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HANSA 07-2022

RoLo-Neubau · ISF-Tagung · Stena Bulk · Abwasser · Bergung · Schlepper-Wettbewerb · Schiffsmakler-BBQ · Schifffahrtsessen 2022 · 130 Jahre Hurtigruten · Louis Dreyfus

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />

Die Zahl der Bergungsfälle für die ISU-<br />

Mitgliedsfirmen schwankt zwar, als Mittelwert<br />

gibt Herbert 200 Bergungen im<br />

Jahr an. »Es sind mal etwas mehr, mal etwas<br />

weniger. Alles in allem beobachten<br />

wir über die Jahre aber eine recht stabile<br />

Zahl an Bergungsdienstleistungen«, so<br />

der ISU-Chef. Allerdings nehme dabei<br />

die Zahl der großen Havarien ab.<br />

Abstract: Leadtime for salvage operations becoming longer<br />

While increasing ship sizes dominate public debates around maritime salvage, the industry<br />

itself faces different issues. The revenues of salvage companies are decreasing while<br />

becoming less steady at the same time. This makes it difficult to stay in business and attract<br />

financing for equipment. Availability of equipment is reduced further by salvage<br />

operators feeling the need to charter out assets to ensure stable income. As a consequence,<br />

lead time to mobilize equipment is becoming longer, especially in remote areas.<br />

»Die Frage nach Verfügbarkeit<br />

und Vorlaufzeit ist insbesondere<br />

im Hinblick auf abgelegene<br />

Regionen berechtigt«<br />

James Herbert, ISU<br />

Dafür würden diese auch immer komplizierter,<br />

insbesondere, was Containerschiffe<br />

angehe. Hier war die Größenentwicklung<br />

in den letzten Jahren rasant.<br />

Laut Allianz-Report zeigt sich zudem bei<br />

Containerschiffen und RoRo-Schiffen<br />

wie Autofrachtern ein Trend hin zu<br />

Brandhavarien. Das nennt auch Herbert<br />

als besonders ernstzunehmende Entwicklung,<br />

weil sie nicht zuletzt auch durch den<br />

speziellen Umgang mit den feuergeschädigten<br />

Wracks und Trümmern die<br />

Bergungen zusätzlich verkompliziert.<br />

Während die ISU noch die Daten für<br />

die Jahresstatistik 2021 zusammenstellt,<br />

verweist Herbert auf die Zahlen von 2020,<br />

die bereits deutlich schwächere Umsätze<br />

mit dramatischem Rückgang der Einnahmen<br />

aus Wrackbeseitigung und<br />

Dienstleistungen um fast 38% zeigten. Im<br />

Bereich Wrackbeseitigungen waren die<br />

Umsätze gar um 65% eingebrochen. Das<br />

Geschäft ist ohnehin schwer vorhersehbar,<br />

jährliche Schwankungen sind normal. Jedoch<br />

verstärkt der Trend zu einer geringeren<br />

Anzahl größerer und komplexerer<br />

Fälle diese noch. Das erhöht den wirtschaftlichen<br />

Druck auf die Akteure.<br />

Neben der Konsolidierung macht Herbert<br />

die Diversifizierung als Branchentrend<br />

aus. »Die Unternehmen versuchen<br />

sich so aufzustellen, dass sie stabile Umsätze<br />

außerhalb des maritimen Bergungsgeschäfts<br />

erzielen«, sagt er.<br />

Das sieht Dennis Brand von Brand Marine<br />

Consultants (BMC) nicht als positive<br />

Entwicklung, da damit auch der Trend zu<br />

langfristigen Vercharterung von Gerät einhergehe,<br />

das eigentlich für Bergungseinsätze<br />

schnell verfügbar sein müsste. »Die<br />

Mobilisierungszeit wird länger, die Verfügbarkeit<br />

kürzer«, sagt er. »Der Markt ist<br />

komplett ausgedünnt, was große Bergungs-Player<br />

angeht.« Es gebe allerdings<br />

kein technisches Problem bei der Bergung<br />

großer Schiffe. Vielmehr stelle sich generell<br />

die Frage nach den Mobilisierungszeiten,<br />

weil fast alles Gerät langfristig verchartert<br />

sei. In vielen Gegenden gebe es<br />

beispielsweise keine Bergungsschlepper<br />

mehr, »die einfach da liegen«, so Brand,<br />

der das Problem weniger in der Zahl der<br />

Havarien oder den Gegebenheiten der individuellen<br />

Fälle sieht, sondern vielmehr<br />

in der Finanzierung der Ausrüstung und<br />

der laufenden Projekte. »Die Bergungsunternehmen<br />

finanzieren das alles aus ihrem<br />

Cashflow. Es kann mal monatelang<br />

nichts passieren und dann geht es zwei<br />

Wochen heiß her«, sagt er. Dennoch müssten<br />

die Firmen Leute und Ausrüstung vorhalten.<br />

»<br />

»Es braucht Risikofinanzierer,<br />

die bereit sind, sich darauf<br />

einzulassen«<br />

Dennis Brand, BMC<br />

Beim chinesischen Modell mit Staatsunterstützung<br />

ist es egal, ob ein<br />

Schwimmkran oder Schlepper eingesetzt<br />

wird oder in Warteposition liegt. Er ist ja<br />

schon bezahlt«, so Brand. Es brauche Risikofinanzierer,<br />

die bereit seien, sich darauf<br />

einzulassen. Banken seien Aufgrund<br />

von Finanzierungsrichtlinien und der<br />

Aussicht auf unsichere Umsätze dazu<br />

heute nicht mehr bereit. So könne man<br />

beobachten, dass immer öfter chinesische<br />

Bergungsunternehmen zum Zug<br />

kämen, auch das sei ein Trend, der sich<br />

verstärken könnte.<br />

Diese Gemengelage und immer sicherer<br />

werdende Schiffe könnten das Problem<br />

in Zukunft noch verschärfen – für<br />

Bergungsunternehmen, Versicherer und<br />

Schiffseigner. Eine Aufgabe für den Staat<br />

oder für einen speziellen Salvage-Fonds?<br />

Ein Patentrezept fehlt bislang. <br />

<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>07</strong> | <strong>2022</strong><br />

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