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Im Tal der BroklandSau

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10. KUHLE NR. 13 - Halkyonische Tage

Blaue Feder war auf dem Weg zur Grünen Bank beim Kleinen

Birkensee. Die Birken im Moor waren oft mit Moos bewachsen

und schienen etwas dunkel. Aber auf dem Weg zum Kleinen

Birkensee leuchtete sie Weiß und Schwarz.

Es gab eine Schranke an dem Weg und sie fragte, ob sie

eintreten durfte. Dieses Land gehörte wem. Wenn sie diesen

Weg ging, hörte sie Kinderlachen aus einstigen Tagen. Die

Kinder hatten hier gespielt und ein Floß gebaut, es mit einer

Schnur über den kleinen See gehangelt. Jetzt diente es den

Reihern als Ruheplatz. Überall lagen Teichmuscheln. Woher

kamen bloß die vielen Muscheln, die Blaue Feder im Moor fand?

Mal wieder so eine Frage, die ihr nachging. Es musste schon ein

großer Vogel sein, der sie herbrachte. War es überhaupt ein

Vogel? Sie wusste es nicht, aber vielleicht würde sie es mit der

Zeit ja herausfinden.

Der Weg erzählte nicht nur von Kinderlachen. Er erzählte auch

vom Tod. Blaue Feder fand das Gerippe einer Schlange und

viele Rupf-Plätze. Hier hatte es eine Ente erwischt, dort einen

anderen Vogel. Weiß und Schwarz, Leben und Tod, wie bei den

Birken verband sich die Jugend mit dem Alter. Blaue Feder liebte

seit Kindheitstagen die Birken. Sie erinnerten sie an die endlosen

Wälder in Finnland, in die sie gereist waren. Dort hatte sie sich

einen Löffel aus Birkenholz geschnitzt. Wo der wohl geblieben

war? Als junge Frau besuchte sie einen Birkenbaum in der

Nordheide. Er spendete ihr Trost, wenn sie traurig war.

Sie ging zu ihm, wenn sie Fragen hatte. Oft saß sie an seien

Stamm gelehnt, malte und träumte von den Geschichten, die dort

stattfanden.

Oft stiegen alte Bilder in ihr auf, wenn sie in Heide-Landschaften

unterwegs war. Sie wusste nicht, woher die Bilder kamen. Es

waren wohl Bilder aus vergangen Zeiten. Doch was war mit den

Bildern jetzt? Mutter Erde veränderte sich und vielleicht mit ihr

auch die Geschichten. Was erzählte die Erde jetzt für

Geschichten? Blaue Feder wollte diesen Geschichten lauschen.

Was erzählte ihr das Land? Was erzählten ihr die Birken?

Mit den Birken fing immer etwas Neues an. Blaue Feder spürte,

wie etwas Neues begann. Ihr Herz spürte es. Sie würde

versuchen, die Geschichten ihres Landes zu schreiben. Sie

würde versuchen, was sie empfand in Worte zu fassen. Sie

würde sich nach und nach immer mehr mit Land vertraut machen

und eins werden mit ihm. Vielleicht würde sie ihre Furcht vor dem

Fremden fallen lassen und eintauchen in die Welt dahinter.

Für sie gab es mehrere Welten nebeneinander. Manchmal

erhaschte sie einen Blick in eine andere Welt. Dann ging sie

ganz beseelt nach Hause. Dort, wo die grüne Bank stand,

leuchteten die Birken besonders. Ein Glanz lag hier über dem

kleinen See. Vielleicht, weil die Menschen, denen dieses Stück

Land gehörte, sich um die Tiere sorgten.

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