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MQ Herbst 2022 red

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Das Artland-Magazin.

Rika Wittefeld 18) ist Schülerin

des Artland Gymnasiums. Sie

wohnt in Badbergen und hat in

der 12. Klasse im Rahmen einer

Facharbeit bei Dr. Arne Bense

darüber geschrieben, wie sich

die lokalen Buchhandlungen durch das

Internet verändert haben und wie ihre

Zukunft durch das Fortschreiten der Digitalisierung

gestaltet sein wird bzw. schon

verändert ist. Im Exkurs beleuchtet die

Oberschülerin auch die Veränderungen

der lokalen Bücherei.

Rikas Facharbeit umfasst

36 Seiten und hat neun

Wochen, inklusive Literaturarbeit

und Interviews,

in Anspruch genommen.

Wichtig waren dabei das

eigenständige Arbeiten mit

Umfragen bei Konsumenten

und Experten sowie die Formulierung

der Forschungsfrage.

Ihre Literatur fand sie

per Fernleihe bei der Artland

Bücherei in Quakenbrück.

Online-Quellen ergänzten

ihre umfassende Recherche.

„Es war eine Herausforderung

für mich - weil ich eher

ein schüchterner Typ bin- in

Buchläden zu gehen und anzurufen

oder Kontakte über

Mails zu vereinbaren. Aber es war eine

tolle Erfahrung, da alle mir offen und nett

begegnet sind und mitgemacht haben.

Denn ihre Aussagen sind ja ein wichtiger

Bestandteil meiner Arbeit. Ohne diese

Kontakte hätte ich meine Erkenntnisse

nicht gewinnen können“, freut sich die

Autorin über die positive Resonanz auf

Augenhöhe. Dank dieser Arbeit habe sie

mehr als Schulwissen angereichert und

könnte sich sogar vorstellen, eines Tages

journalistisch tätig zu sein.

In ihrem Fazit zeigt Rika Wittefeld

auf, dass sich die Buchhandlungen

in Quakenbrück und Bersenbrück in

vielen Bereichen verändert haben. Die

Digitalisierung hat den Einkauf für die

Händler:innen effizienter und jederzeit

anpassbar, jedoch auch unpersönlicher

gemacht, da der persönliche Kontakt zu

Lieferanten und Großhändlern heute

oft durch Email-Programme wegfällt.

Auffällig ist, dass weniger junge Kunden

den lokalen Buchhandel besuchen und

wie die Umfrage ergeben hat, oft eher im

28 | mq Ausgabe Herbst 2022

Internet bestellen. Die Buchhändler:innen

konnten feststellen, dass Kunden informierter

über Bücher sind und schon mit

konkreten Wünschen in die Buchhandlung

kommen. Gleichzeitig schätzen

Konsumenten:innen das Stöbern im

Laden besonders am lokalen Buchhandel,

erwarten aber schnelle Lieferzeiten.

Durch das insgesamt abnehmende

Kundenvolumen hat der Buchhandel sein

Angebot so angepasst, dass auch andere

Produkte verkauft werden. So kann der

Handel seinen Kunden eine größere

David gegen

Goliath

lokaler Buchhandel

im Focus

von Alexandra Lüders

und Rika Wittefeld

Vielfalt bieten und durch weitere kleine

Verkäufe den Umsatz steigern. Der deutsche

lokale Buchhandel hat im Gegensatz

zu anderen europäischen Buchmärkten

den Vorteil, dass die Buchpreisbindung

ihn in direkter Konkurrenz mit großen

Online- Unternehmen wie Amazon in

preislicher Sicht gleich dastehen lässt.

Die Umfrage ergab jedoch, dass viele

Konsument:innen diese Sachlage nicht

kennen und ein Irrglaube vorhanden ist,

dass der Online-Buchhandel günstiger

sei. Klar wurde, dass die Werbemaßnahmen

sehr unterschiedlich angepasst wurden,

jedoch analoge Werbemaßnahmen

wie Anzeigen in der Zeitung als nicht so

sinnvoll wie früher angesehen werden.

Eigene Accounts in den sozialen Medien

können Kunden, besonders jüngere, auf

das Angebot aufmerksam machen und

ein leichtes Bestellen von Büchern ermöglichen.

Mit Hilfe von Einschätzungen

der Buchhändler:innen und Wirtschaftsanalysen

können Prognosen über die

Zukunft des lokalen Handels aufgestellt

werden. Klar wird, dass der lokale Buch-

handel sich verändert hat und sich auch

weiter verändern muss, um mit wachsenden

Online-Händler:innen mithalten zu

können. Der Exkurs hat gezeigt ..., dass

die Digitalisierung hier den Bürger:innen

viele neue Möglichkeiten bietet, sich

über das Angebot zu informieren, sich zu

bilden und kostengünstig Bücher auszuleihen,

was vorher platzbedingt nicht

möglich war. …Auch die Bücherei nutzt

die sozialen Medien, sie teilen Inhalte

regelmäßig auf Instagram und Facebook

mit und aktualisieren ihre Website. …

Besonders Facebook ist ein wichtiger

Werbeplatz, da dort vor allem junge

Mütter die Inhalte (Kinderbücher)

sehen. … Die Digitalisierung bringt

für Büchereien, die sich auch besonders

auf Fachliteratur spezialisieren

und ein größeres Angebot bieten

wollen, sehr viele neue Möglichkeiten.

Durch Plattformen wie Munzinger

ist es Büchereien möglich, ihren

Kunden eine sehr große Auswahl an

Fachliteratur anzubieten“, schreibt

Rika Wittefeld. Sie schließt ihre

umfänglichen Recherchen mit dem

Zitat des Quakenbrücker Buchhändlers

Hermann Korte: „Digitale

Kompetenz wird zukünftig zu einer

Schlüsselkompetenz, denn soziale

und wirtschaftliche Teilhabe ist zukünftig

ohne digitale Teilhabe kaum

mehr denkbar.“

Rika Wittefeld hat eine Facharbeit über den lokalen Buchhandel

und das Internet geschrieben.

DATEN UND ZAHLEN

Der Bestand der Artlandbücherei belief sich 2018 auf rund 18

000 Bücher, diese Zahl wird jährlich durch Neuanschaffungen

gesteigert. Im Jahr 2016 schloss sich die Bücherei dem Onleihe-

Verbund Nib24 an, wodurch 122 000 Medien zum Angebot hinzugefügt

werden konnten. Jährlich kamen 11.000 Menschen in die

Bücherei. Der deutsche Buchhandel konnte 2019 mit ungefähr

3310 Betrieben und 26.300 Mitarbeitern einen Umsatz von rund

3,9 Milliarden Euro erzielen. Doch der stationäre Einzelhandel

ist insgesamt in den vergangenen drei Jahren rückläufig, ebenso

wie die begrenzte Zahl der Lesenden, die aber mehr Bücher

kaufen oder ausleihen. Speziell im Jugendbuchbereich ist die

Nachfrage stark gesunken. Statt langer Jugendromane sind

Mangas und Comics gefragt. Im Vergleich zum lokalen Buchhandel

liegen die Umsatzzahlen des Online-Handels ungleich

höher, Amazon gab im Jahr 2018 insgesamt 554,30 Millionen

Euro allein für Werbung aus. Jährlich kommen 80.000 neue

Bücher auf den Markt, die alle gelesen werden wollen. Experten

prognostizieren, dass in den kommenden Jahren bis zu 50.000

Einzelhandelsgeschäfte speziell in dezentralen Lagen (Land)

verschwinden werden. (Quellen Rika Wittefeld)

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