LOKALES Tierisch neugierig Wie Kater Ernie die Hansestadt erk<strong>und</strong>et Ist viel in Bremen unterwegs: Kater Ernie im Schnoor (unten links) auf der Alexander von Humboldt <strong>und</strong> in der <strong>STADTMAGAZIN</strong>-Redaktion (oben links). Fotos: Nürnberger 8 Rötlich getigertes Plüschfell, wachsame grüne Augen <strong>und</strong> spitze, luchsartige Ohren: Maine-Coon-Kater Ernie hat es zu tierischer Berühmtheit in der Hansestadt gebracht. Und das hat er nicht seinem Aussehen, sondern vor allem seiner Wanderlust zu verdanken. Dass ihm Ausflüge ins Focke-Museum oder in die Shakespeare Company Spaß machen würden, hätten seine Katzeneltern Dagmar <strong>und</strong> Torsten Nürnberger nicht gedacht, als der Stadttiger vor zehn Jahren zu ihnen kam. Vielmehr ging es dem Paar zunächst darum, den heute elfjährigen Kater überhaupt am Leben zu halten. Denn als die Bremer Katzenhilfe ihnen Ernie im Januar 2012 vermittelte, brauchte der besorgniserregend kranke <strong>und</strong> vernachlässigte Rassekater dringend ärztliche Hilfe <strong>und</strong> ein neues Zuhause. Dieser Zustand schreckte die beiden Tierliebhaber nicht ab <strong>und</strong> so päppelten sie ihn gemeinsam mit einer Tierärztin auf. Die liebevolle Umsorgung zeigte schnell ihre Wirkung. Katzenmama Dagmar erinnert sich: „Er wollte leben, das haben wir direkt gemerkt.“ Ernie erholte sich schneller als erwartet. Bereits während seiner Genesung zeigte er sich seinen neuen Besitzern sowie Menschen in der Nachbarschaft gegenüber sehr neugierig <strong>und</strong> aufgeschlossen. Torsten <strong>und</strong> Dagmar Nürnberger stellten schnell fest, dass ihr neuer flauschiger Gefährte Lust hatte, sie auf ihren Spaziergängen zu begleiten. Also fingen sie an, ihn auf ihren Wegen durch Habenhausen mitzunehmen – <strong>und</strong> das ganz ohne Leine. Schnell gewann Ernie das Herz der Menschen, die ihm auf seinen Streifzügen begegneten. Da er diese Aufmerksamkeit zu genießen schien, wagte das Pärchen einen weiteren Schritt <strong>und</strong> nahm ihn einfach überallhin mit, angefangen beim Verkaufsraum von Münchhausen Kaffee, kamen nach <strong>und</strong> nach immer mehr Bremer Orte <strong>und</strong> Ecken hinzu, die zuvor wohl noch nie von Katzenpfoten betreten wurden. Darunter auch das Metropol Theater, die „Alexander von Humboldt“ <strong>und</strong> die Baumwollbörse. Bremer Ecken <strong>und</strong> bekannte Gesichter Ernies Bekanntheitsgrad nahm ebenso zu wie Besuche an für Katzen ungewöhnlichen Orten. Bald war er stadtbekannt <strong>und</strong> Stadtgespräch. Und so wurden im Oktober 2018 Ernies Social-Media-Accounts ins Leben gerufen, damit künftig noch mehr Menschen an seinen Abenteuern teilhaben konnten. Der <strong>kl</strong>eine Herumtreiber überzeugt seither auch digital mit seinem Charme <strong>und</strong> hat heute fast 900 Follower:innen auf Instagram <strong>und</strong> mehr als 1100 bei Facebook. Schnell wurden die Medien auf ihn aufmerksam, <strong>und</strong> mit jedem Ausflug erkannten mehr Bremerinnen <strong>und</strong> Bremer die neugierige Fellnase wieder. Unter anderem bekam er Besuch vom Wettermann Andree Pfitzner mit „buten un binnen“ <strong>und</strong> half zur Lockdownzeit dem Weihnachtsmann, indem er ein Bremer Weihnachtspostamt eröffnete. Dorthin konnten ihm Kinder schreiben <strong>und</strong> erhielten dafür festliche Grüße vom stadtbekannten Vierbeiner zurück. Selbst Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff schrieb ihm mit seiner Familie <strong>und</strong> auch von den Bremer Philharmonikern kam eine Karte. Mittlerweile ist der Kater zum berühmten Bremer Original geworden <strong>und</strong> bekommt Nachrichten aus ganz Deutschland, darunter waren auch schon Grüße von Schauspieler Hape Kerkeling <strong>und</strong> der Fußballmannschaft Schalke 04. Katzenhalter Torsten Nürnberger sagt zu den Besuchen mit dem felligen Fre<strong>und</strong>: „Wir möchten Gutes für Bremen tun <strong>und</strong> die Stadt mit Ernies Geschichten bereichern.“ Dabei sei es das größte Anliegen, den Menschen mit der Geschichte des Vierbeiners eine Freude zu bereiten <strong>und</strong> ihnen Hoffnung zu schenken. Bis heute setzt der Maine-Coon-Kater alleine keine Pfote aus dem Haus, seine geliebten Katzeneltern wollen immer mit dabei sein. Die beiden Katzenhalter betonen, dass vor jedem Besuch tierfre<strong>und</strong>liche Bedingungen sichergestellt werden müssen, da Ernies Wohl an erster Stelle stehe. Die großen Highlights des Katers waren bis jetzt ein Besuch in der Bremischen Bürgerschaft <strong>und</strong> im St. Petri Dom, denn dort sind Katzen sonst nicht erlaubt. Zu allen Terminen fährt der <strong>kl</strong>eine „Löwe“ übrigens mit der Bremer Straßenbahn, dafür hat er sogar seine eigene K<strong>und</strong>enkarte. Ebenso besitzt er einen Mitgliedsausweis für das Staatsarchiv <strong>und</strong> gehört zu den Fre<strong>und</strong>en des Overbeck-Museums <strong>und</strong> zum Belladonna Verein. In Zukunft gibt es für ihn in Bremen noch einiges zu erk<strong>und</strong>en. Ein großer Traum sei schon seit Langem ein Treffen mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte, so die Katzeneltern. Ideal wäre das Bremer Rathaus. Mal schauen, ob Katzenträume wahr werden … Wer Ernie kennenlernen möchte, kann sich unter folgender E-Mail Adresse bei ihm melden: kater-ernie-bremen@web.de. Oder ihm auf Instagram <strong>und</strong> Facebook unter @katererniebremen folgen. (ZR)
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