S - Theologische Fakultät - Universität Heidelberg
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PROF. LÖHR/ PROF. HALFWASSEN<br />
S<br />
Do 18-21 Uhr<br />
KiGa I<br />
Philosophische Theologie in der<br />
Spätantike: Ps.-Dionysius Areopagita<br />
Die christliche Rezeption der griechischen Metaphysik erreicht ihren Höhepunkt mit einem Autor,<br />
den wir bis heute nur unter seinem Pseudonym kennen: Dionysius Areopagita. Der Autor gibt vor,<br />
der von Paulus bei seiner Predigt über den unbekannten Gott bekehrte Athener Ratsherr<br />
Dionysius zu sein. Sein Denken aber basiert ganz und gar auf dem Neuplatonismus, und zwar auf<br />
jener späten Form des Neuplatonismus, für die Proklos, der 485 gestorbene »Hegel der Antike«<br />
steht. Die von Proklos mit aller Konsequenz durchgeführte Theorie des absoluten Einen, das in<br />
reiner Transzendenz jenseits des Seins und aller denkbaren Bestimmungen steht und darum<br />
überhaupt nur in Negationen zu umkreisen ist, wendet Dionysius rigoros auf den christlichen Gott<br />
an: das unsagbare Eine ist Gott oder richtiger: die »Übergottheit«. Dionysius wird damit zum<br />
Begründer einer negativen Theologie als dem Versuch, das Unsagbare zu sagen, indem man sagt,<br />
was es nicht ist; Sprache und Denken sollen in ihrem eigenen Vollzug überstiegen werden.<br />
Zugleich aber kennt Dionysius auch eine affirmative Theologie, die bei ihm freilich nur analoge<br />
und metaphorische Bedeutung hat als Vorstufe zur negativen Theologie. Sein Denken blendet den<br />
Weltbezug Gottes nicht aus, versucht ihn aber konsequent auf die Transzendenz hin zu denken:<br />
so ist Gott zugleich alles und nichts, nämlich jenseits von allem. Wirkungsgeschichtlich war dieser<br />
Versuch von größtem Einfluß: unter anderen auf Johannes Eriugena, Meister Eckhart, Nikolaus<br />
von Kues und Angelus Silesius. Neuerdings wird der christliche Platonismus des Dionysius von<br />
philosophischer Seite wieder gewürdigt; auch die Enzyklika Benedikts XVI. »Deus caritas est«<br />
bezieht sich positiv auf ihn. Im Seminar wollen wir die umfangreiche Schrift Über göttliche Namen<br />
in Auszügen und den kurzen Text Über mystische Theologie lesen. Die Teilnahme setzt die<br />
Bereitschaft zur Übernahme eines Referats über einen Textabschnitt voraus; Griechischkenntnisse<br />
der Teilnehmer sind erwünscht. Eine Liste mit Referatsthemen wird rechtzeitig ausgehängt.<br />
LITERATUR:<br />
TEXTAUSGABEN: De divinis nominibus, hg. v. B. R. Suchla, PTS 33, Berlin/ New York 1990; De<br />
mystica theologia, in: De coelesti hierarchia (u.a.), hg. v. G. Heil/ A. M. Ritter, PTS 36, Berlin/<br />
New York 1991. ÜBERSETZUNGEN: Pseudo-Dionysius Areopagita, Über die mystische Theologie<br />
und Briefe, hg. v. A. M. Ritter, BGrL 40, Stuttgart 1994. Pseudo-Dionysius Areopagita, Die Namen<br />
Gottes, hg. v. B. R. Suchla, BGrL 26, Stuttgart 1988; Von den Namen zum Unbenennbaren,<br />
Auswahl und Einl. von E. von Ivanka, Einsiedeln 1956. Kopiervorlagen von Text und Übersetzung<br />
werden rechtzeitig bereitgestellt. LITERATUR: W. Beierwaltes, Platonismus im Christentum,<br />
Frankfurt a. M. 1998, bes. S. 44-84. W. Beierwaltes, Denken des Einen, Frankfurt a. M. 1985. J.<br />
Halfwassen, Plotin und der Neuplatonismus, München 2004.<br />
Zielgruppe: Interessierte im Hauptstudium<br />
Teilnahmevorausetzungen: Griechischkenntnisse; Bereitschaft zur Übernahme eines Referats<br />
Zusätzlicher Arbeitsaufwand pro Woche: ca. 4 h<br />
Leistungsnachweis: Nach Absprache.