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MQ Herbst 2022 red

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OLDENBURGER MÜNSTERLAND

Zwei Naturschutzgebiete im

Waldgebiet Ahlhorner Fischteiche

Gleich zwei Naturschutzzonen liegen im

Waldgebiet der Ahlhorner Fischteiche.

Eines davon ist der „Urwald Baumweg“,

der bereits seit 1938 unter Naturschutz

steht. Die Bezeichnung „Urwald“ ist vielleicht

etwas irreführend. Echte, primäre

Wildnis, von Menschen völlig unberührte

Natur, gibt es in Deutschland so gut wie

gar nicht mehr. Der „Urwald Baumweg“

ist demnach ein Naturwald mit bis zu

300 Jahre alten Eichen, der seit über 120

Jahren sich selbst überlassen ist. Keine

Motorsäge rückt zur Holzgewinnung

oder zur Beseitigung von Sturmschäden

an. Stattdessen bilden uralte Eichen,

Buchen und Totholz fast schon eine

mystische Kulisse.

Diese „Urwälder von morgen“ sind nach

alter Schule der Waldwirtschaft sinnlos.

Kein Holzerwerb, kein Nutzen. Heute

sieht man das glücklicherweise anders,

erklärt Wibeke Schmidt. Schon vor

dreißig Jahren hat man in der niedersächsischen

Forstwirtschaft umgedacht.

Zwar muss der Wald den großen Bedarf

der Menschen an Holz decken. Doch die

Aufgabe des Waldes ist vielseitiger. Er

ist Erholungsraum für die Menschen,

Lebensraum für Pflanzen und Tiere und

CO2-Speicher. Die Naturwälder lehren die

Forstleute vieles über Wälder im Wandel

des Klimas. Und wie man mit dem Wald

am besten umgeht. Nur durch Beobachten

und in Ruhe lassen. Sonst nichts.

Der „Urwald Baumweg“ liegt, von der

B213 kommend, zwischen den Straßen

„Zu den Fischteichen“ und „Am Baumweg“.

Ein anderes, menschengemachtes Problem,

das mit dem Klimawandel nichts zu

tun hat, ist die Entsorgung von Gartenabfällen

in Wäldern und der weltweite

Transport von nicht heimischen Pflanzen.

Zum Beispiel für Botanische Gärten oder

den versuchsweisen Anbau von Bäumen

aus anderen Teilen der Welt ins Land geholt,

richten sie über Gartenabfälle und

Flora-Fauna-Habitat

- seltener Lebensraum

Ein zweites Naturschutzgebiet liegt rund

um die Teichwirtschaft und entlang der

Lethe, die die Teiche mit Wasser versorgt.

Schützenswerte Zugvögel machen hier

auf ihrer Durchreise „Boxenstopp“.

Über 200 Vogelarten fühlen sich hier

heimisch. Viele der hier vorkommenden

Ufer- und Wasserpflanzen stehen auf der

roten Liste, sind geschützt. Auch seltene

Libellen- und Schmetterlingsarten finden

gute Lebensbedingungen. Von Orten

wie diesen gibt es nicht mehr viele. Nun

könnte man sagen, was interessiert mich

die Libelle, wenn es doch genug anderes

Insektengetier in der Luft gibt. Tatsächlich

weiß man heute, dass Artenvielfalt

- Biodiversität - ein Zeichen für ein

vielfältiges und stabiles Ökosystem ist.

Robust gegenüber Krankheiten, Stress

und Sturm durch Klimawandel. Denn

Stress wie Hitze und Wassermangel ist

es, der den Bäumen zusetzt. Ein gesunder

Baum kann sich gegen natürliche Feinde

wehren. Ist ein Baum geschwächt, haben

Schädlinge ein leichtes Spiel.

die Verbreitung durch Wind und Tiere

großen Schaden an. Vermehren sich die

Fremdlinge in den Wäldern, verdrängen

sie heimische Pflanzen und verbreiten

Schädlinge. Das Eschenwaldsterben ist

auf genau solche Vorgänge zurückzuführen.

Ein importierter Pilz rafft ganze

Wälder mit Eschen dahin.

Ein natürliches Gleichgewicht ist Voraussetzung

für Artenvielfalt. Behutsam

versucht deshalb die moderne Forstwirtschaft,

einem Ungleichgewicht vorzubeugen.

Gegen die zunehmende Wucht

des Klimawandels können die Forstleute

allerdings alleine nicht viel ausrichten.

Höchstens den Schaden begrenzen. Und

sich für einen anderen Umgang mit natürlichen

Ressourcen einsetzen. Für ein

Umdenken in Wirtschaft und Bevölkerung.

Neben Wertschätzung des Waldes

und einem achtsamen Umgang kann

jeder selbst aktiv werden, um Wälder

zu schützen. Monetär könnte man über

den Kauf der Klimaaktie die Aufforstung

zerstörter Wälder unterstützen. Wie im

Harz, wo nach heftigen Stürmen, Hitze

und Trockenheit der Borkenkäfer mit

seiner zerstörerischen Gefräßigkeit dort

nicht mehr aufzuhalten ist. Dieser Wald

ist verloren. „Erst kommt der Sturm,

dann kommt der Käfer“, bringt Wibeke

Schmidt es auf eine einfache Formel.

Auch verändertes Verhalten im Alltag

kann viel Gutes bewirken. Zum Beispiel

die Verringerung des persönlichen

CO2-Ausstoßes, eine naturnahe Gartengestaltung

statt Schotterbeete oder

großflächigem „Golfrasen“ und natürlich

der Verzicht auf einen eigenen Pool und

andere verschwenderische Wassernutzung.

Links ein Douglasienzapfen,

rechts daneben ein Fichtenzapfen

Gartenabfälle und Exoten

richten im Wald großen Schaden an

Dem Wald ist es übrigens egal, wieviele

Menschen sich in ihm tummeln. Hauptsache,

sie bleiben auf den für sie vorgesehenen

Wegen und hinterlassen ihn so,

wie sie ihn vorgefunden haben.

www.landesforsten.de

www.nlwkn.de

Ausgabe Herbst 2022 mq | 13

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