HANSA 07-2022
RoLo-Neubau · ISF-Tagung · Stena Bulk · Abwasser · Bergung · Schlepper-Wettbewerb · Schiffsmakler-BBQ · Schifffahrtsessen 2022 · 130 Jahre Hurtigruten · Louis Dreyfus
RoLo-Neubau · ISF-Tagung · Stena Bulk · Abwasser · Bergung · Schlepper-Wettbewerb · Schiffsmakler-BBQ · Schifffahrtsessen 2022 · 130 Jahre Hurtigruten · Louis Dreyfus
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
Küsten-Kultur und Hurtigruten-DNA<br />
Die legendäre Reederei Hurtigruten feiert 130-jähriges Jubiläum. Im exklusiven <strong>HANSA</strong>-<br />
Interview spricht CEO Daniel Skjeldam über Post- und Passagierschiffe, neue Technologien<br />
und Konkurrenten sowie Hausaufgaben, Hürden und Fahrten in sensible Ökosysteme<br />
Was macht Ihrer Ansicht nach heute den<br />
den Kern der Marke »Hurtigruten« aus?<br />
Daniel Skjeldam: Mit dieser langen Geschichte<br />
und Tradition ist Hurtigruten<br />
längst Teil der Kultur an der norwegischen<br />
Küste geworden. Seit fast 130 Jahren<br />
verbinden unsere Postschiffe die lokalen<br />
Gemeinden und bieten einen zuverlässigen<br />
Service, während die Expeditionsschiffe<br />
von Hurtigruten Expeditions<br />
in die Fußstapfen der bekannten<br />
norwegischen Entdecker treten: Sie<br />
bringen moderne Abenteurer in polare<br />
Gewässer und entlegene Regionen.<br />
130 Jahre sind eine ziemlich lange Zeit.<br />
Worauf, glauben Sie, wären die Gründer<br />
besonders stolz, wenn sie das Unternehmen<br />
heute betrachten?<br />
Skjeldam: Unser Gründer Richard With wäre sicher besonders<br />
stolz darauf, was wir in puncto Nachhaltigkeit erreicht haben:<br />
Daniel Skjeldam<br />
CEO Hurtigruten Group<br />
Unsere Geschäftsentscheidungen sind<br />
immer darauf ausgerichtet, die Reederei<br />
so umweltfreundlich wie möglich zu führen.<br />
Außerdem nutzen wir verschiedene<br />
grüne Technologien, die das Reisen noch<br />
nachhaltiger machen.<br />
Und unser Gründer wäre sicher begeistert<br />
zu sehen, dass unsere Reisen auch einen<br />
wissenschaftlichen Mehrwert bieten, sowohl<br />
für die Forschung als auch für unsere<br />
Gäste. Zum Beispiel sammeln die Postschiffe<br />
während der Fahrt Daten über die<br />
Gewässer, die wir befahren. So helfen wir<br />
Wissenschaftlern, die norwegische See<br />
besser zu verstehen. Auch auf den Expeditionsschiffen<br />
sind immer Experten an<br />
Bord. Die Teams werden für jedes Reiseziel<br />
individuell zusammengestellt, um den<br />
größten wissenschaftlichen Mehrwert zu<br />
bieten, den unsere Gäste in den schiffseigenen Science Centern<br />
hautnah miterleben können. In »Citizen-Science«-Projekten<br />
können sie sich außerdem aktiv beteiligen.<br />
Die »Vesteraalen« nahm 1893 ihrenDienst auf der Route auf<br />
Alles begann mit Richard With ...<br />
Richard With heißt der Mann, der den Stein für das heute<br />
als »Hurtigruten« bekannte Unternehmen ins Rollen<br />
brachte. Man schrieb das Jahr 1893, als sein Dampfschiff<br />
»Vesteraalen« an der norwegischen Küste in Dienst gestellt<br />
wurde.<br />
Seinerzeit war die 780 sm lange Strecke von Bergen nach<br />
Kirkenes eine vielbefahrene Route für den Transport von<br />
Gütern und Menschen, bedient von allen Schiffstypen von<br />
Dampfschiffen bis hin zu »Jakts« mit nur einem Segel. Eines<br />
der Probleme war aber seit jeher die unzureichende<br />
Anzahl an Fahrten und nicht zuletzt die mangelnde Zuverlässigkeit<br />
der Dienstleistungen. Weil zudem nur selten bei<br />
Nacht gefahren wurde, war die Reise ziemlich lang.<br />
Den Behörden gefiel das nicht, sie starteten das, was man<br />
heute eine Ausschreibung nennen würde. Reedereien wurden<br />
aufgefordert, Angebote für den Betrieb einer Expressroute<br />
zwischen Trondheim und – je nach Jahreszeit<br />
– Tromsø beziehungsweise Hammerfest anzubieten. Ein<br />
nicht ganz unwichtiges Detail: Zu jenem Zeitpunkt gab es<br />
nördlich von Trondheim nur 28 Leuchttürme, was nächtliche<br />
Fahrten sehr riskant machte.<br />
Damit sind wir zurück bei Richard With aus Stokmarknes<br />
in Nordnorwegen. Er zeigte sich interessiert und schuf mit<br />
der »Vesteraalen« eine regelmäßige Seeverbindung. Angeboten<br />
wurden wöchentliche Abfahrten, zunächst von<br />
Trondheim nach Hammerfest und später von Bergen nach<br />
Kirkenes, wobei für die letztere Strecke nur sieben Tage benötigt<br />
wurden. Diese Verbindung erhielt den Namen »Hurtigruten«<br />
– »die schnelle Route«.<br />
Heute transportieren sieben Küstenschiffe von Hurtigruten<br />
nach wie vor Güter und Gäste – jeden Tag legt ein Schiff in<br />
Bergen ab – die norwegische Küste entlang zu 34 täglichen<br />
Anlaufhäfen.<br />
<br />
32 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>07</strong> | <strong>2022</strong>