Im Tal der BroklandSau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
37. Rot wie Mohn und Blau wie Kornblumen
An diesem Tag witterte die RegenbogenSau ihre Chance. Es
hatte geregnet und die Blütenblätter des Mohns waren
abgefallen. Schon immer einmal wollte Blaue Feder mit
Pflanzenfarben experimentieren. Sie sammelte die Mohnblätter
ein und kochte daraus einen Farbensud. Sie wollte gerne
Farben aus Kornblumen und Mohnblumen machen und dann
die Blumen damit malen. Die roten Blütenblätter wurden früher
zum Färben von Wein und Sirup benutzt und zur Herstellung
roter Tinte. Sie war überrascht, dass die Saftfarbe, die sie
durch einfaches Zermörsern der Blütenblätter erhielt oder durch
Kochen, eher Purpur-Violett war. Das lag wohl an dem PH-
Wert und an der dunkelblauen Mitte des Mohns. Fügte sie ein
paar Tropfen Seifenlauge in den violetten Mohn, veränderte
sich die Farbe nach Blau. Fügte sie ein paar Tropfen
Essigsäure, wurde der Farbton rot. Die Saftfarbe vermalte sie
direkt auf dem Papier.
Sie versuchte ihr Glück auch mit den blauen Kornblumen,
erhielt beim Mörsern aber nur einen sehr zarten Blau-Ton. Sie
gab etwas Alaun dazu, aber viel intensiver wurde die Farbe
dadurch nicht. In ihrem Garten wuchsen viele Pflanzen, die sie
einluden, mit ihnen sie experimentierte. Ein sattes Gelb erhielt
sie, wenn sie Löwenzahnblüten 15 Minuten mit Alaun köchelte.
Auch ein Farbensud aus Zwiebeln ergab ein leuchtendes Gelb.
Ein sattes Gelb erhielt sie auch von frischen Apfelbaum-
Zweigen.
Um Orange zu gewinnen, eignete sich das Schöllkraut. Alle
Pflanzenteile des Schwalbenkrautes sonderten einen
orangefarbenen Saft ab. Brennnesseln 30 Minuten mit Alaun
geköchelt ergaben einen zarten Gelbgrün-Ton. Die meisten
Farbstoffe waren in den frischen Pflanzen im April enthalten.
Für ein mystisches Blau oder Violett eigneten sich natürlich die
reifen Holunderbeeren. Doch waren sie noch nicht reif. Mit
ihnen ließ sich ein kräftiger Farbensaft herstellen, wenn man
sie kurz mit Wasser aufkochte und durch ein feinmaschiges
Sieb presst. Die Farbtöne changierten zwischen Purpurrot und
Violett. Ein tiefes Violett-Rot erhielt sie auch bei Versuchen
mit den Malven. Hibiskusblüten 15 Minuten mit Alaun geköchelt
ergaben ein Purpur bis Blau-Ton. Um Braun zu bekommen
eignete sich besonders die Walnuss. Die frischen, grünen
Fruchtschalen hackte sie klein und weichte sie über Nacht in
Wasser ein. Dann kochte sie die Schalen unter Zugabe von
Alaun eine Stunde aus und seihte den Saft ab. Je länger sie die
Schalen mit Alaunlösung köchelt, umso tiefer wurde das Braun.
Aus der Rinde der Eiche konnten Braun bis Schwarz-Töne
gewonnene werden. Die Zubereitung war wie bei der Walnuss.
Wegen der Gerbstoffe war die Rinde auch für Tinte geeignet.
Mit allen Farben ließen sich auch Papiere, Stoffe und andere
Naturmaterialien wie Holz einfärben.
Unter Zugabe von Gummiarabikum konnte sie in Muscheln
Aquarellfarben herstellen.
Die RegenbogenSau war glücklich, als sie mit Blaue Feder in
der Küche in alle Farben des Regenbogens tauchte.