Tech- sowie cleveren Low-Tech-Ansätzen.

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37<br />

jessenvollenweider<br />

Schimmerndes<br />

Sonnenkleid<br />

Amt für Umwelt und Energie / Basel, Schweiz / jessenvollenweider<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Philip Heckhausen<br />

Der Neubau des Amts für<br />

Umwelt und Energie am<br />

Fischmarkt in Basel ist<br />

so konzipiert, dass seine<br />

Elemente, ihre Funktion<br />

und deren Zusammenspiel<br />

nach innen wie außen erkennbar<br />

sind. Besonderes<br />

Gestaltungsmerkmal des<br />

von jessenvollenweider<br />

entworfenen Nullenergiehauses<br />

in Holz-Beton-Hybridbauweise<br />

ist die leichte<br />

Photovoltaikfassade,<br />

die das flexible Raum- und<br />

Tragsystem umhüllt.<br />

Energie, Abfallbewirtschaftung, Gewässer- und Lärmschutz,<br />

Altlastensanierung sowie Landwirtschaft sind<br />

die Kerngeschäfte des Amts für Umwelt und Energie<br />

in Basel. 2021 bezog das Amt den neu errichteten,<br />

markanten, achtgeschossigen Holz-Beton-Hybridbau<br />

mit Photovoltaikfassade im Herzen der Stadt. Das<br />

ortsansässige Architekturbüro jessenvollenweider<br />

konzipierte den Entwurf als Antwort auf den dichten<br />

städtebaulichen Kontext und konnte mit einer ausgefeilten<br />

energietechnischen Lösung die gewünschte<br />

Zertifizierung als Minergie-A-ECO erreichen.<br />

Die Ausschreibung für den Neubau der AUE BS forderte<br />

bereits 2013 ein Leuchtturmprojekt in Hinblick<br />

auf Nachhaltigkeit und Minergie-A, die für das Bauen<br />

in Basel eine Vorbildfunktion einnehmen sollte. Mit<br />

der gelungenen Umsetzung des Projekts konnte der<br />

Kanton die Chance nutzen, weit über die gesetzlichen<br />

Vorgaben hinauszugehen. Kein anderes Bürogebäude<br />

in Basel weiß bislang die Verwendung von regionalem<br />

Holz, eine ans Stadtbild angepasste PV-Fassade oder<br />

eine aktive Raumkühlung aufzuweisen. Die Zuständigen<br />

erhoffen sich auf interner Ebene aber auch von<br />

der offenen Arbeitswelt ohne individuelle Arbeitsplätze<br />

neue Impulse, sowie regen, externen Besucherandrang<br />

im neuen Kompetenzzentrum.<br />

Um allen Ansprüchen gerecht werden zu können, war<br />

für die Architekten bereits früh klar, dass es darum<br />

gehen würde, eine Einheit im grundsätzlich Gegensätzlichen<br />

zu schaffen. Dies bot die Chance sichtbar<br />

zu machen, wie ein zeitgemässes städtisches Haus,<br />

das die Grundsätze des nachhaltigen Bauens und ein<br />

sinnvolles Maß an gezielten technischen Innovationen<br />

verwirklicht, selbstverständlich in einen historischen<br />

Stadtkontext integriert werden kann. jessenvollenweider<br />

positionierten einen leichten Holzbau in<br />

Hybridbauweise inklusive hochmoderner Photovoltaikfassade<br />

inmitten der Altstadt von Basel, die vom<br />

Baustoff Stein dominiert wird. Das Fassadenkonzept<br />

entwickelte sich als besondere Herausforderung im<br />

Laufe der Planungsphase analog zur rasant voranschreitenden<br />

Evolution der Technik stetig weiter. So<br />

verlagerte sich der konzeptionelle Fokus von der polykristallinen<br />

Zelle – die in der Materialität und Farbigkeit<br />

die Verwandschaft zu den angrenzenden Gebäuden<br />

in Naturstein sucht – hin zur monokristallinen<br />

Zelle mit bis zu 30 Prozent mehr Leistungsfähigkeit.<br />

Die Erscheinung ist dabei grundlegend anders, nämlich<br />

dunkel und monoton. Das Trägermaterial Glas<br />

erhält somit eine besondere Bedeutung. In diesem<br />

Zusammenhang wurde ein Schmelzglas entwickelt,<br />

das eine plastische, unregelmäßige und im Licht changierende<br />

Lebendigkeit entfaltet und durch seine<br />

Struktur die dahinter liegenden PV Zellen abbildet.<br />

Zusammen mit den in das Glas integrierten metallischen<br />

Farbpunkten aus Titannitrid wird die dunkle<br />

Farbe der PV-Zellen überlagert und die charakteristische<br />

Erscheinung der Fassade ermöglicht.<br />

Die Entscheidung, die Photovoltaikflächen auf die<br />

Fassade zu packen, ist auch der Tatsache geschuldet,<br />

dass die zur Verfügung stehende Dachfläche schlicht<br />

zu klein war, um den Bedarf an Betriebsenergie für<br />

das Klimagebäude aus erneuerbaren Quellen in Form<br />

von Sonnenenergie decken zu können. Die Module<br />

enthalten effiziente monokristalline PERC-Zellen, die<br />

auch über Bereiche mit weniger Sonneneinstrahlung<br />

Energie erzeugen können. Das Fassadenkleid vereint<br />

Leistung, Langlebigkeit und Ästhetik in besonderem<br />

Maße. Der Reiz des Erscheinungsbildes rührt aus<br />

dem unterschiedlichen Lichteinfall zu verschieden<br />

Tageszeiten her: Die Bandbreite reicht vom dunklen<br />

technischen Kraftwerk über die farbliche Einbindung<br />

in den Kontext der sandsteinfarbenen Nachbarn bis<br />

hin zum leuchtenden Glashaus, das die Umgebung<br />

widerspiegelt und das Sonnenlicht bricht. u

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