Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wie aus Impfampullen Erinnerungskunst wird<br />
Apothekerin Ellen Schlichting dokumentiert die Pandemie auf kreative Art <strong>und</strong> Weise<br />
GESUNDHEIT<br />
Künstlerin <strong>und</strong> Apothekerin Ellen Schlichting mit ihren Objektkästen, voller Ampullen <strong>und</strong> anderer Impfmaterialien<br />
Fotos: N. Baumann, Schlichting<br />
Ellen Schlichting arbeitet als Apothekerin für die Johanniter<br />
im Bremer Impfzentrum. Zusammen mit ihren Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen bereitet sie die Spritzen für die Covid-19-Impfungen<br />
vor. Einmal benutzt, lagern die leeren Ampullen in großen<br />
grauen Kisten, um dann entsorgt zu werden. Vor ihrer Nutzung<br />
werden sie in Kühlschränken nach Herstellern sortiert im sogenannten<br />
roten Salon aufbewahrt. Diesen Namen verdankt der<br />
Raum seinem roten Anstrich. Mittlerweile gibt es etliche der Kisten,<br />
randvoll mit Tausenden <strong>kl</strong>einen Fläschchen.<br />
Durch ihre zweite Leidenschaft, der Kunst, hatte Ellen Schlichting<br />
sofort einen anderen Blick auf die sich türmenden Behältnisse<br />
aus Glas: „Es ist wir<strong>kl</strong>ich ästhetisch, wenn die Ampullen da alle<br />
zusammenliegen, wie <strong>kl</strong>eine Kristalle“, erzählt die Wahlbremerin.<br />
Deshalb seien ihr diese direkt aufgefallen <strong>und</strong> hätten sie auf den<br />
Gedanken gebracht, Kunst daraus zu machen. Denn wenn sie nicht<br />
gerade als Apothekerin arbeitet, ist sie Künstlerin. Nach dem Abitur<br />
war für Schlichting die Frage, ob sie Pharmazie oder Kunst<br />
studieren wird. Da sie sich nicht für ein Fach entscheiden konnte,<br />
absolvierte sie beides nacheinander. Heute malt sie mit Öl- <strong>und</strong><br />
Aquarellfarben oder arbeitet mit Misch- <strong>und</strong> Drucktechniken.<br />
In Gesprächen mit ihren Kolleg:innen über andere Pandemien<br />
in der Vergangenheit, ist der kreativen Apothekerin aufgefallen,<br />
dass beispielsweise die Pest oder die spanische Grippe, heute<br />
längst vergessen sind. Mit ihren Kunstwerken will sie deshalb die<br />
aktuelle Pandemie dokumentieren <strong>und</strong> die Erinnerung daran wach<br />
halten.<br />
Bis sie mit ihrem Projekt starten konnte, dauerte es eine ganze<br />
Weile, da sie eine Freigabe der Ges<strong>und</strong>heitsbehörde brauchte, um<br />
die Materialien nutzen zu dürfen. Eine große Unterstützung war ihr<br />
dabei Astrid Herting, die leitende Apothekerin des Impfzentrums<br />
<strong>und</strong> der Johanniter-Unfallhilfe. Diese kontaktierte Claudia Bernhard,<br />
Senatorin für Ges<strong>und</strong>heit, Verbraucherschutz <strong>und</strong> Frauen,<br />
<strong>und</strong> brachte so die Genehmigung ins Rollen. Nach sechs Monaten<br />
erhielt Schlichting das Go <strong>und</strong> konnte mit ihrer Vision beginnen.<br />
Bevor sie die Ampullen verwenden kann, muss die Künstlerin die<br />
Reste daraus mit einer Spritze abziehen <strong>und</strong> das Glas dann mit<br />
einer Kochsalzlösung säubern. „Ich brauche für die Reinigung von<br />
100 Ampullen eine halbe bis eine St<strong>und</strong>e“, erzählt Schlichting vom<br />
aufwendigen Bearbeitungsprozess.<br />
Eigentlich war ihr erster Gedanke eine große, beleuchtete<br />
Skulptur daraus zu bauen. Doch die Realisierung ist aufgr<strong>und</strong> des<br />
benötigten Materials sehr kostspielig. So begann sie in einem ersten<br />
Projekt, die gesäuberten Ampullen zusammen mit Kochsalzfläschchen,<br />
unbenutzten Kanülen <strong>und</strong> Einmalspritzen, in 20 mal<br />
20 Zentimeter großen Objektkästen in Szene zu setzen <strong>und</strong> diese<br />
ab einem Preis von 80 Euro zu verkaufen. Dabei ist jedes Objekt ein<br />
Unikat, „sonst wäre es langweilig“, sagt Ellen Schlichting.<br />
Dass die Pandemie für viele Menschen eine schmerzliche<br />
Zeit ist, die sie schnell vergessen wollen, kann die Künstlerin gut<br />
nachvollziehen. Doch sie möchte einen wichtigen Aspekt bildlich<br />
manifestieren: „Ich wollte dokumentieren, was da an Leistung<br />
erbracht wurde. Diese gemeinschaftliche, große Leistung möchte<br />
ich mittels der Skulptur in einem weiteren Projekt darstellen.“<br />
Der erste Schritt dafür ist getan. Um die Materialkosten weiterhin<br />
decken zu können, hofft sie auf Sponsor:innen, die ebenfalls daran<br />
interessiert sind, die Zeit der Pandemie für die Nachwelt mithilfe<br />
von Kunst zu dokumentieren. Als Standort für die fertige Skulptur<br />
könnte sich Schlichting eine medizinische Einrichtung oder ein<br />
Bremer Museum vorstellen. (ZR)<br />
Wer Ellen Schlichting bei der Realisierung ihrer Erinnerungsskulptur<br />
finanziell unterstützen möchte, kann per E-Mail über ampullenkunst@<br />
gmail.com Kontakt mit ihr aufnehmen.<br />
IN LILIENTHAL UND UMZU<br />
FÜR SIE DA!<br />
• Zahnersatz digital<br />
<strong>und</strong> ohne Abformung<br />
• Implantate<br />
• Angstfrei mit Lachgas<br />
• Kariesentfernung ohne Bohren<br />
• Prophylaxe <strong>und</strong> Bleaching<br />
• Kiefergelenkstherapie<br />
Zahnarzt<br />
Dr. Nicolas Laack<br />
Hauptstraße 67<br />
28865 Lilienthal<br />
Telefon: 0 42 98 / 54 04<br />
www.zahnarztlaack.de<br />
29