Im Tal der BroklandSau
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34. Das Salomonsiegel
Tag der Großen Mutter
Blaue Feder hatte etwas länger geschlafen und wachte bei
Sonnenschein auf. Die KräuterSau rief und wollte mit ihr durch
das Moor streifen. Sie beeilte sich, zog sich rasch an, aß eine
Kleinigkeit und schon ging die Reise los. Sie stromerte Richtung
Gänsekuhle – in der Hoffnung den Adler wiederzusehen. Der
Westwind wehte den Regen vor sich her. Die Schwalben
umkreisten Blaue Feder. Sie hatte Glück und der Regen flog an
ihr vorbei. Sie ging zum Großen Mondsee und beobachtet die
Haubentaucher. Ab und zu wie sie einmal abtauchen, tat gut.
Eine Moormeise sang für sie: ‚Lass los. Du würdest gerne den
Adler sehen. Doch tauche in das Jetzt und nicht in das, was
sein könnte.‘ Blaue Feder ließ los und tauchte in die Blumen am
Wegesrand und in die Wiesenschaumwiese. Sie konnte sich
vorstellen, wie die kleinen Elfen tanzten. Am See mit der Insel
wurde sie in den Birkenwald gezogen. Hier standen sieben
Birken beieinander und tanzten. Ein Hexenbesen hing in den
Zweigen. Die Birken tanzen oft abseits, dort wo sie nicht gesehen
und auch nicht gestört werden. Sie tanzen ihren Tanz, wo der
Eichelhäher zuhause war. Sie setzte sich auf einen Birkenthron
und schloss die Augen: ‚ Gehe mehr nach innen. Öffne Dein
Herz. Der wahre Reichtum liegt in Deinem Herzen. Ihn kannst
Du im Außen nicht finden – noch zeigen.‘ Blaue Feder
entspannte sich und bedankte sich bei den Birken. Sie ging
weiter zur Gänsekuhle und sah keinen Adler weit und breit. Dort
wo eine Birke abgeholzt wurde, standen ein paar
Salomonssiegel. Sie wuchsen gerne dort, wo viel abgeholzt
wurde. Auch bei ihrem kleinen Wald und auf dem Fuchsloch
hatte sie das Salomonsiegel gesehen. Sie begegnete dem
Salomonsiegel jetzt zum dritten Mal und sie hatte sehr viel
Respekt vor dieser Pflanze. Sie strahlte sehr viel Kraft aus. Blaue
Feder kannte sie nicht und näherte sich ihr langsam. Sie setzte
sich zu den Pflanzen. Vor ihrem inneren Auge erschien eine
weiße Frau, die Samen aus einer Schüssel verstreute.
Blaue Feder hatte den Eindruck, die Natur streute ihre Blumen
und Pflanzen dorthin, wo sie gebraucht wurden, von der Natur
selbst, wie auch von den Menschen. Auch in ihrem Garten
wuchsen die Kräuter, die ihr guttaten. Blaue Feder wusste nichts
von Salomon, aber ihr schien diese Blume die weiblichen und die
männlichen Energien auszugleichen, in Einklang zu bringen und
in Frieden. Vielleicht wünschte sich Blaue Feder Erfolg, doch
wusste sie, der wahre Reichtum war nicht im Außen zu finden.
Sie fand ihn nur in ihrem Herzen. Je mehr sie sich für die inneren
Welten öffneten, desto mehr veränderte sich auch ihre äußere
Welt. Darum war es wohl wichtig, sich zu entspannen. Sie konnte
sich Zeit lassen und mit allen Sinnen in die Welt der Pflanzen
eintauchen. Riechen, schmecken, wahrnehmen und fühlen mit
allen Sinnen eintauchen. Blaue Feder ging noch zu einem Ort,
den sie Tierfriedhof nannte. Am Großen Mondsee setzte sie sich
auf die Bank und die Frau vom See setzte sich zu ihr. Sie triefte
vor Wasser und Algen hingen an ihr runter. Sie setzte sich zu
Blaue Feder und nahm sie in den Arm. Es gab nichts, was es
nicht gab. Die ganze Welt war belebt. So saßen sie eine Weile
zusammen. Dann bedankte sie sich und als sie ging, flog ein
Kormoran fort. Als Blaue Feder aus dem Moor kam, fiel ihr der
Himmel auf. Die Wolken strahlten weiß in alle Richtungen. Das
sah schön aus. Die Graue flog an ihr vorbei. Sie hatte auch
anfangs wieder auf dem Feld gesessen, aber Blaue Feder hatte
sie nicht gesehen.