MQ Herbst 2022 red
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ERNEUERBARE ENERGIEN
Durch Kombikraftwerke werden
die Stromnetze optimal genutzt.
unterschiedliche Hauptleistungszeiträume
und ergänzen sich dadurch.
Während Windenergieanlagen im
Winterhalbjahr ihre größten Energieerzeugungsmengen
erreichen, ist dies bei
den Photovoltaikanlagen im Sommerhalbjahr
der Fall. Durch die netztechnische
Verknüpfung von Windenergieanlagen
und Photovoltaikanlagen zu
sogenannten Kombikraftwerken können
fluktuierende Zeiten der Wind- und
Sonnenenergie weitestgehend ausgeglichen
werden. Gleichwohl sind kleine,
mittlere und große Stromspeicher für
eine kontinuierliche Energieversorgung
sowie stabile Verteilnetze dringend
erforderlich. Vom Batteriespeicher über
brennstoffzellenbetriebene Wasserstoffspeicher
sowie wasserstoffbetriebene
Turbinenkraftwerke bis hin zu den
altbewährten Pumpspeicherkraftwerken
sollten Speichermedien geschaffen
werden, um Strom aus Überkapazitä-
ten der Wind- und Sonnenenergienutzung
aufzunehmen und bei Bedarf wieder
abzugeben. So wird das Abregeln der
Energieerzeugungsanlagen vermieden.
Dem sogenannten grünen Wasserstoff
wird in der künftigen Energie- und Klimapolitik
eine große Bedeutung beigemessen.
Als Energieträger der Zukunft darf er
natürlich nur durch erneuerbare Energien
erzeugt werden. Zu Zeiten großer Energiemengen
durch Volllastbetrieb von Windenergie-
und Photovoltaikanlagen können
Stromüberschüsse zur Wasserstoffherstellung
verwendet werden. Bei der Herstellung
von Wasserstoff, also Spaltung von
Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff
mithilfe der Elektrolyse wird Strom benötigt.
Dadurch entsteht ein Energieverlust,
der sich bei einer Rückverstromung z.B.
durch Brennstoffzellen weiter vergrößert.
Insofern sollte das Einsatzspektrum dem
hohen Energieverlust bei der Transformation
von Wasserstoff gerecht werden. Es
empfiehlt sich ein Einsatz als Energiespeicher
oder als Energieträger für bestimmte
Schlüsselindustrien.
Den größten Anteil des bundesweiten
Endenergieverbrauchs bildet allerdings
nicht die Strom-, sondern mit Abstand
die Wärmeversorgung. Hier spielen die
erneuerbaren Energien bislang nur eine
untergeordnete Rolle. Dabei könnten auch
im industriellen Bereich bereits heute
viele Betriebe mit erneuerbaren Energien
versorgt werden. Selbst bei der energieintensiven
Stahlproduktion könnte fossiles
Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzt
werden. Konzentrierende solarthermische
Anlagen und/oder kaskadierende
Solarthermieanlagen können ebenfalls
zur Wärmeversorgung im Bereich der
Industrie eingesetzt werden. Weitere
große Energieeinsparpotentiale im Bereich
der Wärmeversorgung gibt es bei
den Gebäudeheizungen. Insbesondere
im Altbaubestand, wo nicht selten Heizenergieverbrauchswerte
von 150 – 250
kW/h pro m² und Jahr benötigt werden,
kann durch gezielte energetische Sanierungsmaßnahmen
der Energiebedarf
erheblich gesenkt werden. Dabei sollte
soweit möglich die passive Solarenergie
mit einbezogen werden. Aktiv kann die
Sonnenenergie z.B. durch Photovoltaikanlagen,
Solarthermieanlagen und nach
entsprechender Reduzierung des Heizenergiebedarfes
mittels energetischer
Sanierung der Außenhülle durch Wärmepumpenanlagen
genutzt werden.
Neubauten sollten grundsätzlich im
Plusenergiehausstandard erstellt werden.
Denn Plusenergiehäuser sind in der
Lage, ausschließlich durch die auf ihre
Außenhüllen treffende Sonnenstrahlung
im Jahresmittel nicht nur den eigenen
Strom- und Wärmebedarf inklusive
Ladestation für Elektromobile zu decken,
sondern zusätzlich noch überschüssigen
Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen.
So können auch Städte energieunabhängiger
werden und klimafreundlich
ihren Beitrag zur dringend erforderlichen
Energiewende leisten.
Architekt Dipl.-Ing.
Andreas Henemann, Quakenbrück
Alte und neue Energieerzeugung in direkter Nachbarschaft. Es sind noch
unendlich viele ungenutzte Dachflächen für die Stromgewinnung vorhanden.
Fotos: Andreas Henemann
Ausgabe Herbst 2022 mq | 43