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BS 02-2023

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SCHIFFSTECHNIK<br />

Der Kasko des Tankers auf der Helling der China Merchants Jinling Shipyard in China<br />

ein 2,3-fach höheres Tankvolumen benötigt.<br />

Eine Rohrleitung über Deck versorgt<br />

den Tagestank des Methanolgenerators<br />

im Vorschiff. Die beiden Dieselgeneratoren<br />

befinden sich ebenfalls im Bug.<br />

»Graues« Methanol, also herkömmlich<br />

produziert, ist bereits eine übliche Schiffsladung,<br />

der Umgang damit ist also bekannt.<br />

»Grünes« Methanol wird zwar unter<br />

Verwendung regenerativer Energiequellen<br />

(Wind-/Solarenergie) hergestellt,<br />

ist im Handling aber vergleichbar.<br />

Wird Methanol jedoch als Schiffskraftstoff<br />

eingesetzt werden soll, braucht es eine<br />

Freigabe der ZKR von bestimmten<br />

Vorgaben der ES-TRIN. Werden Antriebs-<br />

oder Hilfssysteme mit Brennstoffen<br />

mit einem Flammpunkt von 55 °C<br />

oder darunter betrieben, müssen laut ZKR<br />

Sonderbestimmungen definiert werden.<br />

Die Rechtsrahmen der ZKR und der EU<br />

(RheinSchUO / Richtlinie 2016/1629) gestatten<br />

Abweichungen, wenn damit entweder<br />

Innovationen in der Binnenschifffahrt<br />

gefördert werden oder wenn die bestehenden<br />

technischen Vorschriften<br />

schwierig anzuwenden oder unverhältnismäßige<br />

Kosten verursachen würden (Härtefallklausel).<br />

Für die »Stolt Ijssel« wurde<br />

der erste Fall geltend gemacht.<br />

Um Methanol verwenden zu können,<br />

wurden, so Peter-Jan Zimmerman, mehrere<br />

Vorkehrungen getroffen. In enger<br />

Zusammenarbeit mit Lloyd’s Register habe<br />

man eine so genannte Hazid-Studie<br />

durchgeführt. Unter anderem ist ein separater<br />

Bunkertank aus rostfreiem Stahl<br />

geplant, der an Deck installiert wird. Dazu<br />

kommen ein separates Rohrleitungssystem<br />

aus rostfreiem Stahl und Messsensoren<br />

im separaten Maschinenraum.<br />

Von der ZKR wurden in einer Empfehlung<br />

die Bedingungen festgelegt, unter<br />

denen die nationale Behörde ein Schiffsattest<br />

ausstellen kann. Die Ausnahmegenehmigung<br />

basiert auf den Leitlinien<br />

für die Lagerung von Methanol, die im<br />

Juni 2<strong>02</strong>2 von CESNI (gemeinsames Gremium<br />

der ZKR und der EU) verabschiedet<br />

worden seien. Bisher sind folgende<br />

Auflagen und Inhalte bekannt:<br />

• Für das Fahrzeug liegt eine Risikobewertung<br />

nach Anlage 8 des ES-TRIN vor.<br />

• Das Fahrzeug erfüllt die Anforderungen<br />

der CESNI-Vorschriften für die<br />

Lagerung von Methanol.<br />

• Alle Besatzungsmitglieder sind zu den<br />

Gefahren, zum Einsatz, zur Instandhaltung<br />

und Inspektion des Methanolantriebssystems<br />

zu schulen.<br />

• Alle Daten zum Einsatz des Methanolantriebssystems<br />

sind vom Betreiber zu<br />

erfassen und müssen mindestens fünf<br />

Jahre lang aufbewahrt werden. Die Daten<br />

sind der zuständigen Behörde auf<br />

Anfrage zuzuschicken.<br />

Man habe sich für Methanol entschieden,<br />

weil dieser Kraftstoff relativ einfache<br />

technische Änderungen an Bord erfordere<br />

und gut an Bord eines Tankers im internationalen<br />

Verkehr gebunkert werden<br />

könne, so Zimmerman. »Methanol bietet<br />

uns eine viel größere Flexibilität bei den<br />

Fahrtrouten, und auch den Bunkermöglichkeiten<br />

als Wasserstoff.«<br />

Über Antriebe mit Methanol als Kraftstoff<br />

wurde jüngst auch in Deutschland<br />

berichtet. Das Forschungsschiff »Uthörn<br />

II«, gebaut bei Fassmer in Berne, ist<br />

ebenfalls mit zwei Methanol-fähigen Motoren<br />

ausgestattet. Die Bebunkerung erfolgt<br />

künftig in Bremerhaven, wo als Teil<br />

des Förderprojektes »MariSynfuel« eine<br />

entsprechende Anlage errichtet wird. <br />

Kurze Arbeitspause: Blick auf das Deck der »Stolt Ijssel« im Schneetreiben auf der Werft Den Breejen<br />

© Mercurius Shipping<br />

Binnenschifffahrt <strong>02</strong> | 2<strong>02</strong>3<br />

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